Dichte und Schrumpfung - Leibniz-Institut für ökologische ...
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72 IÖR Schriften │ Band 49 • 2008 <strong>Dichte</strong> <strong>und</strong> <strong>Schrumpfung</strong> – Christiane Westphal<br />
(BMBAU 1983, 18). Der sparsame <strong>und</strong> schonende Umgang mit Gr<strong>und</strong> <strong>und</strong> Boden<br />
wird als wichtiges städtebauliches Ziel angesehen (BMBAU 1986, 62). Als wesentliche<br />
Handlungsfelder zur Lösung des benannten Konfliktes zwischen Wohnraumversorgung<br />
<strong>und</strong> Flächenersparnis werde eine flächensparende Bauweise <strong>und</strong> Erschließung<br />
angesehen (BMBAU 1983, 18f.). Eine zu hohe Verdichtung sollte allerdings<br />
vermieden werden, um die weitere Abwanderung ins Umland zu vermeiden (BMBAU<br />
1983, 18f.).<br />
Eine Möglichkeit den Flächenverbrauch zu reduzieren wird vor allem in einer Erhöhung<br />
der <strong>Dichte</strong> im Ein- <strong>und</strong> Zweifamilienhausbau gesehen (BMBAU 1983, 23). Zumal<br />
Vergleiche zwischen dem tatsächlichen <strong>und</strong> dem zulässigen Maß der baulichen<br />
Nutzung bei dieser Wohnform ergeben haben, dass hier das Maß baulicher Nutzung<br />
häufig nicht ausgeschöpft wird (BMBAU 1986, 111). Durch eine Ausnutzung der zulässigen<br />
Nutzungsmaße im verdichteten Ein- <strong>und</strong> Zweifamilienhausbau ließen sich<br />
zwischen 25 <strong>und</strong> 79 % der Gr<strong>und</strong>stücksfläche <strong>und</strong> bis zu 50 % des Wohnbaulands<br />
einsparen (BMBAU 1983, 18f., 65ff.; 1986, 111).<br />
Vor diesem Hintergr<strong>und</strong> wurden Konzepte <strong>für</strong> den verdichteten Flachbau z. B. in<br />
Form von Atriumhäusern oder Maisonettwohnungen entwickelt, um den als legitim<br />
angesehenen permanent ansteigenden Wohnflächenkonsum pro Kopf auf möglichst<br />
knappen Siedlungsflächen zu realisieren (HECKING et al. 1980, 382f.; HÖFLER et al.<br />
1983, 185ff.). Um auch außerhalb von Hochpreisregionen flächensparende Bauweisen<br />
zu ermöglichen wird darauf gesetzt, die Akzeptanz verdichteter Wohnformen<br />
durch eine gute Gestaltung zu erhöhen (BMBAU 1986, 113; HÖFLER et al. 1983, 185;<br />
SPENGELIN 1983, 160ff.). Die <strong>Dichte</strong>werte dieser vorgeschlagenen Formen verdichteter<br />
Ein- <strong>und</strong> Zweifamilienhausbebauungen liegen bei Geschossflächenzahlen zwischen<br />
0,63 <strong>und</strong> 1,39 (BMBAU 1983, 18f., 65ff.; 1986, 113; HÖFLER et al. 1983,<br />
204ff.) <strong>und</strong> damit zum Teil oberhalb der in der BauNVO 1977 festgesetzten Höchstmaße<br />
einer maximalen GFZ von 1,0 bei dreigeschossiger Bebauung in Wohngebieten<br />
(s. Tabelle 8).<br />
3.3.3 Erste Stagnationstendenzen der Siedlungsflächenentwicklung<br />
In Folge des in den 1980er Jahren - nach der starken Siedlungsflächenexpansion<br />
der 1960er <strong>und</strong> 1970er Jahre - deutlichen Abflachens der Siedlungsflächeninanspruchnahme<br />
(REINBORN 1996, 305) erfolgen erste Auseinandersetzungen mit einer<br />
Entwicklung unter Stagnationsbedingungen. Der Baulandbericht von 1986 wird bereits<br />
vor dem Hintergr<strong>und</strong> einer rezessiven Wirtschaftsentwicklung formuliert: der<br />
Baulandmarkt habe sich beruhigt, es wird nicht damit gerechnet, dass sich der anhaltende<br />
Trend des Landschaftsverbrauchs (von 80 ha täglich zum Anfang der 80er<br />
Jahre) auch in Zukunft fortsetzen wird. Gerechnet wird mit einer starken regionalen<br />
Polarisierung der Baulandnachfrage, mit einem Rückgang der Haushaltszahlen in<br />
einigen Regionen <strong>und</strong> einer Zunahme der Baulandnachfrage in den stark belasteten<br />
Verdichtungsräumen. Vor dem Hintergr<strong>und</strong> des mittelfristig zu erwartenden deutlichen<br />
Rückgangs der Baulandnachfrage sei Bauland im Außenbereich allerdings nur<br />
sehr vorsichtig auszuweisen (BMBAU 1986, 33, 50, 68).<br />
Erstmals werden Fragen der künftigen Tragfähigkeit von Infrastruktureinrichtungen<br />
bei rückläufigen Bevölkerungszahlen <strong>und</strong> zurückgehenden Belegungsdichten gestellt:<br />
„Die allenthalben zu beobachtende rückläufige Bevölkerungsentwicklung stellt<br />
in verschärfter Form die Frage nach den Möglichkeiten des Rückzugs städte-