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Dichte und Schrumpfung - Leibniz-Institut für ökologische ...

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<strong>Dichte</strong> <strong>und</strong> <strong>Schrumpfung</strong> – Christiane Westphal IÖR Schriften │ Band 49 • 2008 87<br />

ten unterschiedlicher <strong>Dichte</strong> <strong>und</strong> Mischung, aufgegebenen Nutzungen <strong>und</strong> verwilderten<br />

Brachen, Resten von Landwirtschaft <strong>und</strong> Natur, aber auch Diskotheken <strong>und</strong><br />

Billigmärkten (SIEVERTS 1997b, 15, 106).<br />

Die von Venturi verwendete Metapher der Netz-Stadt beschreibt die Herausbildung<br />

neuer netzförmiger <strong>und</strong> linearer Siedlungsstrukturen in Folge der Auflösung der auf<br />

ein Zentrum konzentrierten Siedlungsstrukturen in einer regionalen Stadtlandschaft.<br />

„An die Stelle der dualen Stadt – kompakt in der Mitte, ausgefranst an den<br />

Rändern – tritt eine neue, weniger kompakte Konfiguration mit entsprechend<br />

niedrigeren <strong>Dichte</strong>n. Vielleicht sollte man nicht mehr von De-Urbanisierung <strong>und</strong><br />

von neuen Vororten, sondern von der Suburbanisierung der alten Stadtkerne<br />

als Nebenerscheinung zur Bildung neuer netzförmiger, linearer Städte ausgehen.“<br />

(VENTURI 1999, 56).<br />

Als Ursache der Entstehung dieser dispersen <strong>und</strong> zunehmend peripheren Siedlungsformen<br />

werden vielfältige rationale Standortentscheidungen von Handel, Forschungseinrichtungen,<br />

Kultur- <strong>und</strong> Freizeiteinrichtungen aber auch öffentlichen<br />

Verwaltungen gesehen, die häufig nicht mehr mit der zentralörtlichen Gliederung<br />

übereinstimmen (ARING 2004, 114; SIEVERTS 1997b, 16). Ausschlaggebend seien<br />

interkommunales Konkurrenzdenken, ein Mangel an regionaler Kooperation <strong>und</strong><br />

kommunale Finanzknappheit (SIEVERTS 1997b, 19f.).<br />

Beschrieben wird ein kontinuierlicher Prozess der Entdichtung, in dessen Zug die<br />

verdichteten Städte Einwohner vor allem in Gebiete mit mittlerer bis geringer <strong>Dichte</strong><br />

verlieren (VENTURI 1999, 61). Die Folge sind Siedlungsstrukturen, die eine Wirtschaftlichkeit<br />

der Gr<strong>und</strong>versorgung gefährden, zumal aus Wirtschaftlichkeitserwägungen<br />

gestiegene Mindestgrößen von Einrichtungen einer abnehmenden Bevölkerungsdichte<br />

gegenüber stehen (SIEVERTS 1997b, 21ff., 86ff.).<br />

Sieverts geht, anders als die Verfechter der kompakten Stadt, davon aus, dass sich<br />

die gesellschaftlichen, wirtschaftlichen, kulturellen <strong>und</strong> politischen Voraussetzungen<br />

gewandelt haben, <strong>und</strong> deshalb eine Neuerrichtung der kompakten Stadt nicht möglich<br />

sei (SIEVERTS 1997b, 29f.).<br />

Dennoch werden Ziele zum Umgang mit der Zwischenstadt entwickelt. In diesem<br />

Zusammenhang plädiert Sieverts <strong>für</strong> eine „moderate Verdichtung, wie sie sich etwa<br />

in der <strong>Dichte</strong> des eng gepackten Flachbaus, der Reihenhäuser mit kleinen Gr<strong>und</strong>stücken<br />

<strong>und</strong> des drei- bis viergeschossigen Wohnungsbaus darstellt. Eine maßvolle<br />

Verdichtung der Bebauung gerade in der Zwischenstadt etwa von einer Ausnutzungsziffer<br />

(Bruttogeschossfläche zu Gr<strong>und</strong>stück) von derzeit 0,2 bis 0,3 bei den<br />

üblichen freistehenden Einfamilienhäusern auf 0,4 bis 0,6 <strong>für</strong> Reihen- <strong>und</strong> Doppelhäuser<br />

würde – in Anbetracht der großen in Anspruch genommenen Bauflächen –<br />

zu einer sehr wirkungsvollen Halbierung des Baulandbedarfs führen, ohne die typischen<br />

besonders nachgefragten Wohnqualitäten zu schmälern.“ (SIEVERTS 1997b,<br />

41f.).<br />

Eine Geschossflächenzahl von 0,8 wird als Obergrenze <strong>für</strong> einen <strong>ökologische</strong>n<br />

Ausgleich auf dem Baugr<strong>und</strong>stück sowie <strong>für</strong> eine ausreichende Ausstattung mit sozialer<br />

Infrastruktur <strong>und</strong> Verkehrsanlagen angesehen (SIEVERTS 1997a, 83, 1997b,<br />

42).<br />

Kritisiert werden die Zwischen- <strong>und</strong> die Netzstadt als eine ungerechtfertigte Legitimation<br />

eines weiteren Flächenverbrauchs (KÜHN 2000, 21). Anstelle einer Hinnahme<br />

der siedlungsstrukturellen Tendenzen wird da<strong>für</strong> plädiert, die andauernde Sub-

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