Dichte und Schrumpfung - Leibniz-Institut für ökologische ...

Dichte und Schrumpfung – Christiane Westphal IÖR Schriften │ Band 49 • 2008 15
sind, ist für die Fernwärmeversorgung der Rückgang der angeschlossenen Wohnfläche
und damit der Bebauungsdichte ausschlaggebend.
Stadttechnische Infrastruktur und Dichte
Zwischen der stadttechnischen Infrastruktur und der Dichte bestehen vielfältige
Wechselwirkungen, die im Folgenden erläutert werden.
Der spezifische Erschließungsaufwand pro Kopf sinkt bei zunehmender Dichte
und steigt bei abnehmender Dichte.
- Regressionsanalytische Untersuchungen haben ergeben, dass der spezifische
Erschließungsaufwand (als m Kanalisation je Einwohner) bei einem Anstieg der
Einwohnerdichte um 1 % um bis zu 0,3-0,5 % abnehmen kann.
- Während in verdichteten Stadtstrukturtypen (gründerzeitliche Blockbebauung,
Plattenbausiedlungen) der Erschließungsaufwand bei etwa 1 m Kanalisation je
Einwohner liegt, beträgt dieser Aufwand in gering verdichteten Einfamilienhaussiedlungen
das Zwei- bis Siebenfache und in ländlichen dispersen Siedlungsstrukturen
bis zum Zehnfachen.
- Analog zum Erschließungsaufwand nimmt auch die Stoffintensität der Erschließung
mit sinkenden Dichten zu und steigt unterhalb einer Geschossflächendichte
von 0,5 überproportional an.
- Die Fernwärmeversorgung ist auf eine hohe Dichte des Abnahmeaufkommens
(auch als Liniendichte bezeichnet) angewiesen, die mit Hilfe der Wärmebedarfsdichte
ausgedrückt werden kann. Diese ist in verdichteten Stadtstrukturtypen
deutlich höher als in gering verdichteten Ein- und Zweifamilienhausgebieten.
Die spezifischen Pro-Kopf-Kosten für die stadttechnische Ver- und Entsorgung
sinken bei steigender Dichte und nehmen mit abnehmender Dichte zu.
- In Gebieten disperser Siedlungsstruktur ist der hohe einwohnerspezifische Erschließungsaufwand
(in m Leitungsnetz je Einwohner) ausschlaggebend für die
hohen Kosten der infrastrukturellen Ver- und Entsorgung, da das Leitungsnetz
mit 65-80 % der ausschlaggebende Kostenfaktor ist. In Gebieten extremer Verdichtung
steigen die spezifischen Kosten aufgrund des sehr hohen Verlegeaufwands
entsprechend eines u-förmigen Kostenverlaufs wieder an, allerdings nicht
so stark wie in Gebieten geringer Dichten.
- Die Wirtschaftlichkeit der Fernwärmeversorgung ermittelt sich anhand von Wirtschaftlichkeitsgrenzen,
die als Wärmebedarfsdichte angegeben werden. Eine
wirtschaftliche Fernwärmeversorgung ist demnach vor allem in den verdichteten
Stadtstrukturtypen Block und Platte aber auch Zeile möglich.
- Die nach der Dichte variierenden Kosten der infrastrukturellen Ver- und Entsorgung
spiegeln sich bisher jedoch nicht in den Tarifen wider, so dass Bewohner
dichter und damit kostengünstig zu erschließender Gebiete die hohen Kosten in
gering verdichteten Ein- und Zweifamilienhausgebieten mit tragen müssen.
Auswirkungen von Dichterückgängen auf die Stadttechnik
Entsprechend der vielfältigen Wechselwirkungen zwischen Dichte und stadttechnischer
Infrastruktur haben Schrumpfungsprozesse und Dichterückgänge vielfältige
Auswirkungen auf den Aufwand, die technische Funktionsfähigkeit sowie die spezifischen
Kosten der stadttechnischen Ver- und Entsorgung.