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Dichte und Schrumpfung - Leibniz-Institut für ökologische ...

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<strong>Dichte</strong> <strong>und</strong> <strong>Schrumpfung</strong> – Christiane Westphal IÖR Schriften │ Band 49 • 2008 111<br />

Strukturen dar, durch die Schaffung von Grün- <strong>und</strong> Freiräumen <strong>und</strong> die Integration<br />

neuer Wohn- <strong>und</strong> Eigentumsformen (LÜTKE DALDRUP 2001, 43ff.).<br />

4.2.4 Dispersion<br />

Als Zustandsbeschreibung stellt die Dispersion der Siedlungsentwicklung unter<br />

<strong>Schrumpfung</strong>sbedingungen eine Auflockerung <strong>und</strong> Ausweitung der Siedlungsstrukturen<br />

in doppelter Hinsicht dar:<br />

- erstens nehmen die Nutzungsintensitäten <strong>und</strong> <strong>Dichte</strong>n im Bebauungsbestand der<br />

Städte ab <strong>und</strong><br />

- zweitens dehnen sich die Städte durch die Neuansiedlung von Nutzungen geringer<br />

<strong>Dichte</strong> an den Siedlungsrändern gleichzeitig weiter flächenhaft aus.<br />

Leitvorstellungen einer dispersen Siedlungsentwicklung unter <strong>Schrumpfung</strong>sbedingungen<br />

plädieren da<strong>für</strong>, anstelle einer planerischen Steuerung in Richtung einer<br />

Stabilisierung von Kernen höherer <strong>Dichte</strong> die Nutzungs- <strong>und</strong> Gestaltungspotenziale<br />

verringerter <strong>Dichte</strong>n auszuloten sowie auf deren aktive Inanspruchnahme hinzuwirken.<br />

Ein Beispiel eines solchen Leitbildansatzes bietet die Präriestadt von OSWALT<br />

et al. (o.J.), die im folgenden Exkurs 8 beschrieben wird.<br />

Exkurs 8: Präriestadt als Idee einer dispersen Siedlungsentwicklung in schrumpfenden<br />

Städten<br />

Ausgehend von der Entstehung einer neuen inneren Peripherie beschreiben Oswalt, Overmeyer<br />

<strong>und</strong> Schmidt die Präriestadt, als einen „Hybrid von extensivem Landschaftsraum (Prärie)<br />

<strong>und</strong> Stadt als kompakte Siedlungsform“ (OSWALT et al. o.J., 50). Diese Präriestadt ist<br />

gekennzeichnet durch eine kleinräumige Durchdringung verschiedener Bebauungs- <strong>und</strong><br />

Freiraumtypen, durch ein enges Nebeneinander von mehrgeschossigen Mietwohnhäusern,<br />

neuartigen Eigenheimen <strong>und</strong> agrarisch geprägten Freiräumen (OSWALT et al. o.J., 50). Durch<br />

diesen Kontrast zwischen intensiv <strong>und</strong> extensiv genutzten – oder auch dichten <strong>und</strong> entdichteten<br />

Siedlungsräumen – sollen spannungsreiche Räume entstehen, die mit ihrer Offenheit<br />

neue Nutzungen initiieren (OSWALT et al. o.J., 55).<br />

Die Gestaltungsphilosophie dieser Präriestadt ist das „Weniger ist mehr“ als Aufruf zu einer<br />

Reduktion auf das Wesentliche (OSWALT et al. o.J., 4). Ein Werkzeug des Stadtumbaus entsprechend<br />

der Präriestadt ist die „Extensivierung“, d. h. die Neubesetzung ehemals verdichteter<br />

innerstädtischer Räume mit Nutzungen geringer <strong>Dichte</strong> <strong>und</strong> Intensität, z. B. durch agrarisch<br />

geprägte Freiräume, den Ersatz permanenter durch mobile <strong>und</strong> temporäre Infrastrukturen<br />

oder auch internetbasierte Dienste, temporäre Events sowie die flexible Vergabe leerstehenden<br />

Wohnraums an potenzielle Aneigner (OSWALT et al. o.J., 31f.). „Abreißen“ als<br />

Werkzeug soll <strong>für</strong> die Schaffung neuer Stadtstrukturen <strong>und</strong> neuer Wohntypen genutzt werden.<br />

„Umschichten“ zielt auf eine deutliche Verringerung der Nutzungsdichte z. B. durch<br />

Bauformen, die einen Hybrid zwischen Land- <strong>und</strong> Stadtleben darstellen (z. B. Hybride aus<br />

Einfamilienhaus <strong>und</strong> Scheune, oder Kleinsthäuser mit großer Gr<strong>und</strong>stücksfläche) (OSWALT<br />

et al. o.J., 41). Das „Einfrieren“ vorläufig nicht mehr benötigter Bausubstanz durch bautechnische<br />

Sicherung soll bei Objekten mit langfristigem Potenzial <strong>und</strong> hohem kulturellen Wert<br />

eine spätere Wiedernutzung ermöglichen. Werkzeuge wie „Binden“, das Mieter mit eigentumsähnlichen<br />

Rechten ausstattet oder „Stimulieren“, das eine Schaffung von Nischen <strong>für</strong><br />

spezifische Lebensstile initiieren soll, zielen darauf ab, neue Nutzungen, wenn auch deutlich<br />

geringerer <strong>Dichte</strong>, <strong>für</strong> schrumpfende Stadträume zu generieren (Oswalt et al. o.J., 44ff.).<br />

4.2.5 <strong>Dichte</strong>ziele der Leitbildansätze im Vergleich<br />

Die aufgezeigten Beispiele der in Diskussion befindlichen Leitbildansätze verdeutlichen,<br />

dass es bisher an konsistenten <strong>und</strong> ausgereiften städtebaulichen Leitbildern<br />

<strong>für</strong> schrumpfende Städte im Sinne der vor einem Wachstumshintergr<strong>und</strong> entwickelten<br />

städtebaulichen Leitbilder fehlt (s. Kapitel 3). Vielmehr handelt es sich bisher um<br />

theoretische Modelle, Planungsphilosophien oder kommunale Einzelbeispiele. Loka-

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