Dichte und Schrumpfung - Leibniz-Institut für ökologische ...
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142 IÖR Schriften │ Band 49 • 2008 <strong>Dichte</strong> <strong>und</strong> <strong>Schrumpfung</strong> – Christiane Westphal<br />
In gering verdichteten ländlichen Gebieten sollte allerdings nach alternativen Wegen<br />
der angemessenen Versorgung mit sozialer Infrastruktur gesucht werden. Bereits<br />
heute können in ländlichen Gebieten die in Form von Orientierungswerten festgelegten<br />
Entfernungsnormen nur <strong>für</strong> einen sehr kleinen Anteil der Nutzer gewährleitestet<br />
werden (SIEDENTOP et al. 2006, 82; vgl. Tabelle 28). Wie in Exkurs 11 gezeigt, können<br />
bei Kindergärten (<strong>und</strong> Gr<strong>und</strong>schulen) die Standards der erforderlichen Mindestbetriebsgrößen<br />
reformiert oder auch weitere Entfernungen zur nächsten Einrichtung<br />
akzeptiert werden, allerdings mit den entsprechenden Konsequenzen der Kostensteigerungen.<br />
Diskutiert werden in diesem Zusammenhang Möglichkeiten zur Flexibilisierung von<br />
Angeboten z. B. durch ambulante Dienste von Sozialstationen. Durch diese mobilen<br />
Angebote kann zwar keine dauerhafte Präsenz vor Ort erreicht werden, jedoch eine<br />
Minimalversorgung sichergestellt werden. Das Internet bietet zusätzliche Möglichkeiten<br />
zur Abwicklung von Dienstleistungen der Verwaltung, die keine persönliche<br />
Ansprache erfordern wie z. B. Informationsdienste (ZAPF 2005, 1030). Zwischenlösungen<br />
<strong>und</strong> organisatorische Anpassungen wie z. B. Nutzungsüberlagerungen können<br />
die Möglichkeit bieten, auch bei Rückbau die Versorgungsqualität in einem höheren<br />
Maße zu gewährleisten <strong>und</strong> ggf. veränderten Nachfragestrukturen zu entsprechen<br />
(KOCH 2005, 208).<br />
Trotz dieser Möglichkeiten zur Flexibilisierung der Angebote der sozialen Infrastrukturen,<br />
scheint es letztendlich zielführend, zur Sicherung einer Mindestausstattung<br />
des städtischen Raums die Einhaltung von Mindestdichten anzustreben, die im Folgenden<br />
benannt werden.<br />
Zielwerte angemessener <strong>Dichte</strong>n in schrumpfenden Städten aus Sicht der sozialen<br />
Infrastruktur<br />
Trotz der generellen Kritik an Richt- <strong>und</strong> Orientierungswerten <strong>für</strong> die Dimensionierung<br />
von Einrichtungen der sozialen Infrastruktur wird betont, dass solche Werte<br />
auch gerade im Rahmen des Rückbaus von Bedeutung sind (ZAPF 2005, 1030),<br />
z. B. als sozial- sowie finanzpolitische Entfernungsnormen (GUTSCHE 2006, 273).<br />
Angesichts der dargelegten Zusammenhänge zwischen Entfernung, Mindesteinwohnerzahl<br />
<strong>für</strong> die Tragfähigkeit von Einrichtungen <strong>und</strong> Einwohnerdichte könnte<br />
auch, zumindest <strong>für</strong> städtische Gebiete, die Verständigung auf Mindestdichten eine<br />
Alternative darstellen, um die Finanzierbarkeit sozialer Infrastrukturen zu sichern.<br />
Je nach Stadtstrukturtyp mit seiner typischen <strong>Dichte</strong> <strong>und</strong> einem üblichen Ausstattungsstandard<br />
sind hierbei zunächst Ziele festzulegen, welche Ausstattungsstandards<br />
auch unter <strong>Schrumpfung</strong>sbedingungen zu erhalten sind. Diese Standards<br />
beinhalten das jeweilige Einrichtungsangebot, das in einem Strukturtyp erwartet<br />
wird, ebenso wie eine maximale Entfernung bis zur nächsten Einrichtung eines bestimmten<br />
Typs. Dabei wird gr<strong>und</strong>sätzlich von den Angebotsqualitäten städtischer<br />
Strukturen bei weitgehender Beibehaltung derzeitiger Versorgungsstrukturen ausgegangen.