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Dichte und Schrumpfung - Leibniz-Institut für ökologische ...

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<strong>Dichte</strong> <strong>und</strong> <strong>Schrumpfung</strong> – Christiane Westphal IÖR Schriften │ Band 49 • 2008 13<br />

- <strong>Schrumpfung</strong>sprozesse <strong>und</strong> <strong>Dichte</strong>rückgänge führen zu abnehmenden Nutzerzahlen<br />

der sozialen Infrastruktur <strong>und</strong> steigenden Kosten <strong>für</strong> die Träger der Einrichtungen.<br />

Für Gr<strong>und</strong>schulen wird z. B. davon ausgegangen, dass bei einem<br />

Rückgang der Schülerzahlen um mehr als 40 bis 50 % ein überproportionaler<br />

Anstieg der spezifischen Gesamtkosten pro Schüler erfolgt.<br />

- Vor diesem Hintergr<strong>und</strong> sollten im Einzugsbereich von Einrichtungen der sozialen<br />

Infrastruktur ausreichende <strong>Dichte</strong>n gesichert werden, um eine langfristige Finanzierbarkeit<br />

des Zugangs aller Bevölkerungsgruppen zu Angeboten der sozialen<br />

Daseinsvorsorge sicherzustellen.<br />

Auch die Freiraumversorgung steht in enger Wechselwirkung mit der städtebaulichen<br />

<strong>Dichte</strong>. Das potenzielle Angebot an Freiräumen wird über die Bebauungsdichte<br />

bestimmt, während die Nachfrage nach Freiräumen aus der Einwohnerdichte<br />

resultiert.<br />

- Bisher werden in Bezug auf eine angemessene Freiraumversorgung vor allem<br />

Maximaldichten diskutiert. So kann eine private Freifläche von 15 m² je Einwohner<br />

bei viergeschossiger Bauweise noch bis zu einer Geschossflächenzahl von<br />

1,1 gewährleistet werden.<br />

- <strong>Schrumpfung</strong>s- <strong>und</strong> Entdichtungsprozesse bieten gerade in verdichteten Stadtstrukturen<br />

zunächst die Chance einer Verbesserung der Freiraumversorgung. Allerdings<br />

bestehen auch Grenzen der Entdichtung. Bei einem Übermaß an freien<br />

Flächen werden diese zunehmend als Leere <strong>und</strong> als Zeichen mangelnder Urbanität<br />

erlebt. Gerade bei Freiräumen spezifischer Funktionen wie z. B. Sportflächen<br />

kann es im Zuge von <strong>Schrumpfung</strong>s- <strong>und</strong> Entdichtungsprozessen zu Versorgungsdefiziten<br />

kommen, wenn keine ausreichenden Finanzmittel <strong>für</strong> deren<br />

Unterhaltung mehr zur Verfügung stehen.<br />

Wechselwirkungen bestehen auch zwischen städtebaulicher <strong>Dichte</strong> <strong>und</strong> Wohnungsnachfrage.<br />

Verschiedene Wohnbauformen, die jeweils von unterschiedlichen<br />

Nachfragergruppen bevorzugt werden, unterscheiden sich in ihrer <strong>Dichte</strong>.<br />

- Gerade auf Nachfragermärkten, wie sie derzeit in zahlreichen ostdeutschen<br />

Städten bestehen, sind Wohnwünsche entscheidend da<strong>für</strong>, welche Wohnungsbestände<br />

dauerhaft nachgefragt werden <strong>und</strong> in welchen Wohnungsbeständen<br />

sich Leerstände konzentrieren (werden). Auch wenn Wohnwünsche nach aufgelockerten<br />

Wohnformen bisher dominieren, werden in jüngerer Zeit verstärkt<br />

Wohnwünsche nach dichten <strong>und</strong> nutzungsgemischten Quartieren konstatiert, die<br />

die Organisation des Alltags sowie die Vereinbarkeit von Beruf <strong>und</strong> Familie erleichtern.<br />

Die Präferenz <strong>für</strong> höhere <strong>Dichte</strong>n zeigt sich jedoch nur bei wenigen Lebensstiltypen<br />

wie z. B. bei jüngeren Haushalten mit einer starken Karriere- <strong>und</strong><br />

Freizeitorientierung <strong>und</strong> bei älteren Haushalten.<br />

- So dominiert auf den Wohnungsmärkten ostdeutscher Städte aktuell die Nachfrage<br />

nach gering verdichteten Ein- <strong>und</strong> Zweifamilienhäusern. Besonders von<br />

Nachfragerückgängen <strong>und</strong> damit Leerständen betroffen sind die Bestände des<br />

gründerzeitlichen Altbaus (mit abnehmender Tendenz) <strong>und</strong> die Plattenbaubestände<br />

der DDR (mit zunehmender Tendenz). Für die künftige Entwicklung der<br />

Wohnungsnachfrage in ostdeutschen Städten wird von einer Fortsetzung dieses<br />

Trends ausgegangen. Um langfristig eine Gefährdung der Tragfähigkeit von sozialen,<br />

verkehrs- <strong>und</strong> stadttechnischen Infrastrukturen zu vermeiden, sollten die<br />

verdichteten Wohnungsbestände des ‚Blocks’ <strong>und</strong> der ‚Platte’ so aufgewertet<br />

werden, dass sie den Bedürfnissen der Nachfrager gerecht werden. Hierzu gehö-

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