Dichte und Schrumpfung - Leibniz-Institut für ökologische ...
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214 IÖR Schriften │ Band 49 • 2008 <strong>Dichte</strong> <strong>und</strong> <strong>Schrumpfung</strong> – Christiane Westphal<br />
Für die Trinkwasserversorgung werden betriebstechnische Maßnahmen ab einer<br />
Minderauslastung von 15% angenommen, basierend auf einer nicht repräsentativen<br />
Umfrage von Versorgungsunternehmen (LEHRSTUHL STADTBAUWESEN DER TU<br />
DRESDEN 2002). Bei der Fernwärmeversorgung sind Wirtschaftlichkeitsschwellen<br />
von größerer Bedeutung als Schwellen der technischen Funktionsfähigkeit. Ab einem<br />
Verbrauchsrückgang von 10 % können betriebstechnische Maßnahmen erforderlich<br />
werden (LEHRSTUHL FÜR STADTBAUWESEN DER TU DRESDEN 2002).<br />
Schwellen des Funktionsverlusts, die einen Umbau der Netze erforderlich werden<br />
lassen, sind vor allem bei der Schmutzwasserentsorgung von Bedeutung. In diesem<br />
Bereich stellt eine Auslastung von um die 50 % gegenüber dem Bemessungswert<br />
die Grenze <strong>für</strong> einen ablagerungsfreien Betrieb dar. Bei Unterschreitung einer Auslastung<br />
von 30 % in Bezug zum Bemessungswert droht ein vollständiger Funktionsverlust<br />
(FREUDENBERG, KOZIOL 2003, 59; KOZIOL, WALTHER 2002, 36).<br />
Tabelle 54 fasst Maßnahmen <strong>und</strong> angenommene Funktionsschwellen zusammen.<br />
Der folgende Exkurs zeigt beispielhaft, wie sich die Funktionsbeeinträchtigung infolge<br />
von Bevölkerungs-, <strong>Dichte</strong>- <strong>und</strong> Verbrauchsrückgängen in von <strong>Schrumpfung</strong> betroffenen<br />
Städten auf die stadttechnische Infrastruktur bereits ausgewirkt haben.<br />
Exkurs 20: Funktionsbeeinträchtigungen der stadttechnischen Infrastruktur am Beispiel<br />
der Stadt Cottbus<br />
In den Plattenbaugebieten der Stadt Cottbus hat sich der Fernwärmeabsatz auf ca. 40 %<br />
des Wertes von vor 1989 reduziert, Trinkwasserbedarf <strong>und</strong> Abwasseranfall sind auf etwa<br />
50 % gegenüber der Bemessungsmenge zurückgegangen (KOZIOL, WALTHER 2002, 4). Diese<br />
Rückgänge führen zu Funktionsbeeinträchtigungen, die betriebstechnische Maßnahmen<br />
erforderlich machen.<br />
Bei der Abwasserentsorgung kommt es zu Geruchsbelästigungen <strong>und</strong> steigenden Betriebskosten<br />
<strong>für</strong> die Kanalreinigung als Folge eines Rückgangs des Schmutzwasseranfalls <strong>und</strong><br />
den damit verb<strong>und</strong>enen erhöhten Ablagerungen (EFFNERT 2005; KOZIOL, WALTHER 2002,<br />
18). Auch erste Umbaumaßnahmen werden erforderlich, wie z. B. die Stilllegung einzelner<br />
Leitungen. Unklar sind jedoch die Auswirkungen auf das Gesamtnetz (EFFNERT 2005). Aufgr<strong>und</strong><br />
des Rückgangs der Nachfrage nach Trinkwasser erfolgen zum Teil Spülungen <strong>und</strong><br />
vereinzelt auch Sicherheitschlorungen, um die hygienische Qualität der Trinkwasserversorgung<br />
zu gewährleisten (KOZIOL, WALTHER 2002, 16).<br />
Ebenso sind in einigen Cottbusser Stadtteilen technische Probleme der mit Dampfnetzen<br />
betriebenen Fernwärmeversorgung aufgetreten. Eine Umrüstung in Heißwassernetze ist laut<br />
Aussagen der Fernwärmeversorgung Cottbus GmbH der Stadtwerke nicht zu finanzieren.<br />
Ebenso ergebe sich kaum Spielraum zur Erhöhung des Wärmepreises von 50 € je MWh<br />
(KOZIOL, WALTHER 2002, 20).<br />
8.4 Kostensteigerungen in Folge von <strong>Dichte</strong>rückgängen<br />
Disperse Stadtstrukturen – wie sie häufig im Zuge von <strong>Schrumpfung</strong>s- <strong>und</strong> Stadtumbauprozessen<br />
entstehen – führen mittel- bis langfristig zu hohen Folgekosten <strong>für</strong><br />
die Bereitstellung <strong>und</strong> den Betrieb der stadttechnischen Infrastruktur. Der Umfang<br />
der Kostensteigerung wird wesentlich von der Entwicklung der <strong>Dichte</strong>n bestimmt.<br />
Schätzungen gehen davon aus, dass in etwa ein Drittel der stadttechnischen Folgekosten<br />
vermieden werden können, wenn beim Stadtumbau auf höhere <strong>Dichte</strong>n, optimale<br />
Standorte <strong>und</strong> eine räumliche Bündelung der Bautätigkeit geachtet wird<br />
(SPRINGER 2005). Besonders hoch fällt die Kostensteigerung hingegen dann aus,<br />
wenn Bevölkerungsrückgang <strong>und</strong> disperse Neubautätigkeit zusammentreffen.<br />
(JENSSEN, KARAKOYUN 2005, 90).