Dichte und Schrumpfung - Leibniz-Institut für ökologische ...
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144 IÖR Schriften │ Band 49 • 2008 <strong>Dichte</strong> <strong>und</strong> <strong>Schrumpfung</strong> – Christiane Westphal<br />
des demographischen Wandels besonders von einem Rückgang der Nachfrager<br />
betroffen sind. Während z. B. in einem gründerzeitlichen Quartier die fußläufige Erreichbarkeit<br />
des nächsten Kindergartens innerhalb eines Umkreises von 350 m erwartet<br />
wird, kann diese Entfernung in einer Zeilenbausiedlung auch 500 m <strong>und</strong> in<br />
einem Einfamilienhausgebiet 700 m betragen. Auch wird in geringer verdichteten<br />
Ein- <strong>und</strong> Zweifamilienhausgebieten nicht unbedingt von der fußläufigen Erreichbarkeit<br />
einer Gr<strong>und</strong>schule <strong>für</strong> alle Schüler ausgegangen. Geht man vereinfachend von<br />
einer radialen Siedlungsstruktur aus, lassen sich anhand der Mindestausstattung mit<br />
Einrichtungen, deren minimaler Betriebsgrößen sowie der maximalen Entfernungen<br />
die erforderlichen Einwohnerdichten <strong>und</strong> letztlich auch die daraus resultierenden<br />
Bebauungsdichten bei derzeitigen Wohnflächenansprüchen errechnen.<br />
Die angegebenen <strong>Dichte</strong>zielwerte verdeutlichen, dass die Einhaltung der angenommenen<br />
Ausstattungsstandards die Sicherung vergleichsweise hoher <strong>Dichte</strong>n<br />
auch unter <strong>Schrumpfung</strong>sbedingungen erfordern würde. Hervorzuheben ist allerdings<br />
auch, dass gerade bei der Versorgung mit sozialer Infrastruktur vielfältige Alternativen<br />
zur Sicherung dieser Mindestdichten bestehen.<br />
5.3 Freiraumversorgung<br />
Die Zusammenhänge zwischen Freiraumversorgung <strong>und</strong> <strong>Dichte</strong> werden bisher vor<br />
allem vor dem Hintergr<strong>und</strong> von Wachstum <strong>und</strong> Obergrenzen der Verdichtung zur<br />
Gewährleistung einer ausreichenden Freiraumversorgung diskutiert. Daher ist anzunehmen,<br />
dass Entdichtungsprozesse zu einer Verbesserung der Freiraumversorgung<br />
beitragen. Werden die Folgen von <strong>Schrumpfung</strong>sprozessen auf die Freiraumversorgung<br />
genauer betrachtet, ergeben sich Hinweise da<strong>für</strong>, dass ebenso Grenzen<br />
minimaler <strong>Dichte</strong> aus Sicht der Freiraumversorgung existieren, auch wenn sich diese<br />
bisher aufgr<strong>und</strong> mangelnder empirischer Erfahrungen nicht quantifizieren lassen.<br />
Die folgende Analyse ermöglicht die Ableitung von qualitativen Kriterien zur Verbesserung<br />
der Freiraumversorgung im Rahmen von Entdichtungsprozessen.<br />
5.3.1 <strong>Dichte</strong> <strong>und</strong> Freiraumversorgung<br />
Nach einer einleitenden Definition des Begriffs der Freiraumversorgung wird die<br />
Bedeutung der <strong>Dichte</strong> als Einflussfaktor der Freiraumversorgung diskutiert. Dabei<br />
werden private <strong>und</strong> halböffentliche Freiräume einerseits <strong>und</strong> öffentliche Freiräume<br />
andererseits behandelt. Sowohl der quantitative Freiraumversorgungsgrad als auch<br />
die Freiraumqualität werden differenziert nach Stadtstrukturtypen erläutert.<br />
Definition Freiraumversorgung<br />
Freiraumversorgung wird im Rahmen dieser Arbeit definiert als Versorgung der Bewohner<br />
mit zugänglichen, wohnungsnah erreichbaren <strong>und</strong> zur Erholung geeigneten<br />
Grün- <strong>und</strong> Freiflächen. Diese liegen im Siedlungsbereich, sind in der Regel durch<br />
Vegetation bestimmt <strong>und</strong> können <strong>für</strong> Freizeit, Erholung <strong>und</strong> Naturerleben genutzt<br />
werden (KLAFFKE 1995, 443). Zu den Grün- <strong>und</strong> Freiflächen zählen Gärten, Parks,<br />
Spielflächen, Kleingärten, Sportflächen sowie landschaftliche Erholungsflächen. Im<br />
Rahmen der Freiraumversorgung sind die besonderen Freiraumbedürfnisse verschiedener<br />
Bevölkerungsgruppen zu berücksichtigen, ebenso ein differenziertes<br />
System der Versorgung auf Nachbarschafts-, Wohngebiets-, Stadtteil-, Stadt- <strong>und</strong><br />
Stadtregionsebene. Freiräume übernehmen vielfältige Funktionen: stadt<strong>ökologische</strong><br />
Funktionen, stadtgliedernde Funktionen, Erholungsfunktionen, kulturelle <strong>und</strong> soziale<br />
Funktionen, ästhetische Funktionen <strong>und</strong> wirtschaftliche Funktionen. Daher sind sie