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Dichte und Schrumpfung - Leibniz-Institut für ökologische ...

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232 IÖR Schriften │ Band 49 • 2008 <strong>Dichte</strong> <strong>und</strong> <strong>Schrumpfung</strong> – Christiane Westphal<br />

wird die Sicherung eines Mindestmaßes an Verdichtung, das einen flächenhaften<br />

Rückbau von außen nach innen erfordert (Kapitel 9.1.2). Gerade in dispers besiedelten<br />

Räumen sind Alternativen zu dieser kompakten <strong>Schrumpfung</strong> in Betracht zu<br />

ziehen, wie z. B. eine Umstellung auf dezentrale Versorgungsstrukturen (Kapitel<br />

9.1.3).<br />

9.1.1 Berücksichtigung der Stadttechnik im Stadtumbau<br />

Vielfach wird eine mangelnde Berücksichtigung der stadttechnischen Belange im<br />

Stadtumbau <strong>und</strong> eine vorrangige Steuerung des Stadtumbaus aus Sicht von wohnungswirtschaftlichen<br />

<strong>und</strong> städtebaulichen Lösungen kritisiert. Bei einer Dominanz<br />

der Rückbaukonzepte durch den Hochbau spiele die unterirdische Infrastruktur nur<br />

eine nachrangige Rolle (HERZ et al. 2005, 11). Besonders in der Anfangsphase des<br />

Stadtumbaus wurden weder stadttechnische Belange ausreichend einbezogen,<br />

noch wurden die Ver- <strong>und</strong> Entsorger als aktive Partner in den Prozess des Stadtumbaus<br />

eingeb<strong>und</strong>en (BMVBS, BBR 2007, 61; HERZ et al. 2002, 56f.; MARSCHKE et<br />

al. 2005, 37).<br />

Dies führt(e) häufig zu einem dispersen Schrumpfen <strong>und</strong> damit zu einer mangelnden<br />

Wirtschaftlichkeit <strong>und</strong> technischen Funktionsfähigkeit der stadttechnischen Ver-<br />

<strong>und</strong> Entsorgung (BÖLITZ 2004, 66; FREUDENBERG, KOZIOL 2003, 10). Langfristig<br />

können somit aus wohnungswirtschaftlicher <strong>und</strong> städtebaulicher Sicht günstige Lösungen<br />

zu einer Kostenbelastung führen, die Umsetzungsfähigkeit von Stadtumbaukonzepten<br />

wird gefährdet (FREUDENBERG, KOZIOL 2003, 14). Langfristig kann<br />

der Stadtumbau jedoch nur dann tragfähig sein, wenn funktionsfähige <strong>und</strong> bezahlbare<br />

stadttechnische Infrastrukturen gesichert werden (SPRINGER 2005).<br />

Zwar hat das Problembewusstsein der Stadtplaner <strong>für</strong> die Stadttechnik in jüngerer<br />

Zeit zugenommen (BMVBS, BBR 2007, 62f.; INTERVIEW 2; SCHILLER, SIEDENTOP<br />

2005, 90), <strong>und</strong> die Akteure der Stadttechnik werden zunehmend in Gespräche <strong>und</strong><br />

Entscheidungen eingeb<strong>und</strong>en (INTERVIEWS 1, 7). Auch wurde, reagierend auf die<br />

Kritik einer mangelnden Berücksichtigung der stadttechnischen Infrastruktur in den<br />

Förderprogrammen zum Stadtumbau Ost (SPRINGER 2005), der stadtumbaubedingte<br />

Rückbau der stadttechnischen Infrastruktur als Fördertatbestand in die Städtebauförderung<br />

aufgenommen (s. Exkurs 22). Allerdings erfolgt die Einbindung der<br />

Ver- <strong>und</strong> Entsorgungswirtschaft nicht immer rechtzeitig genug, um eine Kostenoptimierung<br />

aus Sicht der Ver- <strong>und</strong> Entsorger zu ermöglichen (BMVBS, BBR 2007, 62;<br />

INTERVIEWS 1, 5) <strong>und</strong> damit stadttechnische Probleme <strong>und</strong> Folgekosten von vornherein<br />

zu vermeiden (FREUDENBERG, KOZIOL 2003, 13; HERZ et al. 2002, 52).<br />

Aus Sicht der Ver- <strong>und</strong> Entsorger sind dabei vor allem langfristige Bevölkerungsprognosen<br />

sowie valide Konzepte der künftigen siedlungsstrukturellen Entwicklung<br />

erforderlich (FREUDENBERG, KOZIOL 2003, 13; INTERVIEWS 1, 2, 7). Von besonderer<br />

Bedeutung ist, dass dabei solide Entwicklungsannahmen getroffen werden <strong>und</strong> keine<br />

häufig unrealistischen ‚best-case’-Annahmen (FREUDENBERG, KOZIOL 2003, 15).<br />

Vielmehr sollte die ganze Bandbreite zwischen worst-case <strong>und</strong> best-case betrachtet<br />

werden (SPRINGER 2005).<br />

Der Prognosehorizont bis 2020 greift dabei aus Sicht der Versorgungswirtschaft zu<br />

kurz, da die Netze <strong>und</strong> Anlagen der technischen Infrastrukturen nicht auf 10 bis 15<br />

Jahre, sondern eher auf 30 bis 35 Jahre ausgelegt sind (INTERVIEWS 2, 7). Daher ist<br />

ein Planungshorizont mindestens bis 2040 erforderlich, der der Abschreibungsdauer<br />

der Infrastrukturnetze entspricht (KOZIOL, WALTHER 2002, 32). Bei Investitionen in<br />

die Anpassung von Netzen muss zumindest gewährleistet sein, dass die Quartiere

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