Dichte und Schrumpfung - Leibniz-Institut für ökologische ...
Dichte und Schrumpfung - Leibniz-Institut für ökologische ...
Dichte und Schrumpfung - Leibniz-Institut für ökologische ...
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
<strong>Dichte</strong> <strong>und</strong> <strong>Schrumpfung</strong> – Christiane Westphal IÖR Schriften │ Band 49 • 2008 65<br />
angegeben Höchstmaße der baulichen Nutzung zuließ. So war es <strong>für</strong> überwiegend<br />
bebaute Gebiete, also vor allem <strong>für</strong> innerstädtische Sanierungsgebiete, möglich, im<br />
Bebauungsplan von den Höchstmaßen baulicher Nutzung abzuweichen, „wenn<br />
städtebauliche Gründe dies rechtfertigen <strong>und</strong> sonstige öffentliche Belange nicht entgegenstehen“<br />
(§ 17 Abs. 8 BauNVO 1962) (siehe hierzu auch die Ausführungen zur<br />
BauNVO von 1968 in Kapitel 3.2.2).<br />
3.2 Urbanität durch <strong>Dichte</strong> (1960-1975)<br />
3.2.1 Das Leitbild Urbanität durch <strong>Dichte</strong><br />
Die <strong>Dichte</strong>diskussion der 1960er <strong>und</strong> frühen 1970er Jahre wurde bestimmt durch<br />
das städtebauliche Leitbild „Urbanität durch <strong>Dichte</strong>“. Mit seiner Rede vor dem Deutschen<br />
Städtetag 1960 über Urbanität hatte EDGAR SALIN unbeabsichtigt die Diskussionen<br />
in Richtung dieses die Stadtplanung der 1960er Jahre bestimmenden Leitbildes<br />
angestoßen sowie den Namen des Leitbilds motiviert. In dieser Rede setzt SA-<br />
LIN (1960, 325) sich mit Urbanität auseinander <strong>und</strong> betont vor allem die Notwendigkeit<br />
zur aktiven Mitwirkung der Stadtbürgerschaft an der Regierung <strong>und</strong> Gestaltung<br />
der Stadt.<br />
Er beobachtet eine Aushöhlung der Stadt im alten Sinn <strong>und</strong> richtet sich vor diesem<br />
Hintergr<strong>und</strong> gegen eine ‚Entballung’ der Städte <strong>und</strong> betont dabei die Bedeutung der<br />
Kernstadt:<br />
„Entgegen dem heute so beliebten Schlagwort, dass eine Entballung der Städte<br />
notwendig ist, scheint mir ihre vordringliche Aufgabe darin zu bestehen, ihre<br />
Aushöhlung zu verhindern. Nicht die Auflösung der Stadt schafft eine neue<br />
Form, sondern nur die Stärkung des Kerns vermag bis in die äußersten Bezirke<br />
ein neues Leben auszustrahlen. Erst danach wird eine sinnvolle Entballung überhaupt<br />
möglich, <strong>und</strong> erst danach kann ernstlich eine Gründung von Trabantenstädten<br />
erwogen werden, die mehr als bloßes Häuserkonglomerat sind.“<br />
(SALIN 1960, 329).<br />
In der Folge dieser Rede fanden in den Jahren 1963 <strong>und</strong> 1964 in Gelsenkirchen<br />
zwei Tagungen des B<strong>und</strong>es Deutscher Architekten statt mit den Titeln „Gesellschaft<br />
durch <strong>Dichte</strong>“ <strong>und</strong> „Großstadt, in der wir leben möchten“, die eine Kritik am damals<br />
gängigen Leitbild der Entballung <strong>und</strong> Auflockerung ausdrückten. Die Vorstellung<br />
eines „ges<strong>und</strong>en“ Lebens mit Licht, Luft <strong>und</strong> Sonne im Einfamilienhaus forderte Architekten<br />
<strong>und</strong> Stadtplaner zur Gegenwehr heraus. Wissenschaftlichen Rückhalt zog<br />
diese Position aus der zunehmenden Kritik am Nachkriegsstädtebau, formuliert von<br />
Journalisten, Soziologen <strong>und</strong> Psychologen wie EDGAR SALIN, JANE JACOBS oder<br />
HANS PAUL BAHRDT. Gesucht wurde nach Alternativen zur Auflösung der Großstadt,<br />
nach Wegen, Großstädte <strong>und</strong> Urbanität mit all ihren Negativerscheinungen zu akzeptieren<br />
(BOEDDINGHAUS 1995, 9).<br />
„Nicht allein mit Licht, Luft <strong>und</strong> Sonne, nicht mit aufgelockerten <strong>und</strong> durchgrünten<br />
Städten könne den Bedürfnissen der Bevölkerung entsprochen werden. Nur<br />
in dicht gebauten Städten würden die Menschen die vielfältigen Kontakte finden,<br />
die sie suchten. Unter Verdichtung wurde allerdings nicht nur eine Erhöhung<br />
der Geschossflächenzahlen verstanden. Auch die unterschiedlichen Nutzungen,<br />
die im Nachkriegsstädtebau gemäß einem allzu einfältigen Verständnis<br />
der Charta von Athen weiträumig voneinander getrennt worden waren, sollten<br />
nun in Abkehr von den Gr<strong>und</strong>sätzen der Charta in ein dichtes Gefüge gebracht