Dichte und Schrumpfung - Leibniz-Institut für ökologische ...
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<strong>Dichte</strong> <strong>und</strong> <strong>Schrumpfung</strong> – Christiane Westphal IÖR Schriften │ Band 49 • 2008 255<br />
Notwendigkeit der Einbettung in gesamtgesellschaftliche<br />
Entscheidungsprozesse<br />
Entscheidungen über Schwellenkorridore minimaler <strong>Dichte</strong>n können nicht unabhängig<br />
von gesellschaftspolitischen Entscheidungen über erwünschte Siedlungsformen,<br />
Standards der Ver- <strong>und</strong> Entsorgung <strong>und</strong> als angemessen betrachteten Kosten der<br />
Ver- <strong>und</strong> Entsorgung getroffen werden. Werden die Vorteile gering verdichteter/disperser<br />
Siedlungsstrukturen gesamtgesellschaftlich als so hoch eingeschätzt,<br />
dass da<strong>für</strong> deutlich höhere Kosten der Ver- <strong>und</strong> Entsorgung in Kauf genommen<br />
werden, sind deutlich geringere <strong>Dichte</strong>schwellen vorstellbar als diejenigen, die in<br />
dieser Arbeit angegeben sind. Eine Senkung derzeitiger Standards der Ver- <strong>und</strong><br />
Entsorgung würde geringere <strong>Dichte</strong>n bei stabilen Kosten ermöglichen.<br />
<strong>Dichte</strong>schwellen wurden in dieser Arbeit vor dem Hintergr<strong>und</strong> formuliert, bisherige<br />
Versorgungsstandards bei moderaten Kostensteigerungen beizubehalten. Die angegebenen<br />
Schwellenwerte fungieren als Wenn-Dann-Werte. Wenn diese Schwellenwerte<br />
unterschritten werden, dann sind Strukturänderungen erforderlich. Diese<br />
können sich entweder auf siedlungsstrukturelle Ansätze mit dem Ziel der Sicherung<br />
höherer <strong>Dichte</strong>n beziehen oder auf Ansätze ohne Bezug zur Siedlungsstruktur, wie<br />
z. B. die Änderung von Versorgungsstandards oder Änderungen der Kostenstrukturen.<br />
In diesem Kontext ist auch ein zunehmender Ersatz zentraler Ver- <strong>und</strong> Entsorgungssysteme<br />
durch dezentrale Lösungen denkbar. Aus Gründen der Notwendigkeit<br />
ressourceneffizienter Siedlungsstrukturen sollte allerdings ein Mindestmaß an<br />
Verdichtung gesichert werden.<br />
Berücksichtigung weiterer Handlungsfelder des Stadtumbaus<br />
Auch wenn der Stadtumbau mit erheblichen Folgekosten <strong>für</strong> die stadttechnische<br />
Ver- <strong>und</strong> Entsorgung verb<strong>und</strong>en sein kann, so ist es keinesfalls sinnvoll, den Stadtumbau<br />
allein aus Sicht der stadttechnischen Infrastruktur zu steuern. So bestehen<br />
auch Zielvorstellungen, die im Widerspruch zu den stadttechnischen Zielen stehen.<br />
Dies gilt z. B. im Hinblick auf eine ausreichende Freiraumversorgung oder das Angebot<br />
von Wohnformen geringerer <strong>Dichte</strong>n, die von vielen Bevölkerungsgruppen<br />
bevorzugt werden.<br />
Der Stadtumbau ist – so die Zwischenevaluierungen des Programms ‚Stadtumbau<br />
Ost’ (s. Kapitel 4.3) – als interdisziplinäre Aufgabe zu verstehen, bei deren Erfüllung<br />
vielfältige stadtplanerische Belange zu berücksichtigen sind. Ebenso ist den in dieser<br />
Arbeit nicht analysierten Handlungslogiken der verschiedenen am Stadtumbau<br />
beteiligten Akteursgruppen Rechnung zu tragen.<br />
Neben den aus Sicht der Stadttechnik ermittelten Kriterien zur Bestimmung angemessener<br />
<strong>Dichte</strong>n sind somit die in Kapitel 5 aus Sicht weiterer stadtplanerischer<br />
Handlungsfelder (Verkehr, soziale Infrastruktur, Freiraumversorgung, Wohnungsnachfrage)<br />
abgeleiteten Kriterien von besonderer Bedeutung. Vor diesem Hintergr<strong>und</strong><br />
werden in der folgenden Ergebnisdarstellung die Kriterien angemessener<br />
<strong>Dichte</strong>n aus Sicht der Stadttechnik in Beziehung zu diesen Kriterien aus Sicht anderer<br />
stadtplanerischen Handlungsfelder gesetzt.