Dichte und Schrumpfung - Leibniz-Institut für ökologische ...

Dichte und Schrumpfung – Christiane Westphal IÖR Schriften │ Band 49 • 2008 269
11 Bedeutung von stadttechnischen Dichtezielen für die
Steuerung des Stadtumbaus
Nachdem in Kapitel 10 mit den qualitativen und quantifizierten Kriterien zur Bestimmung
angemessener Dichten die zentralen Ergebnisse der Arbeit dargelegt wurden,
erfolgt nun eine Diskussion und Einordnung dieser Ergebnisse in Form von Thesen.
Hierzu wird die Bedeutung der Zielkriterien angemessener Dichten aus Sicht der
Stadttechnik für die Steuerung des Stadtumbaus hervorgehoben bevor in Kapitel 12
ein Ausblick im Hinblick auf die Verwendung und Weiterentwicklung der Ergebnisse
gegeben wird.
DIE AUFFASSUNGEN ÜBER ANGEMESSENE DICHTEN SIND GEPRÄGT DURCH JEWEILS
VORHERRSCHENDE RAHMENBEDINGUNGEN UND ZIELE
Die Frage nach der angemessenen Dichte lässt sich schwer pauschal beantworten.
Insbesondere hängt die als angemessen angesehene Dichte stark von den jeweiligen
Rahmenbedingungen und Zielvorstellungen ab, die sich insbesondere in der
bevorzugten Wohnform niederschlagen. Vor diesem Hintergrund wird die Diskussion
über angestrebte Dichten auch häufig emotional geführt.
Die Analyse städtebaulicher Dichtevorstellungen nach dem Zweiten Weltkrieg hat
verdeutlicht, dass sich die Ziele extremer Verdichtung oder Auflockerung stets abwechselten,
und die forcierte Verfolgung einer der beiden Ansätze stets zu einer
massiven Umkehr der Zielvorstellungen geführt hat. Während diese gegensätzlichen
Strömungen zunächst in Phasen aufeinander folgten – mit der gering verdichteten
aufgelockerten und gegliederten Stadt über die massive Verdichtung der Urbanität
durch Dichte zurück zu den moderaten Dichten der behutsamen Stadterneuerung
– bestehen seit den 1990er Jahren Zielsetzungen der Verdichtung der kompakten
europäischen Stadt und die sich vollziehende Entdichtung der Zwischen-
oder Netzstadt parallel nebeneinander.
Zielvorstellungen angemessener Dichten in schrumpfenden Städten sind in diese
langjährige Debatte einzubetten. Bisher fehlt es allerdings an geeigneten Leitbildern
und Dichtezielen für schrumpfende Städte. Basierend auf den bisherigen Erfahrungen
sollte dabei weder eine extreme Verdichtung noch eine extreme Auflockerung
verfolgt werden.
Aufgrund der starken Wechselwirkungen zwischen Dichtezielen und gesellschaftlichen
Vorstellungen kann die Wissenschaft nur Grundlagen für die Bestimmung angemessener
Dichten liefern. Die letztendliche Entscheidung über die verfolgte Dichte
hingegen lässt sich nur auf lokaler Ebene in einer gesellschaftlichen und politischen
Auseinandersetzung treffen.
DIE STEUERUNG DES STADTUMBAUS AUS SICHT DER STADTTECHNISCHEN INFRASTRUK-
TUR ERFORDERT AUSSAGEN NICHT NUR ZU BEBAUUNGS- SONDERN AUCH ZU EINWOH-
NERDICHTEN
Schrumpfungsprozesse schlagen sich zunächst in einer Reduzierung der Einwohnerdichten
nieder, während die Bebauungsdichten bei einem Leerstand ohne Abriss
zunächst konstant bleiben.
Gerade in schrumpfenden Städten sind Angaben zu Einwohnerdichten von besonderer
Bedeutung, da anhand dieser Daten Aussagen zum Auslastungsgrad der Net-