Dichte und Schrumpfung - Leibniz-Institut für ökologische ...
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212 IÖR Schriften │ Band 49 • 2008 <strong>Dichte</strong> <strong>und</strong> <strong>Schrumpfung</strong> – Christiane Westphal<br />
Dabei sind zwei Stufen der Unterauslastung zu unterscheiden:<br />
- Die erste Stufe, nach dem Erreichen einer ersten Funktionsschwelle, beschreibt<br />
einen Zustand, bei dem es zu Qualitätseinbußen <strong>und</strong> Funktionseinschränkungen<br />
kommt, die betriebstechnische Maßnahmen zur Aufrechterhaltung der Funktionsfähigkeit<br />
erfordern.<br />
- Bei einer zweiten Stufe der Unterauslastung, nach Erreichen einer 2. Funktionsschwelle,<br />
ist die Funktionsfähigkeit der stadttechnischen Systeme soweit eingeschränkt,<br />
dass bauliche Maßnahmen <strong>und</strong> somit Investitionen erforderlich werden,<br />
um einen kompletten Funktionsausfall zu vermeiden (HERZ et al. 2002, 52; KOZI-<br />
OL, WALTHER 2006, 261; SIEDENTOP et al. 2006, 113).<br />
Die Funktionsfähigkeit von Trinkwasser- sowie Abwassernetzen ist vor allem von<br />
der Einwohnerdichte abhängig. Sinkt das Aufkommen von Trink- <strong>und</strong> Abwasser in<br />
den Netzen aufgr<strong>und</strong> von Verbrauchsrückgängen, reduziert sich die Fließgeschwindigkeit.<br />
- Bei Trinkwasser besteht dann aufgr<strong>und</strong> der längeren Verweildauer in den Netzen<br />
die Gefahr der Wiederverkeimung. Durch betriebstechnische Maßnahmen<br />
wie Nachchlorung in kritischen Bereichen, Druckstufenänderung <strong>und</strong> Rohrnetzspülungen<br />
kann die Funktionsfähigkeit aufrechterhalten werden. Eine 2. Funktionsschwelle,<br />
gleichbedeutend mit einem vollständigen Funktionsverlust, besteht<br />
nach aktuellen Erkenntnissen bei der Trinkwasserversorgung nicht (SIEDENTOP et<br />
al. 2006, 114). Ein Rückbau dauerhaft stillgelegter Netze ist hier allerdings sinnvoll.<br />
61<br />
- Bei Abwassernetzen kann es zu Ablagerungen, Geruchsbildung <strong>und</strong> Korrosion<br />
kommen. Rückgänge der Auslastung von Kläranlagen können ebenso zu Funktionsbeeinträchtigungen<br />
führen. Zur Vermeidung von Beeinträchtigungen sind<br />
häufigere Kanalreinigungen mögliche betriebstechnische Maßnahmen bei der<br />
Schmutzwasserentsorgung. Bauliche Maßnahmen mit hohem Investitionsaufwand<br />
umfassen vor allem die Querschnittsreduzierungen von Leitungen (FREU-<br />
DENBERG, KOZIOL 2003, 62; HERZ et al. 2002, 52; MARSCHKE 2004, 80).<br />
Bei der Fernwärmeversorgung steigen bei verringerter Wärmeabnahme die<br />
Transportwärmeverluste <strong>und</strong> es reduziert sich der Wirkungsgrad. Bei Dampfnetzen<br />
besteht bei zu geringer Wärmeabnahme die Gefahr eines vollständigen Funktionsverlusts<br />
(FREUDENBERG, KOZIOL 2003, 60). Bei der Fernwärmeversorgung ist bei<br />
geringeren Verbrauchsrückgängen zunächst eine Anpassung der Betriebsweise<br />
möglich, z. B. durch eine Absenkung der Vorlauftemperatur. Die 2. Funktionsschwelle<br />
mit der Erforderlichkeit baulicher Anpassungsmaßnahmen wird lediglich<br />
bei dampfbetriebenen Netzen erreicht (SIEDENTOP et al. 2006, 114). Eine Reduzierung<br />
von 4- auf 2-Leiter-Systeme, ein Umbau von Dampf- zu Heißwassernetzen,<br />
eine Umstellung von Indirekteinspeisung (mit Primär- <strong>und</strong> Sek<strong>und</strong>ärnetzen) auf Direkteinspeisung<br />
(nur Primärnetze) sowie ein Rückbau von Wärmeübergabestationen<br />
sind mögliche bauliche Anpassungsmaßnahmen (FREUDENBERG, KOZIOL 2003,<br />
62; Herz et al. 2002, 52; MARSCHKE 2004, 80).<br />
Bei baulichen Anpassungsmaßnahmen ist allerdings zu berücksichtigen, dass diese<br />
nicht flexibel <strong>und</strong> parallel zu Bevölkerungs- <strong>und</strong> Verbrauchsrückgängen erfolgen<br />
können. Bedingt durch die hohen Investitionskosten, Mindestgrößen von Anlagen-<br />
61<br />
Tel. Auskunft von Jörg Walther, Lehrstuhl <strong>für</strong> Stadttechnik der BTU Cottbus am<br />
09.07.07.