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Dichte und Schrumpfung - Leibniz-Institut für ökologische ...

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140 IÖR Schriften │ Band 49 • 2008 <strong>Dichte</strong> <strong>und</strong> <strong>Schrumpfung</strong> – Christiane Westphal<br />

202; GUTSCHE 2006, 276f.). Je nach den spezifischen Eigenschaften ergibt sich <strong>für</strong><br />

jeden Infrastrukturtyp ein unterschiedlicher Schwellenwert, ab dem aufgr<strong>und</strong> von<br />

Unterauslastung der Einrichtungen die spezifischen Kosten je Nachfrager steil ansteigen.<br />

Als anpassungsfähig im Hinblick auf siedlungs- <strong>und</strong> bevölkerungsstrukturelle<br />

Veränderungen erweist sich der Bereich Kindertagesstätten, als besonders wenig<br />

flexibel, aufgr<strong>und</strong> von hohen Mindestgrößen der Bereich Sportanlagen. Ein mittlere<br />

Anpassungsfähigkeit weisen die Infrastrukturbereiche Schule <strong>und</strong> Pflege auf (SIE-<br />

DENTOP et al. 2006, 202).<br />

Neben der Siedlungsstruktur bestimmen die Nachfrageentwicklung sowie die bisherige<br />

Auslastung (Angebotsüberhänge bzw. -defizite) die Kostenentwicklung sozialer<br />

Infrastrukturen. Ein starker Kostenanstieg zeigt sich besonders in Fällen stark zurückgehender<br />

Nachfrage sowie eines Angebotsüberhangs vor Beginn der Betrachtungsperiode<br />

(SIEDENTOP et al. 2006, 199).<br />

Tragfähigkeitsschwellen der sozialen Infrastruktur<br />

Soziale Infrastrukturen zeichnen sich, aufgr<strong>und</strong> einer hohen Flexibilität in der Leistungsbereitstellung,<br />

zunächst durch eine bessere Anpassfähigkeit bei Bevölkerungsrückgängen<br />

aus. Im Gegensatz zur leitungsgeb<strong>und</strong>enen technischen Infrastruktur<br />

besteht keine physische Verbindung zwischen Wohnstandorten <strong>und</strong> Nutzern, <strong>und</strong><br />

Nachfrager können auch bei der Schließung von Einrichtungen noch so lange versorgt<br />

werden, wie Einrichtungen in vertretbarer Entfernung erreichbar sind. Vor dem<br />

Hintergr<strong>und</strong> besserer Anpassungs- <strong>und</strong> Substitutionsmöglichkeiten werden bei Einrichtungen<br />

sozialer Infrastrukturen, im Zuge sozialpolitischer Verteilungskämpfe,<br />

allerdings auch häufiger Schließungsdebatten geführt (GUTSCHE 2006, 271f.).<br />

Die Kosten sozialer Infrastrukturen werden vor allem durch die Personalkosten bestimmt,<br />

die im Falle von <strong>Schrumpfung</strong> durch Personalabbau flexibler reduziert werden<br />

können als die in den Netzen <strong>und</strong> Anlagen der technischen Infrastrukturen enthaltenen<br />

Fixkosten (GUTSCHE 2006, 271f.). Daher lassen sich die spezifischen Kosten<br />

pro Nutzer bei Bevölkerungsrückgängen zunächst bis zu einer Schwelle weitgehend<br />

konstant halten. Innerhalb dieser Spanne können Bedarfsrückgänge ggf. noch<br />

dazu beitragen, dass die spezifischen Interessen der Nachfrager eine bessere Berücksichtigung<br />

finden (KOCH 2005, 200f.).<br />

KOZIOL et al. (2005, 4f.) gehen davon aus, dass aufgr<strong>und</strong> der hohen Flexibilität der<br />

sozialen Infrastruktur die Anpassung an sinkende Auslastungszahlen keinen flächenhaften<br />

Rückbau der Wohngebäude auf der Quartiersebene erfordere. Aufgr<strong>und</strong><br />

häufig stadtweiter oder auch stadtregionaler Einzugsbereiche würden sich z. B. sinkende<br />

Schülerzahlen nicht auf der Quartiersebene niederschlagen. Einrichtungen<br />

der sozialen Infrastruktur könnten durch Verkleinerung oder Schließung einzelner<br />

Einrichtungen flexibel an disperse städtische <strong>Schrumpfung</strong>sprozesse angepasst<br />

werden.<br />

RINGEL, WEIDNER (2006, 20-52) modellieren die Auswirkungen verschiedener<br />

<strong>Schrumpfung</strong>svarianten in den Baustrukturtypen „Gründerzeit“, „Großwohnsiedlung“,<br />

„Wohnsiedlung 50-/60er Jahre“ <strong>und</strong> „Einfamilienhausgebiet“ <strong>und</strong> kommen zu<br />

dem Ergebnis, dass die sozialen Infrastrukturen (Schule u. Kindertagesstätte) in den<br />

meisten Fällen problemlos an die veränderten Entwicklung angepasst werden können.<br />

Probleme der Unterauslastung, die eine Schließung von Einrichtungen erfordern,<br />

ergeben sich demnach lediglich bei ungesteuerter <strong>Schrumpfung</strong> („Liegenlassen“)<br />

in gründerzeitlichen Strukturen, in Wohnsiedlungen der 1950er <strong>und</strong> 1960er<br />

Jahre sowie in Einfamilienhausgebieten. Für den Strukturtyp „Großwohnsiedlung“

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