Dichte und Schrumpfung - Leibniz-Institut für ökologische ...
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<strong>Dichte</strong> <strong>und</strong> <strong>Schrumpfung</strong> – Christiane Westphal IÖR Schriften │ Band 49 • 2008 61<br />
Danach wird auf die <strong>Dichte</strong>vorstellungen der DDR eingegangen, anhand der Phasen<br />
der unmittelbaren Nachkriegszeit mit den 16 Gr<strong>und</strong>sätzen des Städtebaus, der<br />
Industrialisierung <strong>und</strong> Verdichtung des Bauens in den 1950er <strong>und</strong> 1960er Jahren<br />
sowie des extensiven Großsiedlungsbaus in den 1970er <strong>und</strong> 1980er Jahren. Die<br />
gesamtdeutschen <strong>Dichte</strong>vorstellungen nach der Wiedervereinigung sind gekennzeichnet<br />
durch den Gegensatz der kompakten europäischen Stadt <strong>und</strong> der dispersen<br />
Zwischen- oder Netzstadt. Es wird dabei kein Anspruch auf eine vollständige<br />
Darstellung der Städtebaugeschichte erhoben, sondern es werden jeweils diejenigen<br />
Leitbilder <strong>und</strong> Entwicklungsphasen hervorgehoben, die <strong>für</strong> die <strong>Dichte</strong>ziele seit<br />
dem 2. Weltkrieg von besonderer Relevanz sind.<br />
Im Rahmen der Diskussion der jeweiligen <strong>Dichte</strong>ziele werden zum einen städtebauliche<br />
Leitbilder <strong>und</strong> Modelle behandelt, mit ihren stadtplanerisch dominanten <strong>Dichte</strong>vorstellungen<br />
<strong>und</strong> bevorzugten Formen der Wohnbebauung unterschiedlicher <strong>Dichte</strong>.<br />
Zum anderen werden die baurechtlichen Vorschriften der Baunutzungsverordnung<br />
in der jeweils gültigen Fassung erörtert, die den baurechtlichen Rahmen der<br />
planerischen Umsetzung von <strong>Dichte</strong>ziele bilden.<br />
Hervorzuheben ist allerdings, dass sich die jeweils realisierten <strong>Dichte</strong>n nicht allein<br />
aus dem Zusammenspiel der stadtplanerischen Leitbilder <strong>und</strong> baurechtlichen Vorschriften<br />
ergeben, sondern vielmehr auch die allgemeinen gesellschaftlichen Rahmenbedingungen<br />
ausschlaggebend sind, wie z. B. die wirtschaftliche Entwicklung<br />
mit ihren Auswirkungen auf den Wohnungsmarkt, die Finanz- <strong>und</strong> Steuerpolitik oder<br />
die Eigentumsstrukturen. So konstatiert z. B. Reinborn,<br />
„dass das Auf <strong>und</strong> Ab der Wirtschaftszyklen <strong>für</strong> die Stadtentwicklung <strong>und</strong> den<br />
Städtebau bestimmender ist als jedes Leitbild oder jede Ideologie“ (REINBORN<br />
1996, 305).<br />
3.1 Die gegliederte <strong>und</strong> aufgelockerte Stadt (1940-1960)<br />
3.1.1 Das Leitbild der gegliederten <strong>und</strong> aufgelockerten Stadt<br />
Die gegliederte <strong>und</strong> aufgelockerte Stadt war das städtebauliche Leitbild der 1940er<br />
<strong>und</strong> 1950er Jahre <strong>für</strong> die B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland, das erst nachträglich, mit der<br />
Veröffentlichung „Die gegliederte <strong>und</strong> aufgelockerte Stadt“ 1957 von Göderitz, Rainer<br />
<strong>und</strong> Hoffmann (GÖDERITZ et al. 1957) seinen Namen erhielt (FÜRST et al. 1996,<br />
22).<br />
Das Leitbild fußt auf der Ablehnung der extrem verdichteten steinernen Stadt der<br />
Gründerjahre <strong>und</strong> weist in seinen Gr<strong>und</strong>zügen eine hohe Kontinuität von der Gartenstadtidee<br />
über das Kaiserreich, die Weimarer Republik, die Ära Blut <strong>und</strong> Boden<br />
der NS-Zeit bis hin zur gegliederten <strong>und</strong> aufgelockerten Stadt der westdeutschen<br />
Nachkriegsgeschichte auf (DURTH 1990, 14f.; HILLEBRECHT 1962, 44ff.) <strong>und</strong> zeichnet<br />
sich vor allem durch Großstadtfeindlichkeit aus. Kritisiert werden:<br />
„Ballung von Wohn- <strong>und</strong> Arbeitsstätten um einen hoch <strong>und</strong> dicht bebauten<br />
Stadtkern, Wohnen in vielgeschossigen Großhäusern, zeit- <strong>und</strong> kraftraubender<br />
täglicher Berufsverkehr in kostspieligen Verkehrsmitteln, riesiger Transportaufwand<br />
auch <strong>für</strong> die tägliche Ernährung <strong>und</strong> sonstige Versorgung, endlich <strong>für</strong> die<br />
nötige Erholung teure künstliche Grünflächen <strong>und</strong> lange Anfahrten, um die freie<br />
Landschaft zu erreichen (...).“ (GÖDERITZ et al. 1957, 9).