Dichte und Schrumpfung - Leibniz-Institut für ökologische ...
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88 IÖR Schriften │ Band 49 • 2008 <strong>Dichte</strong> <strong>und</strong> <strong>Schrumpfung</strong> – Christiane Westphal<br />
urbanisierung <strong>und</strong> Neubauorientierung, durch eine Änderung der sie verursachenden<br />
Rahmenbedingungen in Wohnungs-, Steuer- <strong>und</strong> Verkehrspolitik einzudämmen<br />
(DROß 1996, 2.17; KURTH 2000, 108).<br />
3.5.3 Ausgleich zwischen Kompaktheit <strong>und</strong> Auflösung der Siedlungsstruktur?<br />
Entgegen diesen häufig unversöhnlich nebeneinander stehenden Positionen argumentieren<br />
einige Autoren <strong>für</strong> einen Ausgleich zwischen Kompaktheit <strong>und</strong> Auflösung,<br />
Verdichtung <strong>und</strong> Entdichtung (KÜHN 2000, 24). Angesichts derzeitig gegenläufiger<br />
Entwicklungstrends der Sub- <strong>und</strong> Desurbanisierung einerseits <strong>und</strong> der Reurbanisierung<br />
<strong>und</strong> Revitalisierung andererseits erscheine es nicht sinnvoll „die alte Debatte<br />
um die ‚dichte, steinerne Stadt’ versus ‚aufgelockerte, grüne Stadt’ in modernisierter<br />
Version – ‚kompakte, flächensparende Stadt’ versus ‚Zwischenstadt’ oder ‚Netz-<br />
Stadt’ – wiederzubeleben“ (KÜHN 1998, 506).<br />
Die Modelle sollten entsprechend ihrer Eignung gleichzeitig in unterschiedlichen<br />
Gebieten der Stadt genutzt werden, z. B. die kompakte Stadt bei der Wiedernutzung<br />
von Brachflächen (JESSEN 1999, 504). Es sollte ein Patchwork aus städtischen <strong>und</strong><br />
suburbanen Teilen gestaltet werden (FELDTKELLER 2001, 37ff.).<br />
Erforderlich ist hier<strong>für</strong> die Ermittlung eines aus sozialer <strong>und</strong> <strong>ökologische</strong>r Sicht richtigen<br />
Maßes der Verdichtung (KÜHN 1998, 503). Die Aussagen hierzu sind jedoch<br />
widersprüchlich: HAPPE et al. (1994, 17) nennen als stadt<strong>ökologische</strong> Orientierungswerte,<br />
die sowohl <strong>ökologische</strong> Grenzen der Verdichtung als auch die Notwendigkeit<br />
einer flächen- <strong>und</strong> ressourcensparenden Siedlungsentwicklung berücksichtigen,<br />
Geschossflächenzahlen von 0,6 bis 1,0 <strong>für</strong> aufgelockerte Wohngebiete am<br />
Stadtrand <strong>und</strong> von 1,2 bis 2,4 <strong>für</strong> verdichtete, innenstadtnahe Wohn- <strong>und</strong> Mischgebiete.<br />
Unter Abwägung der Vor- <strong>und</strong> Nachteile der Verdichtung verweist KÜHN<br />
(1998, 502) darauf, dass durch den zusätzlichen Flächenverbrauch <strong>für</strong> Abstands-,<br />
Erschließungs- <strong>und</strong> Ausgleichsflächen bei sehr dichter Bebauung ab einer GFZ von<br />
1,0 die mögliche Flächenersparnis kompensiert werde. Vor dem Hintergr<strong>und</strong>, dass<br />
weder hochverdichtete innerstädtische Gebiete noch flächenaufwendige Einfamilienhausbebauungen<br />
dazu geeignet seien, die Ziele des Flächensparens <strong>und</strong> Bodenschonens<br />
zu realisieren, plädiert Losch <strong>für</strong> mittlere <strong>Dichte</strong>n einer GFZ von 0,7 <strong>und</strong><br />
<strong>für</strong> eine Steigerung der Flächeneffizienz des Einfamilienhausbaus. Weiterhin schlägt<br />
er eine Reduzierung des individuellen Wohnflächenkonsums auf 30 m² pro Person<br />
anstelle von 36 bis 40 m² vor (LOSCH 1992, 101). Aurich benennt einen Korridor<br />
einer GFZ von 0,7 bis 1,2 (AURICH 1997, 65).<br />
3.5.4 <strong>Dichte</strong>ziele der 1990er Jahre im Vergleich<br />
Die folgende Abbildung 22 stellt die <strong>Dichte</strong>ziele der 1990er Jahre vergleichend dar.<br />
Dabei wird deutlich, dass in den 1990er Jahren eine sehr breite Spanne formulierter<br />
<strong>Dichte</strong>ziele besteht, mit tendenziell sehr hohen <strong>Dichte</strong>zielwerten der kompakten<br />
europäischen Stadt <strong>und</strong> niedrigen Zielwerten, die <strong>für</strong> den Umgang mit der Zwischenstadt<br />
genannt werden. Allerdings streuen die <strong>Dichte</strong>ziele auch innerhalb der<br />
verschiedenen Ansätze zum Teil deutlich. Zielwerte von 200 Einwohnern je ha lassen<br />
sich sowohl dem Leitbild der kompakten europäischen Stadt als der Zielstellung<br />
des Ausgleichs von Kompaktheit <strong>und</strong> Auflösung zuordnen. Darin wird deutlich, dass<br />
Zielrichtung <strong>und</strong> deren Operationalisierung in einem quantifizierten Wert zum Teil<br />
auseinander fallen. Im Zuge der zunehmenden gesellschaftlichen Polarisierung sind<br />
auch Ziele der siedlungsstrukturellen Entwicklung immer weniger eindeutig.