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Dichte und Schrumpfung - Leibniz-Institut für ökologische ...

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<strong>Dichte</strong> <strong>und</strong> <strong>Schrumpfung</strong> – Christiane Westphal IÖR Schriften │ Band 49 • 2008 59<br />

3 Städtebauliche <strong>Dichte</strong>ziele seit dem Zweiten Weltkrieg<br />

Die Diskussion um <strong>Dichte</strong> hat eine lange Tradition in Städtebau <strong>und</strong> Stadtplanung.<br />

Kriterien angemessener <strong>Dichte</strong>n <strong>für</strong> schrumpfende Städte können daher nicht aufgr<strong>und</strong><br />

der alleinigen Betrachtung der aktuellen Diskussion definiert werden. Sie sollten<br />

vielmehr eingebettet in die langjährige stadtplanerische Diskussion gef<strong>und</strong>en<br />

werden, die, vor dem Hintergr<strong>und</strong> der jeweiligen gesellschaftlichen Rahmenbedingungen,<br />

ausführlich die Vor- <strong>und</strong> Nachteile von Verdichtung einerseits <strong>und</strong> Auflockerung<br />

oder Entdichtung andererseits diskutiert <strong>und</strong> ihren Niederschlag in städtebaulichen<br />

Leitbildern findet. Die vielfältigen Vor- <strong>und</strong> Nachteile von verdichteten <strong>und</strong> dispersen<br />

Siedlungsstrukturen haben nach wie vor ihre Gültigkeit, sind allerdings vor<br />

dem Hintergr<strong>und</strong> der aktuellen <strong>Schrumpfung</strong>sprozesse neu zu bewerten, um <strong>Dichte</strong>kriterien<br />

<strong>für</strong> schrumpfende Städte ableiten zu können.<br />

Die Abfolge von <strong>Dichte</strong>zielwerten der städtebaulichen Leitbilder verläuft polarisiert<br />

<strong>und</strong> in einer steten Schwankung zwischen <strong>Dichte</strong> <strong>und</strong> Auflockerung, Verdichtung<br />

<strong>und</strong> Zersiedlung. Bei der Diskussion um <strong>Dichte</strong> geht es nicht allein um <strong>Dichte</strong>maße<br />

wie realisierte Geschossflächendichten oder Nettoeinwohnerdichten, es geht auch<br />

um die Bilder <strong>und</strong> Vorstellungen der idealen Lebensform des Menschen. Vorstellungen<br />

schwanken entsprechend der jeweiligen gesellschaftlichen Rahmenbedingungen<br />

zwischen Stadtfeindlichkeit <strong>und</strong> Stadteuphorie. Die Diskussion um <strong>Dichte</strong>vorstellungen<br />

ist stark ideologisch geprägt:<br />

„Offensichtlich will sich niemand in seiner jeweils ideologisch einseitigen <strong>und</strong><br />

damit bequemen Position zum Thema „<strong>Dichte</strong>“ mit rationalen Argumenten in<br />

Frage stellen lassen.“ (SIEVERTS 1997a, 83)<br />

Am deutlichsten wird dieser Konflikt in der Diskussion zwischen der absoluten Be<strong>für</strong>wortung<br />

oder Ablehnung der Wohnformen des Hochhauses einerseits <strong>und</strong> des<br />

(freistehenden) Einfamilienhauses andererseits (GASSNER 1978, 93).<br />

Abbildung 12: Kontrastierende Lebensvorstellungen: Freistehendes Einfamilienhaus<br />

<strong>und</strong> verdichteter Wohnungsbau (Fotos: IÖR)<br />

Im Folgenden werden, nach einer einleitenden Darlegung der <strong>Dichte</strong> <strong>und</strong> baurechtlichen<br />

<strong>Dichte</strong>vorschriften des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts in Exkurs 1, die <strong>für</strong> den <strong>Dichte</strong>diskurs<br />

relevanten städtebaulichen Leitbilder in Deutschland nach dem 2. Weltkrieg nachgezeichnet.<br />

Für die B<strong>und</strong>esrepublik werden folgende Leitbilder betrachtet:

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