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Dichte und Schrumpfung - Leibniz-Institut für ökologische ...

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138 IÖR Schriften │ Band 49 • 2008 <strong>Dichte</strong> <strong>und</strong> <strong>Schrumpfung</strong> – Christiane Westphal<br />

Auswirkungen von <strong>Schrumpfung</strong> <strong>und</strong> demographischem Wandel auf die soziale<br />

Infrastruktur<br />

<strong>Schrumpfung</strong>sprozesse bleiben nicht ohne Auswirkungen auf die Tragfähigkeit von<br />

Einrichtungen der sozialen Infrastruktur. Bei abnehmenden Bevölkerungszahlen <strong>und</strong><br />

Einwohnerdichten ist eine wachsende Diskrepanz der Versorgung unvermeidbar<br />

(SCHÖNING, BORCHARD 1992, 44; GUTSCHE 2006, 271). Anhaltende Bedarfsrückgänge<br />

führen zu steigenden Kosten <strong>für</strong> die Träger der Einrichtungen, zur Notwendigkeit<br />

der Schließung von Einrichtungsstandorten, der Ausdünnung des Versorgungsnetzes<br />

<strong>und</strong> damit zu einer verschlechterten Erreichbarkeit <strong>für</strong> die Nutzer. Damit<br />

verb<strong>und</strong>en kann ein Abwärtstrend der betroffenen Stadtteile durch einen Verlust<br />

von Standortattraktivität <strong>und</strong> gesellschaftlicher Stigmatisierung verb<strong>und</strong>en sein. In<br />

Folge von Bedarfsrückgängen ist es fraglich, ob auch in Zukunft flächenhafte Verteilmuster<br />

der Angebote mit Wohngebietsbezug aufrecht erhalten werden können<br />

(KOCH 2005, 200ff.; KOZIOL et al. 2005, 5). GUTSCHE (2006, 273) verweist auf die<br />

erhebliche Relevanz der Frage nach der zumutbaren Entfernung zu Infrastruktureinrichtungen,<br />

die vor allem bei der Schließung von Einrichtungen im suburbanen <strong>und</strong><br />

ländlichen Raum an Bedeutung gewinnt.<br />

Auf die soziale Infrastruktur wirkt sich weniger der Bevölkerungsrückgang an sich<br />

als vielmehr die veränderte Altersstruktur der Bevölkerung im Zuge des demographischen<br />

Wandels aus. So konnten SIEDENTOP et al. (2006, XIII) nachweisen, dass<br />

sich auch bei Betrachtung verschiedener Szenarien <strong>für</strong> die Region Havelland-<br />

Fläming die Gesamtkosten der untersuchten Infrastrukturbereiche (Schule, Kindertagesstätten,<br />

Pflege <strong>und</strong> Sport) bis 2020 kaum verändern werden. Allerdings komme<br />

es zu einer Verschiebung zwischen den Infrastrukturbereichen mit einem deutlichen<br />

Zuwachs im Pflegebereich von über 50 % <strong>und</strong> rückläufigen Gesamtkosten <strong>für</strong><br />

den Infrastrukturbereich Schule um etwa 15 % (SIEDENTOP et al. 2006, 183).<br />

Parallel zu den quantitativen Bedarfsrückgängen in Folge von Bevölkerungsrückgängen<br />

erfolgen auch qualitative Bedarfsänderungen. So steigen die Anforderungen<br />

an soziale Infrastrukturen in den Bereichen öffentliche Kinderbetreuung, Integration<br />

von Kindern aus Migrantenfamilien sowie bedarfsgerechte Versorgung der alternden<br />

Bevölkerung. Neue Aufgaben der Versorgung mit sozialer Infrastruktur entstehen<br />

auch dann, wenn im Zuge eines durch Überalterung der Gesellschaft hervorgerufenen<br />

Fachkräftemangels zunehmend Lösungen <strong>für</strong> die Vereinbarkeit von Kinderbetreuung<br />

<strong>und</strong> Erwerbstätigkeit gef<strong>und</strong>en werden müssen (BAUMGART 2006, 215).<br />

Diese Qualitätsanforderungen stellen die (vor allem öffentlichen) Träger sozialer<br />

Infrastrukturen vor besondere Herausforderungen (KOCH 2005, 200f.; ZAPF 2005,<br />

1030).<br />

Anstieg der Pro-Kopf-Kosten bei sinkenden <strong>Dichte</strong>n<br />

Siedlungsstrukturen geringer <strong>Dichte</strong> verursachen zum Teil deutlich höhere spezifische<br />

Kosten <strong>für</strong> die Bereitstellung sozialer Infrastrukturen als verdichtete Siedlungen.<br />

In schrumpfenden Gebieten sind die spezifischen Kosten pro Kopf höher als in<br />

stabilen oder gar wachsenden Räumen. Besonders hoch sind die spezifischen Pro-<br />

Kopf-Kosten in gering verdichteten <strong>Schrumpfung</strong>sgebieten (SIEDENTOP et al. 2006,<br />

191). Diese hohen spezifischen Kosten erklären sich durch einen überdurchschnittlichen<br />

Anteil schlecht ausgelasteter Einrichtungen sowie einen hohen Anteil kleiner,<br />

weniger kosteneffizienter Einrichtungen (GUTSCHE 2006, 274).

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