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Dichte und Schrumpfung - Leibniz-Institut für ökologische ...

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124 IÖR Schriften │ Band 49 • 2008 <strong>Dichte</strong> <strong>und</strong> <strong>Schrumpfung</strong> – Christiane Westphal<br />

Auch in der aktuellen Planungspraxis werden ÖPNV-basierte <strong>Dichte</strong>modelle entwickelt.<br />

So differenziert der Flächennutzungsplan des Nachbarschaftsverbands Karlsruhe<br />

(NVK) in seinem Zielkonzept „ÖPNV <strong>und</strong> Siedlungsentwicklung“ die Bauflächen<br />

entsprechend ihrer Erreichbarkeit durch den ÖPNV <strong>und</strong> weist ihnen daraufhin<br />

Mindestdichten zu, die zwischen Geschossflächenzahlen von 0,4 <strong>und</strong> 1,1 liegen.<br />

Wohngebiete innerhalb eines Einzugsbereichs von 300 m Luftlinie um eine Stadtbahnhaltestelle<br />

sollten demnach mindestens eine GFZ von 1,0 <strong>und</strong> eine Wohnungsdichte<br />

von 65 Wohnungen je ha Bruttobauland aufweisen (NVK 1999, 117f.;<br />

HUTTER et al. 2004, 43). Das <strong>Dichte</strong>modell der Stadt München unterscheidet <strong>für</strong> den<br />

Einzugsbereich 150/600 m um U-/S-Bahnhaltestellen je nach Lage <strong>und</strong> Qualität der<br />

Gebiete drei <strong>Dichte</strong>klassen anhand der GFZ <strong>und</strong> zwar von 0,9 bis 1,2, von 1,2 bis<br />

1,6 <strong>und</strong> von 1,6 bis 2,4 (STADT MÜNCHEN 1995, 50; HUTTER et al. 2004, 45).<br />

In der Diskussion um tragfähige, kompakte <strong>und</strong> nachhaltige Städte werden auch<br />

kritische Schwellenwerte minimaler <strong>Dichte</strong>n <strong>für</strong> eine fußläufige Erreichbarkeit sowie<br />

<strong>für</strong> einen wirtschaftlichen, energieeffizienten <strong>und</strong> attraktiven öffentlichen Verkehr<br />

genannt: Unter einer <strong>Dichte</strong> von 100 Einwohnern je ha Bruttobauland sei eine wirtschaftliche<br />

Erschließung mit schienengeb<strong>und</strong>enen Massenverkehrsmitteln nur unter<br />

der Nutzung von Zubringerbussen möglich (BREITLING 1974, 66). APEL (1998, 67)<br />

nennt eine minimale <strong>Dichte</strong> von 20 bis 30 Wohnungen je ha Bruttobauland als Untergrenze<br />

<strong>für</strong> die Gewährleistung eines attraktiven <strong>und</strong> effizienten ÖPNV-Angebots.<br />

Nach MARTI, HENZ (2001, 8) gelten Geschossflächenzahlen von 0,3 bis 0,5 als kritischer<br />

Schwellenwert minimaler <strong>Dichte</strong> <strong>für</strong> einen wirtschaftlichen ÖPNV. Für den –<br />

nicht nur auf den ÖPNV bezogenen – gesamten Verkehrsaufwand setzen SIEDEN-<br />

TOP et al. (2006, 217) als Untergrenze eine <strong>Dichte</strong> von 20 Wohneinheiten je ha Bruttowohnbauland<br />

an, bei deren Unterschreitung der spezifische Verkehrsaufwand <strong>und</strong><br />

damit auch der Verkehrsenergieverbrauch stark ansteigt.<br />

BREITLING (1974, 56ff.) definiert als Erreichbarkeitsziel <strong>für</strong> Straßenbahn- sowie Bushaltestellen<br />

500 bis 800 m. Im Einzugsbereich einer Bushaltestelle sind bis zu 2.000<br />

Einwohner erforderlich, im Einzugsbereich einer Straßenbahnhaltestelle 5.000-<br />

7.000 Einwohner. Daraus ergeben sich, bei Annahme einer radialen Siedlungsstruktur,<br />

Einwohnerdichten von 15-40 Einwohnern je ha Bruttowohnbauland <strong>für</strong> eine<br />

Bushaltestelle (entsprechend 20-60 Einwohnern je ha netto), <strong>und</strong> 39-139 Einwohnern<br />

je ha brutto <strong>für</strong> eine Straßenbahnhaltestelle (entsprechend 60-190 Einwohnern<br />

je ha netto). 27<br />

Die Möglichkeiten durch höhere <strong>Dichte</strong>n eine Minimierung des Verkehrsaufwands<br />

zu erzielen, werden allerdings auch bezweifelt. Es wird hervorgehoben, dass ÖPNVbasierte<br />

<strong>Dichte</strong>konzepte an der zunehmenden Dezentralisierung von Siedlungsstrukturen<br />

– verursacht unter anderem durch die Präferenzen der Bevölkerung zugunsten<br />

gering verdichteter Siedlungsstrukturen <strong>und</strong> zur Nutzung des MIV – scheitern<br />

(HOHENADL 1977, 66, SIEDENTOP et al. 2005, 41f.). Neben der <strong>Dichte</strong> sind wei-<br />

27 Die erforderliche Bruttowohndichte (EW/ha brutto) im Einzugsbereich einer Bushaltestelle<br />

lässt sich bei Annahme einer radialen Siedlungsstruktur aus den Angaben zur maximalen<br />

Entfernung <strong>und</strong> zur erforderlichen Mantelbevölkerung im Einzugsbereich errechnen. Wird<br />

von einer radialen Siedlungsstruktur ausgegangen, ergibt sich der Radius (r) bei Annahme<br />

eines Umwegefaktors von 25 % als maximale Wegeentfernung ÷ 1,25. Zur Errechnung<br />

der erforderlichen Bruttowohndichte kann dann die folgende Formel verwendet<br />

werden:<br />

10.000<br />

EW/ha brutto = Mantelbevölkerung × r²π

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