Dichte und Schrumpfung - Leibniz-Institut für ökologische ...
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<strong>Dichte</strong> <strong>und</strong> <strong>Schrumpfung</strong> – Christiane Westphal IÖR Schriften │ Band 49 • 2008 141<br />
wird davon ausgegangen, dass, aufgr<strong>und</strong> eines Zuzugs sozial schwacher Familien,<br />
die Auslastung der Schulen <strong>und</strong> Kindertagesstätten stabil bei 55 % gehalten werden<br />
kann (RINGEL, WEIDNER 2006, 33).<br />
Für Havelland-Fläming konnte z. B. <strong>für</strong> Gr<strong>und</strong>schulen nachgewiesen werden, dass<br />
erst ab einer Auslastung von etwa 50 % die spezifischen Gesamtkosten pro Schüler<br />
deutlich ansteigen (GUTSCHE 2006, 272). Aus der Analyse von städtischen Einzelbeispielen<br />
folgern KOZIOL et al. (2005, 4f.), dass zumindest bis zu einem Rückgang<br />
der Schülerzahlen um etwa 40 % eine Anpassung der Pro-Kopf-Kosten möglich sei.<br />
Aufgr<strong>und</strong> der landesgesetzlichen Vorgaben der Zweizügigkeit von Schulen könnten<br />
Unterauslastungen, die zu Schulschließungen führen, schon früher erreicht werden,<br />
z. B. im untersuchten Fallbeispiel Schwerin bereits bei einem Rückgang der Schülerzahlen<br />
um 32 %. Als Tragfähigkeitsschwelle von Kinderbetreuungseinrichtung<br />
wird eine Abnahme der Kinder im Alter von 0-10 Jahren um 60 % genannt, bis zu<br />
der die Stabilisierung der Pro-Kopf-Kosten bei Anpassungsstrategien gewährleistet<br />
werden könne (bei Beibehaltung der Norm von mindestens 2 Betreuungspersonen).<br />
In drei von fünf untersuchten Städten seien die Kinderzahlen im betrachteten Zeitraum<br />
bereits um 50 % zurückgegangen, so dass bei einem weiteren Rückgang der<br />
Kinderzahlen kritische Auslastungswerte bei einer Vielzahl von Einrichtungen erreicht<br />
würden.<br />
Um optimale Betriebsgrößen <strong>und</strong> ausreichende Auslastungen von Einrichtungen der<br />
sozialen Infrastruktur wie z. B. Schulen zu ermöglichen sowie zusätzlichen Aufwand<br />
<strong>für</strong> den Besuch dieser Einrichtungen zu vermeiden nennen HEZEL et al. (1983, 168)<br />
eine Geschossflächenzahl von 0,3 als untere Grenze der baulichen Verdichtung.<br />
5.2.3 Kriterien angemessener <strong>Dichte</strong>n in schrumpfenden Städten aus<br />
Sicht der sozialen Infrastruktur<br />
Basierend auf der dargestellten Analyse werden als zusammenfassende Ergebnisse<br />
sowohl qualitative Ziele der Versorgung mit sozialer Infrastruktur in schrumpfenden<br />
Städten als auch nach Stadtstrukturtypen differenzierte quantifizierte Zielkorridore<br />
angemessener <strong>Dichte</strong>n aufgezeigt.<br />
Ziele der Versorgung mit sozialer Infrastruktur in schrumpfenden Städten –<br />
qualitative Kriterien<br />
Oberstes Ziel der Versorgung mit sozialer Infrastruktur ist, im Zuge der Daseinsvorsorge,<br />
die flächendeckende Gewährleistung eines Zugangs zu Einrichtungen der<br />
sozialen Infrastruktur. Gerade in Bereichen der Infrastrukturversorgung, in denen es<br />
aufgr<strong>und</strong> des demographischen Wandels zu einer Ausdünnung der Nutzerzahlen<br />
kommt, kann es im Zuge von <strong>Schrumpfung</strong>sprozessen zu Kostensteigerungen,<br />
Schließung von Einrichtungen <strong>und</strong> damit einer erschwerten Erreichbarkeit durch die<br />
Nutzer kommen. BAUMGART (2006, 222) schlägt Prüfverfahren der Sozialverträglichkeit<br />
vor, um die Daseinsvorsorge auch bei <strong>Schrumpfung</strong>s- <strong>und</strong> Stadtumbauprozessen<br />
zu sichern.<br />
Vor diesem Hintergr<strong>und</strong> sind gerade in Stadtstrukturen, in denen ein städtisches<br />
Versorgungsangebot mit entsprechenden Erreichbarkeiten gesichert werden soll,<br />
ungesteuerte <strong>und</strong> disperse <strong>Schrumpfung</strong>sprozesse zu vermeiden. Dies gilt vor allem<br />
<strong>für</strong> gründerzeitliche Gebiete, Zeilenbausiedlungen <strong>und</strong> städtische Einfamilienhausgebiete.