Dichte und Schrumpfung - Leibniz-Institut für ökologische ...

Dichte und Schrumpfung – Christiane Westphal IÖR Schriften │ Band 49 • 2008 53
Unterschied zwischen Zielfestlegung per Geschossflächenzahl und der tatsächlich
realisierten Dichte zu verdeutlichen.
2.3 Stadtstrukturtypen
Um städtische Qualitäten und Entwicklungen räumlich differenziert zu analysieren
sowie räumlich differenzierte Zielsetzungen zu definieren, werden in Forschung und
Praxis seit Mitte der 1990er Jahre verstärkt Stadtstrukturtypen bzw. Siedlungsstrukturtypen
verwendet. Die Begriffe Stadtstrukturtyp und Siedlungsstrukturtyp werden
im Folgenden synonym verwendet, da sie in der Fachliteratur identisch definiert
werden. 9 Nach einer einleitenden Begriffsdefinition und einer Erläuterung der Verwendungsmöglichkeiten
von Stadtstrukturtypen wird die in dieser Arbeit verwendete
Stadtstrukturtypik dargelegt.
2.3.1 Definition und Verwendungsmöglichkeiten von
Stadtstrukturtypen
Stadtstrukturtypen werden definiert als Flächen oder Gebietsausschnitte mit weitgehend
homogener Ausprägung hinsichtlich städtebaulicher Merkmale wie Größe,
Form und Anordnung der Gebäude und einer charakteristischen Konfiguration von
Bebauung und Freiflächen sowie der Dichte und Bebauung. Sie weisen eine homogene
Ausprägung auf, im Hinblick auf die Freiflächenausprägung mit den Anteilen
unversiegelter Flächen, sowie den Vegetations- und Gehölzanteilen (PAULEIT 1998,
34; WICKOP et al. 1998, 28). Homogen sind sie weiterhin in den Erschließungsprinzipien
technischer Infrastrukturen mit der Anordnung der Leitungstrassen für Wasser
und Abwasser und der zentralen / dezentralen Ausrichtung der Wärmeversorgung
(SIEDENTOP et al. 2006, 42ff.). Diese homogenen Struktureinheiten wie z. B.
Blockbebauung, Zeilenbebauung oder Einzelhausgebiete unterscheiden sich in ihrer
Physiognomie von den benachbarten Flächen (PAULEIT 1998, 34).
Stadtstrukturtypen sind in erster Linie ein analytisches Hilfsmittel für eine räumlich
differenzierte Analyse und Bewertung städtischer Flächennutzungs- und Standortmuster
(PAULEIT 1998, 15; SENSTADT BERLIN 1996a, 06.05, 5; 2007; WICKOP et al.
1998, 27ff.). Auf Basis einer solchen räumlich differenzierten Analyse können durch
die Nutzung von Stadtstrukturtypen auch räumlich differenzierte Zielvorgaben, z. B.
Ziele einer nachhaltigen Stadtentwicklung oder Umweltziele, gesetzt werden (FLA-
CKE 2003, 76; PAULEIT 1998, 3; PAULEIT, DUHME 1999, 44). Damit stellen Stadtstrukturtypen
eine Schnittstelle zwischen Planung und Wissenschaft dar. Sie ermöglichen
eine Generalisierung zwischen der gesamtstädtischen Betrachtungsebene und
der Ebene des Gebäudes / Strukturelements und erleichtern damit die räumliche
Übertragbarkeit von Forschungsergebnissen (WICKOP et al. 1998, 28). Grenzen der
Leistungsfähigkeit von Stadtstrukturtypen liegen in einem höheren Daten- und Erhebungsaufwand
und den zum Teil sehr starken Schwankungsbreiten von Merkmalsausprägungen
innerhalb eines Strukturtyps (FLACKE 2003, 76; PAULEIT, DUHME
1999, 36).
Stadtstrukturtypenansätze wurden bisher in der Forschung und Planungspraxis zu
unterschiedlichen Zwecken und mit unterschiedlichen Zielsetzungen verwendet.
Stadtstrukturtypen werden genutzt zur morphologischen Beschreibung städtischer
9 Der Begriff Stadtstrukturtyp findet Verwendung bei (WICKOP et al. 1998), der Begriff Siedlungsstrukturtyp
bei (SIEDENTOP et al. 2006). Weitere synonyme Begriffe sind Strukturtypen
der Wohnbebauung (DEILMANN et al. 2001) oder Bebauungsstrukturtypen (IWANOW
2003).