Dichte und Schrumpfung - Leibniz-Institut für ökologische ...
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136 IÖR Schriften │ Band 49 • 2008 <strong>Dichte</strong> <strong>und</strong> <strong>Schrumpfung</strong> – Christiane Westphal<br />
Das Zusammenspiel zwischen Einwohnerdichte, Wegeentfernung <strong>und</strong> tragfähiger<br />
Betriebsgröße zeigt sich ebenso anhand der vereinfachten Modellrechnung in<br />
Exkurs 11 am Beispiel der Versorgung mit Kindergartenplätzen.<br />
Für die erforderlichen Einwohnerzahlen im Einzugsbereich von sozialen Infrastrukturen<br />
sowie maximale Entfernungen im Hinblick auf deren Erreichbarkeit wurden in<br />
den 1970er Jahren vielfältige Richt- <strong>und</strong> Orientierungswerte aufgelistet. Richtwerte<br />
entstammten Ländergesetzen, Rechtsverordnungen <strong>und</strong> kommunalen Satzungen.<br />
Orientierungswerte wurden von Fachverbänden erarbeitet (REINHARDT, TRUDEL<br />
1979, 37ff.; ZAPF 2005, 1029).<br />
Tabelle 27 zeigt <strong>für</strong> ausgewählte Gemeinbedarfseinrichtungen die erforderlichen<br />
Einwohnerdichten im Einzugsbereich von Einrichtungen, die sich ergeben, wenn die<br />
Einhaltung bestehender in der Fachliteratur angegebener Richt- <strong>und</strong> Orientierungswerte<br />
<strong>für</strong> die Mindesteinwohnerzahl im Einzugsbereich sowie <strong>für</strong> maximale Entfernungen<br />
angestrebt wird. Die angegebenen Werte werden dabei übernommen, es<br />
erfolgt zunächst keine Anpassung an aktuelle gesellschaftliche Gegebenheiten.<br />
Tabelle 27: Einzugsbereiche, maximale Entfernungen <strong>und</strong> erforderliche Einwohnerdichten<br />
ausgewählter Gemeinbedarfseinrichtungen (BORCHARD 1983, 183ff.; KORDA<br />
2005, 119ff.; REINHARDT, TRUDEL 1979, 37ff.; SCHÖNING, BORCHARD 1992, 44ff.)<br />
Einrichtung Einzugsbereich Entfernung in m Radius in m1 Einwohnerdichte in<br />
EW je ha (brutto) 2<br />
Kindergarten<br />
2.000-3.000 300-600 240-480 27-165<br />
< 2.000 (einzügig) unter 700 560 20<br />
Gr<strong>und</strong>schule<br />
4.000-7.000 (zweizügig)<br />
7.000-10.000 (vierzügig)<br />
40 -71<br />
71-102<br />
9.500 (zweizügig) 700-1.300 560-1.040 27-96<br />
Hauptschule 20.000 (vierzügig) max. 2.000<br />
59-203<br />
Realschule<br />
20.000-30.000 1.000-1.300 800-1.040 59-149<br />
Gymnasium<br />
20.000-40.000 1.000-1.300 800-1.040 59-199<br />
1 Bei Annahme eines Umwegefaktors von 25 % (DROß 1996, 2.5)<br />
2 EW/ha brutto = Mantelbevölkerung × (10.000 ÷ r²π)<br />
Tabelle 27 verdeutlicht, dass <strong>für</strong> eine Versorgung mit sozialer Infrastruktur entsprechend<br />
der in der Fachliteratur angegebenen Richtwerte zum Teil so hohe Einwohnerdichten<br />
erforderlich sind, wie sie nicht mehr in allen Siedlungsformen, vor allem<br />
nicht in gering verdichteten Einfamilienhausgebieten, gewährleistet werden können<br />
(zu typischen <strong>Dichte</strong>n verschiedener Wohnformen siehe auch Tabelle 35, S. 156).<br />
Die den Berechnungen zu Gr<strong>und</strong>e liegenden Richt- <strong>und</strong> Orientierungswerte werden<br />
heute weiterhin in Städtebaulehrbüchern angegeben (siehe z. B. KORDA 2005,<br />
119ff.; SCHÖNING, BORCHARD 1992, 44ff.), allerdings vor allem auch aufgr<strong>und</strong> ihrer<br />
ausgebliebenen Anpassung an derzeitige soziale Verhältnisse <strong>und</strong> Lebensstile heftig<br />
kritisiert. Beanstandet werden unter anderem eine mangelnde Berücksichtigung<br />
der vielfältigen Einflussgrößen <strong>für</strong> den Bedarf bzw. das sozial wünschbare Angebot,<br />
eine mangelnde regionale <strong>und</strong> lokale Passfähigkeit sowie eine mangelnde Berücksichtigung<br />
von Qualitätsmerkmalen bei Nutzung rein quantitativer Richt- <strong>und</strong> Orientierungswerte<br />
(ZAPF 2005, 1029).<br />
So ist z. B. bei den angegebenen Werten der Mantelbevölkerung <strong>für</strong> Kindergärten<br />
<strong>und</strong> Gr<strong>und</strong>schulen zu berücksichtigen, dass hier von deutlich höheren Anteilen der