Dichte und Schrumpfung - Leibniz-Institut für ökologische ...
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<strong>Dichte</strong> <strong>und</strong> <strong>Schrumpfung</strong> – Christiane Westphal IÖR Schriften │ Band 49 • 2008 71<br />
<strong>und</strong> <strong>Dichte</strong>werte, wie sie bereits im Konzept der gegliederten <strong>und</strong> aufgelockerten<br />
Stadt favorisiert wurden, allerdings in Form einer Kombination aus verdichtetem<br />
Flachbau <strong>und</strong> einem Geschosswohnungsbau mittlerer Höhe (GASSNER 1978, 94ff.).<br />
GASSNER (1978, 100) benennt planerische Obergrenzen einer GFZ von 0,5 <strong>für</strong> ein-<br />
bis zweigeschossige Einfamilienhäuser, einer GFZ von 0,6 bis 0,7 <strong>für</strong> gemischte<br />
Bebauung aus Flachbau <strong>und</strong> drei- bis fünfgeschossigem Geschosswohnungsbau,<br />
<strong>und</strong> einer GFZ von 0,8 bis 0,9 <strong>für</strong> die Hochhausbebauung. Oberhalb einer Geschossflächenzahl<br />
von 0,6-0,8 komme es zu Problemen bei der ebenerdigen Unterbringung<br />
des ruhenden Verkehrs <strong>und</strong> der Wohnwert würde erheblich sinken (GASS-<br />
NER 1978, 100; MÜLLER-IBOLD 1978, 133).<br />
MÜLLER-IBOLD (1978, 133) nennt eine GFZ von 0,7 bis 0,8, die in einem Wohnquartier<br />
nur in Ausnahmefällen überschritten werden sollte, z. B. bei besonderer Zentralität<br />
an einem Schnellbahnhaltepunkt oder durch einen Ausgleich in unmittelbarer<br />
Nachbarschaft. In verschiedenen Studien wird dargestellt, dass bei geringer <strong>Dichte</strong><br />
eine Erhöhung der GFZ enorme Flächeneinsparungen zur Folge hätte, dass oberhalb<br />
einer GFZ von 0,6 (HECKING et al. 1980, 382), 0,7 (MENKHOFF et al. 1979, 12)<br />
bzw. 0,8 (GASSNER 1978, 105) jedoch bei einer weiteren Erhöhung der <strong>Dichte</strong> kaum<br />
noch weiteres Wohnbauland eingespart werden kann. Auch der einwohnerspezifische<br />
Flächenbedarf <strong>für</strong> die städtebauliche Infrastruktur <strong>und</strong> der von der Gemeinde<br />
zu tragende Kostenaufwand <strong>für</strong> die Erschließung nähmen oberhalb einer GFZ von<br />
etwa 0,6 bis 0,7 nicht mehr nennenswert ab (GASSNER 1978, 105f.). Dieser Wert<br />
einer kaum noch erzielbaren Flächenersparnis oberhalb von 0,7 erhält Eingang in<br />
die politische Diskussion, so z. B. in den Baulandbericht 1986 (BMBAU 1986, 113).<br />
Gerade in Oberzentren der Regionen mit großen Verdichtungsräumen mit Freiflächendefiziten<br />
sollte auf die marginalen Flächenersparnisse einer GFZ oberhalb von<br />
0,7 verzichtet werden (BMBAU 1986, 113).<br />
3.3.2 Die Grenzen des Wachstums<br />
Flankiert von der Erkenntnis der Grenzen des Wachstums sowie von Bemühungen<br />
um eine <strong>ökologische</strong> Stadtentwicklung ist die <strong>Dichte</strong>diskussion der 1980er Jahre<br />
durch den Zielkonflikt zwischen der Knappheit des <strong>für</strong> den Wohnungsbau zur Verfügung<br />
stehenden Baulands, die eine Wohnraumversorgung weiter Schichten der<br />
Bevölkerung erschwert, <strong>und</strong> der notwendigen Siedlungsflächenbeschränkung aus<br />
<strong>ökologische</strong>n Gründen bestimmt. Dieser Zielkonflikt konzentriert sich in den Verdichtungsgebieten<br />
(BMBAU 1983, 15; HECKING et al. 1980, 379).<br />
Zu Beginn der 1980er Jahre wird <strong>für</strong> die Zukunft von einem ungebrochenen Fortbestand<br />
der Nachfrage nach Bauland ausgegangen. Zwar nehme die Wohnbevölkerung<br />
ab, aber durch eine Zunahme der Haushalte, der Wohnfläche pro Person sowie<br />
der Eigentumsquote werde weiterhin Bauland nachgefragt verb<strong>und</strong>en mit einer<br />
Verringerung der Einwohnerdichten (BMBAU 1983, 23; HECKING et al. 1980, 382).<br />
Die Frage der optimalen oder angemessenen <strong>Dichte</strong> wird vor diesem Hintergr<strong>und</strong><br />
als ein unlösbares Problem gesehen:<br />
„An dieser Stelle setzt zwischen dem strukturellen <strong>und</strong> funktionalen Ziel hoher<br />
<strong>Dichte</strong>, dem gestalterischen Ziel niedriger Bauhöhen bei hohen <strong>Dichte</strong>n, dem<br />
Umweltziel geringster Störungen des Bürgers <strong>und</strong> dem Faktor Kosten ein schier<br />
endlos laufendes Karussell ein.“ (MÜLLER-IBOLD 1978, 132)<br />
Angesichts des fortschreitenden Landschaftsverbrauchs soll in Zukunft bei der Baulandausweisung<br />
der Umweltverträglichkeit großes Gewicht beigemessen werden