Dichte und Schrumpfung - Leibniz-Institut für ökologische ...
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<strong>Dichte</strong> <strong>und</strong> <strong>Schrumpfung</strong> – Christiane Westphal IÖR Schriften │ Band 49 • 2008 109<br />
Durch eine konsequente Innen- vor Außenentwicklung soll die Auflösung historisch gewachsener<br />
Stadtstrukturen vermieden werden. Angestrebt wird eine qualitative <strong>und</strong> nachfragegerechte<br />
Entwicklung des Bestands zur Ermöglichung alternativer Lebens-, Arbeits- <strong>und</strong> Bildungsmöglichkeiten.<br />
Dies beinhaltet auch die Verwirklichung freiraumbezogener, eigentumsfähiger<br />
Wohnformen innerhalb der Stadt. Nachfrageorientierter Neubau soll nur dann erfolgen,<br />
wenn keine Befriedigung der Nutzungsansprüche im Bestand möglich ist (LANG, TENZ<br />
2003, 142).<br />
Die Innenstadt soll das Zentrum der Stadt darstellen <strong>und</strong> gegenüber Zentren auf der grünen<br />
Wiese gestärkt werden. Abgestimmte Zentrenkonzepte dienen zur Sicherung von Versorgungsstandards<br />
sowie zur Erhaltung <strong>und</strong> Weiterentwicklung des Bestands. Für die Versorgung<br />
außerhalb der Innenstadt bestehen die Möglichkeiten der Herausbildung attraktiver<br />
Stadtteilzentren einerseits oder der Suche nach alternativen Versorgungsstrategien andererseits<br />
(LANG, TENZ 2003, 143).<br />
Wesentliches Merkmal der Lean City ist die Bestrebung zur Konzentration von <strong>Schrumpfung</strong>sprozessen<br />
<strong>und</strong> damit auch von Abrissmaßnahmen, da die negativen <strong>Schrumpfung</strong>sfolgen<br />
bei einer konzentrierten anstelle einer dispersen <strong>Schrumpfung</strong> als geringer angesehen<br />
werden (LANG, TENZ 2003, 164). Eine besondere Bedeutung erhält diese Konzentration der<br />
<strong>Schrumpfung</strong> bei der Minimierung der Aufwendungen <strong>für</strong> die Anpassung der technischen<br />
<strong>und</strong> sozialen Infrastruktur (LANG, TENZ 2003, 144).<br />
4.2.2 Fragmentierung<br />
Während die Zielvorstellung der Kontraktion das konsequente Reduzieren des<br />
Stadtkörpers auf einen tragfähigen Kern anstrebt, richtet sich die Fragmentierung<br />
zwar einerseits auf die Stärkung des innerstädtischen Zentrums, andererseits sind<br />
auch die teilstädtischen Subzentren in ihrer Funktionsfähigkeit zu erhalten. Daraus<br />
ergibt sich ein Stadtkörper bestehend aus tragfähigen Siedlungskernen, die –<br />
gleichsam Inseln oder Schollen – in einem durchgrünten Stadtgefüge liegen (FUH-<br />
RICH 2003, 601). Ein Beispiel einer solchen Zielvorstellung bietet das Schollenmodell<br />
Dessau, das in Exkurs 6 genauer beschrieben wird.<br />
Exkurs 6: Schollenmodell Dessau<br />
Das Schollenmodell Dessau zielt darauf ab, sowohl die Innenstadt als auch die teilstädtischen<br />
Subzentren in Funktion, Struktur <strong>und</strong> Gestalt zu stärken <strong>und</strong> aufzuwerten. Diese kompakten<br />
Strukturen sind in einer aufgelockerten Stadtlandschaft angesiedelt, in der das Gartenreich<br />
stärker in die Stadt eindringt. Wesentliche städtebauliche Prinzipien sind dabei Innen-<br />
vor Außenentwicklung <strong>und</strong> eine Stadtgliederung in Schollen. Die <strong>Schrumpfung</strong> der<br />
Wohnbereiche sollte von außen nach innen vollzogen werden. Verdichtete Bebauung ist<br />
allerdings einer Auflockerung zu unterziehen. Weiterhin wird eine starke Orientierung an der<br />
Landschaft angestrebt, durch Schaffung von Grünvernetzungen werden nicht mehr <strong>für</strong> Siedlungszwecke<br />
benötigte Flächen an die Landschaft zurückgegeben (STADT DESSAU et al.<br />
2003).<br />
4.2.3 Perforation<br />
Ähnlich der Zwischenstadt (SIEVERTS 1997b; siehe auch Kapitel 3.5.2) handelt es<br />
sich bei der perforierten Stadt zunächst um eine Zustandsbeschreibung. Im Rahmen<br />
der Diskussion der perforierten Stadt wurden jedoch auch einige Zielvorstellungen<br />
zum Umgang mit der schrumpfenden Stadt entwickelt.<br />
Als Zustandsbeschreibung steht die Perforation <strong>für</strong> einen Prozess der ungesteuerten<br />
<strong>und</strong> ungleichmäßigen Entdichtung von Stadtstrukturen bei Bevölkerungs- <strong>und</strong><br />
Nachfragerückgängen. Im Fortgang einer nicht mehr steuerbaren städtebaulichen<br />
Sukzession (REUTHER 2003, 581) entstehen Städte, deren ursprünglicher baulichräumlicher<br />
Nutzungszusammenhang ‚durchlöchert’ wird (DOEHLER 2003a, 6). Eine<br />
immer dünner werdende Nutzungsdecke steht einer immer größer werdenden bauli-