Dichte und Schrumpfung - Leibniz-Institut für ökologische ...
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196 IÖR Schriften │ Band 49 • 2008 <strong>Dichte</strong> <strong>und</strong> <strong>Schrumpfung</strong> – Christiane Westphal<br />
der stadttechnischen Infrastrukturen <strong>und</strong> erläutert, inwiefern die Tarife der stadttechnischen<br />
Infrastrukturen die Kostenunterschiede in Abhängigkeit von der Siedlungsdichte<br />
berücksichtigen.<br />
Kosten der Abwasserentsorgung <strong>und</strong> Trinkwasserversorgung<br />
Besonders <strong>für</strong> den Bereich der Abwasserentsorgung wird dem Zusammenhang<br />
zwischen Kosten <strong>und</strong> Siedlungsdichte eine große Bedeutung beigemessen (SEITZ<br />
2002, 37). Kosten der Abwasserentsorgung werden zu 70-80 % von den Unterhaltungs-<br />
<strong>und</strong> Investitionskosten des Kanalisationssystems <strong>und</strong> im Übrigen durch die<br />
Abwasseraufbereitung, also die Kläranlagen, verursacht (SEITZ 2002, 43f.; PECHER<br />
1992, 652.). Demnach stellt das Kanalnetz einen zentralen Kostenfaktor der Abwasserentsorgung<br />
dar (SEITZ 2002, 40).<br />
In dichter besiedelten Gebieten bestehen höhere Kapital- <strong>und</strong> Betriebskosten je<br />
Meter Kanalnetz, bedingt durch einen höheren Aufwand zur Verlegung <strong>und</strong> Unterhaltung<br />
der Leitungsnetze (REIDENBACH 1989, 98; SEITZ 2002, 46), dargestellt zum<br />
Beispiel in Tabelle 48. In Bezug auf die Kosten je Einwohner werden diese höheren<br />
Kosten allerdings durch die geringeren spezifischen Kanalnetzlängen in dichteren<br />
Siedlungsstrukturen überkompensiert (SEITZ 2002, 46).<br />
Tabelle 48: Kostenkennwerte <strong>für</strong> die Schmutzwasserentsorgung in €/m <strong>und</strong> Jahr<br />
(SIEDENTOP et al. 2006, 145ff.)<br />
Gemeindetyp<br />
Kostenart<br />
gering verdichtet moderat verdichtet verdichtet<br />
Kapitalkosten 10,7 12,8 14,9<br />
Betriebskosten bei Normalbetrieb 3,2 3,84 4,48<br />
Instandhaltung <strong>und</strong> Wartung 1,07 1,28 1,49<br />
Verwaltungskosten 1,07 1,28 1,49<br />
Gesamt 16,04 19,2 22,36<br />
Beim Bau <strong>und</strong> Betrieb von Kläranlagen können in dichter besiedelten Gebieten Skalenerträge<br />
realisiert werden, so dass je Einwohner eine geringere Fixkostenbelastung<br />
anfällt (REIDENBACH 1989, 98; SEITZ 2002, 40). Unter Verweis auf eine Studie<br />
des <strong>Institut</strong>s <strong>für</strong> Abwasserwirtschaft Halbach <strong>für</strong> das Thüringer Ministerium <strong>für</strong><br />
Landwirtschaft, Naturschutz <strong>und</strong> Umwelt stellt SEITZ (2002, 44) dar, dass die Investitionskosten<br />
<strong>für</strong> Kläranlagen je Einwohner in Gemeinden mit 20.000 Einwohnern um<br />
ca. 60 % höher sind als in Gemeinden mit 100.000 Einwohnern. Da die Kosten der<br />
Kläranlagen jedoch nur einen vergleichsweise kleinen Teil der Kosten der Abwasserentsorgung<br />
ausmachen, fallen diese Effekte im Vergleich zur geringeren spezifischen<br />
Netzlänge kaum ins Gewicht (REIDENBACH 1989, 98).<br />
SEITZ geht auf der Basis der Auswertung ingenieurwissenschaftlicher Kostenstudien<br />
<strong>für</strong> die Betriebs- <strong>und</strong> Investitionskosten der Abwasserentsorgung pro Kopf von einem<br />
u-förmigen Verlauf aus, allerdings in einer asymmetrischen Form. Die höchsten<br />
Kosten weisen demnach sehr dünn besiedelte Regionen auf, die geringsten Kosten<br />
solche Regionen/Städte mit mittlerer Einwohnerzahl <strong>und</strong> <strong>Dichte</strong>. 51 In sehr großen<br />
Städten mit einer hohen Bevölkerungsdichte steigen die Kosten der Kanalisation<br />
wieder an, jedoch bei weitem nicht so stark wie in sehr dünn besiedelten Räumen,<br />
51 SEITZ betrachtet es als eine empirisch tragbare Hypothese, die Größe von Gemeinden<br />
<strong>und</strong> Kreisen mit der Bevölkerungsdichte gleichzusetzen.