Dichte und Schrumpfung - Leibniz-Institut für ökologische ...
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<strong>Dichte</strong> <strong>und</strong> <strong>Schrumpfung</strong> – Christiane Westphal IÖR Schriften │ Band 49 • 2008 11<br />
ren spezifischer Qualität zu bemühen. Mit Geschossflächenzahlen von 0,4-0,6 <strong>für</strong><br />
suburbane Wohnbebauung soll auch hier ein Mindestmaß an Verdichtung gewährleistet<br />
werden.<br />
- Im Gegensatz zu den Zielvorstellungen angemessener <strong>Dichte</strong>n in der BRD wurden<br />
in der DDR durchgehend hohe <strong>Dichte</strong>n angestrebt mit Geschossflächenzahlen<br />
von 1,0-1,7. Aufgr<strong>und</strong> der geringen individuellen Wohnflächeninanspruchnahme<br />
von 18 m² je Einwohner konnten dabei Einwohnerdichten zwischen 400<br />
<strong>und</strong> 600 Einwohnern je ha Nettowohnbauland erzielt werden.<br />
Die Auseinandersetzung mit den städtebaulichen Dichtzielen verdeutlicht zum einen,<br />
dass Ziele angemessener <strong>Dichte</strong>n stets wesentlich durch die vorherrschenden<br />
Rahmenbedingungen <strong>und</strong> Zielvorstellungen bestimmt sind. Zum anderen werden<br />
die vielfältigen Vor- <strong>und</strong> Nachteile von Verdichtung bzw. Auflockerung aufgezeigt.<br />
Für Verdichtung sprechen insbesondere eine flächen- <strong>und</strong> ressourcensparende<br />
Siedlungsentwicklung sowie die Verwirklichung urbaner Lebensstile. Für Auflockerung<br />
spricht, dass die sozialen <strong>und</strong> <strong>ökologische</strong>n Grenzen der Verdichtung gewahrt<br />
<strong>und</strong> zudem Präferenzen nach aufgelockerten Wohnformen erfüllt werden<br />
können.<br />
<strong>Dichte</strong>entwicklung in schrumpfenden Städten<br />
In zahlreichen ostdeutschen Städten vollzieht sich derzeit eine permanente Ausdünnung<br />
der Siedlungsstruktur.<br />
- Die Rückgänge der Einwohnerdichte liegen auf der Ebene der B<strong>und</strong>esländer <strong>und</strong><br />
Kreise bei bis zu 20 %, auf der städtischen Ebene bei bis zu 50 % <strong>und</strong> auf teilstädtischer<br />
Ebene bei bis zu 70 %. Ursächlich <strong>für</strong> diese <strong>Dichte</strong>rückgänge sind<br />
zwei parallele Prozesse: Erstens erleiden viele ostdeutsche Städte seit 1989 einen<br />
erheblichen Bevölkerungsverlust. Zweitens erfolgt trotz des Bevölkerungsverlusts<br />
eine weitere Ausdehnung der Siedlungsfläche. Wohnungsleerstände im<br />
Zuge des Bevölkerungsrückgangs führen zu einer Entkoppelung von Bebauungs-<br />
<strong>und</strong> Einwohnerdichten.<br />
- Entsprechend der Bevölkerungsprognosen <strong>für</strong> Ostdeutschland, die aufgr<strong>und</strong> des<br />
sich fortsetzenden demographischen Wandels von weiteren Bevölkerungsverlusten<br />
ausgehen, wird sich die Entdichtung der Siedlungsstruktur auch in die Zukunft<br />
fortsetzen.<br />
Vor dem Hintergr<strong>und</strong> dieser Entdichtungsprozesse stellt sich die Frage nach der<br />
angemessenen <strong>Dichte</strong> in einem neuen Kontext. Daher werden derzeit Leitvorstellungen<br />
der Siedlungsentwicklung in schrumpfenden Städten diskutiert, die erste<br />
Ansätze zur Definition von <strong>Dichte</strong>zielen liefern:<br />
- Die ‚Kontraktion’ zielt dabei auf eine Sicherung der Verdichtung in einem kompakten<br />
Siedlungskern.<br />
- Die ‚Fragmentierung’ strebt eine polyzentrale Siedlungsstruktur bestehend aus<br />
mehreren verdichteten Kernen in einem entdichteten Landschaftsraum an.<br />
- Die ‚Perforation’ beschreibt die Entstehung disperser Siedlungsstrukturen mit<br />
einem kleinräumigen Nebeneinander von dichten <strong>und</strong> aufgelockerten Bereichen,<br />
allerdings ausgehend von einem geringen <strong>Dichte</strong>niveau.<br />
- Die ‚Dispersion’ steht <strong>für</strong> die Sicherung hoher Lebensqualität in Siedlungsstrukturen<br />
deutlich verringerter <strong>Dichte</strong>n.