Dichte und Schrumpfung - Leibniz-Institut für ökologische ...
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112 IÖR Schriften │ Band 49 • 2008 <strong>Dichte</strong> <strong>und</strong> <strong>Schrumpfung</strong> – Christiane Westphal<br />
le, im Rahmen des Programms Stadtumbau Ost entwickelte Leitbilder tragen zum<br />
Teil eher den Charakter von Wachstums- <strong>und</strong> Wettbewerbsstrategien (BMVBW<br />
2003, 22) als den eines eigentlich erforderlichen gesamtstädtischen Leitbilds zur<br />
Qualifizierung von Stadtstrukturen (BMVBS, BBR 2006, 68). Die Mehrzahl der am<br />
Stadtumbau Ost beteiligten Kommunen verfolgt Leitbilder der Kontraktion mit dem<br />
Ziel der Stärkung der Innenstädte. Allerdings bleibt bisher fraglich, ob dieses Ziel<br />
erfolgreich umgesetzt werden kann (BMVBS, BBR 2006, 43). So führt bisher auch<br />
die Mehrzahl der Kommunen eher einen dispersen oder punktuellen Rückbau durch<br />
(BMVBS, BBR 2006, 72).<br />
Die dargestellten Leitbildansätze zeigen eine große Bandbreite möglicher Entwicklungspfade<br />
der Siedlungsstrukturen <strong>und</strong> <strong>Dichte</strong>verteilungen innerhalb schrumpfender<br />
Städte auf. Abbildung 34 stellt diese Vorstellungen zusammenfassend dar. <strong>Dichte</strong><br />
wird hier als Synthese einer hohen Einwohner- <strong>und</strong> Bebauungsdichte verstanden.<br />
- Die Kontraktion sieht ein steiles Abfallen der <strong>Dichte</strong> vom Zentrum zur Peripherie<br />
der Stadt vor, durch einen konsequenten Rückbau von außen nach innen <strong>und</strong><br />
damit die <strong>Schrumpfung</strong> auf einen tragfähigen Kern.<br />
- Die Fragmentierung sieht eine differenziertere <strong>Dichte</strong>entwicklung vor, entsprechend<br />
einer polyzentralen Siedlungsstruktur. Das Zentrum bleibt weiterhin Ort<br />
höchster <strong>Dichte</strong>, gefolgt von polyzentralen Subzentren mit ebenfalls höheren<br />
<strong>Dichte</strong>n. Die Bereiche zwischen diesen Subzentren sind durch weitaus geringere<br />
<strong>Dichte</strong>n gekennzeichnet.<br />
- Eine weitere Differenzierung erfahren die <strong>Dichte</strong>werte in der perforierten Stadt.<br />
Zwar wird weiterhin eine hohe <strong>Dichte</strong> des Zentrums angestrebt, ausgedünnte Bereiche<br />
rücken allerdings immer näher an das Zentrum heran. Aufgr<strong>und</strong> der Parallelität<br />
von wachsenden <strong>und</strong> schrumpfenden Stadtbereichen wechseln sich verdichtete<br />
<strong>und</strong> entdichtete Stadtbereiche in immer rascherer Folge ab.<br />
- Das Modell der Dispersion zeigt eine flächendeckende Verringerung der <strong>Dichte</strong>,<br />
mit geringen Schwankungen zwischen Bereichen geringer <strong>und</strong> sehr geringer<br />
<strong>Dichte</strong>.<br />
Ein Vergleich der verschiedenen Zielstellungen zeigt, dass keiner der Ansätze komplett<br />
vom Ziel der Bewahrung kompakter Strukturen abweicht. Selbst bei der Präriestadt<br />
handelt es sich um einen Hybrid aus „extensivem Landschaftsraum“ <strong>und</strong><br />
„Stadt als kompakter Siedlungsform“ (OSWALT et al. o. J., 50). Somit unterscheiden<br />
sich die Leitbildansätze vor allem im Hinblick auf ihre Körnigkeit, mit einem großräumigen<br />
kompakten verdichteten Kern <strong>und</strong> einer nach außen ausdünnenden Siedlungsstruktur<br />
bei der Kontraktion <strong>und</strong> einer kleinteiligen Durchdringung von Räumen<br />
unterschiedlicher Nutzungsintensität <strong>und</strong> <strong>Dichte</strong> bei der Dispersion. Sowohl <strong>für</strong> die<br />
jeweiligen Qualitäten der Stadträume als auch <strong>für</strong> den erforderlichen Aufwand der<br />
Daseinsvorsorge ist jedoch gerade diese unterschiedliche Körnigkeit der Siedlungsstrukturen<br />
von Bedeutung.<br />
Die Auseinandersetzung mit städtebaulichen <strong>Dichte</strong>zielen <strong>für</strong> wachsende Städte hat<br />
gezeigt, dass die Verfolgung extremer Verdichtung einerseits <strong>und</strong> extremer Auflockerung<br />
andererseits stets zu einer Umkehr in eine entgegengesetzte Richtung geführt<br />
hat. Vor diesem Hintergr<strong>und</strong> scheinen die Leitbilder der Kontraktion <strong>und</strong> der<br />
Dispersion weniger geeignet, um <strong>Schrumpfung</strong>sprozesse planerisch zu steuern.