Dichte und Schrumpfung - Leibniz-Institut für ökologische ...
Dichte und Schrumpfung - Leibniz-Institut für ökologische ...
Dichte und Schrumpfung - Leibniz-Institut für ökologische ...
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
210 IÖR Schriften │ Band 49 • 2008 <strong>Dichte</strong> <strong>und</strong> <strong>Schrumpfung</strong> – Christiane Westphal<br />
Tabelle 53: Gr<strong>und</strong>lagendaten <strong>für</strong> die Modellierung des Infrastrukturaufwands<br />
(Eigene Berechnung nach BUCHERT et al. 2004)<br />
Merkmale Plattenbaugebiet<br />
Einfamilienhausgebiet<br />
(Dispersion)<br />
Datenquelle<br />
Geschossflächendichte 1,5 0,4 BUCHERT et al. 2004, 21, 38<br />
Geschossfläche je ha NWBL 15.000 4.000 Berechnet<br />
m Netzlänge / m² Geschossfläche 0,026<br />
BUCHERT et al. 2004,<br />
0,075<br />
Anh. 1, 20f.<br />
m Netzlänge je ha NWBL 390 300 Berechnet<br />
Wohnfläche je EW 29,4 40 s. Anhang IV<br />
Geschossfläche je EW 36,8 50 Wohnfläche je EW*1,25<br />
Einwohner je ha NWBL 408 80 Berechnet<br />
m Netzlänge je Einwohner 0,96 3,75 Berechnet<br />
Die verschiedenen Varianten der <strong>Schrumpfung</strong> auf Quartiersebene unterscheiden<br />
sich demnach deutlich im Hinblick auf den resultierenden Infrastrukturaufwand:<br />
- Die Variante der Kontraktion steht <strong>für</strong> einen konsequenten Rückbau von den<br />
Netzenden her <strong>und</strong> erlaubt somit, durch einen Rückbau der Netze proportional<br />
zum Einwohnerrückgang, eine Stabilisierung des spezifischen Infrastrukturaufwands.<br />
- Bei einer Perforation der Siedlungsstruktur müssen die Netze bei halbierter Bevölkerung<br />
hingegen vollständig erhalten bleiben, so dass sich der spezifische Infrastrukturaufwand<br />
verdoppelt.<br />
- Zusätzlich zu einem gleichmäßigen Bevölkerungsrückgang über das gesamte<br />
Gebiet wird bei der Variante der Dispersion davon ausgegangen, dass sich ein<br />
Anteil von 20 % der verbleibenden Einwohner in einem nahe gelegenen Einfamilienhausgebiet<br />
ansiedelt. Durch den zusätzlichen Erschließungsaufwand steigt<br />
der spezifische Erschließungsaufwand je Einwohner bei gleichbleibender Einwohnerzahl<br />
von 3.265 auf 283 %. Bei der Annahme, dass neu besiedelte Einfamilienhausgebiete<br />
in weiterer Entfernung vom bestehenden Netz <strong>und</strong> auch in<br />
deutlich geringeren <strong>Dichte</strong>n errichtet werden, kann der spezifische Infrastrukturaufwand<br />
noch deutlich stärker ansteigen.<br />
Exkurs 19 verdeutlicht, dass analog zum steigenden spezifischen Erschließungsaufwand<br />
auch die Materialintensität der Erschließung bei sinkenden <strong>Dichte</strong>n exponentiell<br />
zunimmt.<br />
Die Modellrechungen <strong>für</strong> die Entwicklung des Erschließungsaufwands der äußeren<br />
<strong>und</strong> inneren Erschließung haben verdeutlicht, dass ungesteuerte <strong>Schrumpfung</strong>s-<br />
<strong>und</strong> Entdichtungsprozesse zu erheblichen Steigerungen des Erschließungsaufwands<br />
führen. Diese können bei sehr starken Bevölkerungsrückgängen <strong>und</strong> Formen<br />
disperser <strong>Schrumpfung</strong> bis zu 72 % auf der Kreisebene <strong>und</strong> sogar bis zu 180 % auf<br />
der Quartiersebene betragen. Zu besonders hohen Steigerungen des Erschließungsaufwands<br />
kommt es gerade auf der Quartiersebene in den Fällen, in denen<br />
zusätzlich zu einer gleichmäßigen Ausdünnung der Siedlungsstruktur noch weitere<br />
Baugebiete in Anspruch genommen werden, <strong>für</strong> die eine stadttechnische Erschließung<br />
erforderlich wird. Da sich, aufgr<strong>und</strong> des langfristigen Erhaltungsaufwands der<br />
stadttechnischen Infrastruktur, die heutige siedlungsstrukturelle Steuerung des<br />
Stadtumbaus langfristig auswirken wird, sollte im Zuge von Stadtumbaumaßnahmen<br />
eine Begrenzung des Infrastrukturaufwands berücksichtigt werden.