Dichte und Schrumpfung - Leibniz-Institut für ökologische ...

228 IÖR Schriften │ Band 49 • 2008 Dichte und Schrumpfung – Christiane Westphal
Tabelle 59: Auswirkungen verschiedener Stadtumbaustrategien
(Eigene Darstellung nach FREUDENBERG, KOZIOL 2003, 29ff.; HERZ et al. 2002, 57)
Stadtumbaustrategie
Kontraktion:
Erhalt hoher
Dichten
Perforation:
Ungesteuerte
Reduzierung
der Dichte
Dispersion:
Neue Siedlungsformen
geringer Dichte
Merkmale
- Konzentration an den Hauptachsen der
Netze
- Nachverdichtung zur besseren Auslastung
vorhandener Infrastrukturen
- Konsequenter Rückbau von außen nach
innen
- Bauliche Nachnutzung hoher Dichte
- Punktueller oder geschossweiser Rückbau
- Abriss umgeben von verbleibender
Bebauung
- Dauerhafte oder temporäre freiraumbezogene
Nachnutzungen bei Rückbau
- Bauliche Nachnutzung deutlich geringerer
Dichte
- Disperser Rückbau
- Flächenhafte Ausdehnung der Siedlungsfläche
mit Bebauungsformen geringerer
Dichte
- Reduzierung der Dichte um mehr als
50%
Einfluss von Stadtstrukturtyp und großräumiger Lage
Auswirkungen auf stadttechnische
Infrastruktur
- Vermeidung von Netzergänzungen oder
Umverlegungen von Leitungen
- Stilllegung von Netzteilen unproblematisch
- Verringerte Netzlänge im Fall der Netzerneuerung
- Steigerung des spezifischen Erschließungsaufwands
- Steigerung der Materialintensität der Erschließung
- Gefahr von Funktionsbeeinträchtigungen
- Kostensteigerung
- Langfristig: Hohe Kosten bei Netzerneuerung
- Erreichen kritischer Funktionsschwellen
- Steigerung des spezifischen Erschließungsaufwands
- Steigerung der spezifischen Materialintensität
der Erschließung
- Hohe Kostensteigerungen
- Langfristig: Sehr hohe Kosten bei Netzerneuerung
Neben der Stadtumbaustrategie ist auch der jeweilige Stadtstrukturtyp für die Auswirkungen
von Dichterückgängen auf die stadttechnische Infrastruktur entscheidend.
Besondere Probleme des Rückbaus ergeben sich bei größeren Gebieten des
industriellen Wohnungsbaus der 1970er Jahre, die durch einen Sammelkanal/Leitungsgang
erschlossen sind, bei dem die Leitungsführung durch die Gebäude
erfolgt (HERZ et al. 2002, 55; INTERVIEW 6; KOZIOL, WALTHER 2002, 2).
Diese Gebiete des industriellen Wohnungsbaus, die derzeit von besonderen Leerständen
betroffen sind, wurden vor dem Hinblick möglichst effizienter Infrastrukturversorgung
geplant. Gerade eine Ausdünnung der günstig zu versorgenden dichten
Wohngebiete hat erhebliche negative Auswirkungen auf die Funktion und Effizienz
der Infrastruktur (HERZ et al. 2005, 8). Somit muss die Stadttechnik auch beim
Rückbau einen hohen Stellenwert haben (INTERVIEW 6). Der Abbruch einzelner Gebäudesegmente
führt gerade in diesem Stadtstrukturtyp zu einem erhöhten Aufwand
für die Umverlegung von Leitungen zur Trassensicherung. Deshalb ist in diesen
Plattenbaugebieten ein Rückbau von den Endsträngen der Netze von besonderer
Bedeutung (HERZ et al. 2002, 55; KOZIOL, WALTHER 2002, 54ff.).
In Altbauquartieren der Blockbebauung hingegen kann, aufgrund des hohen Vermaschungsgrads
der unterirdischen Ver- und Entsorgungsnetze, eine bessere Anpassung
an Bevölkerungs- und Dichterückgänge erreicht werden (HERZ et al. 2002,
54). In Stadtstrukturtypen geringer Dichte, wie der Einfamilienhausbebauung oder