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"...mein Acker ist die Zeit", Aufsätze zur Umweltgeschichte - Oapen

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Schädlinge in Brandenburg (2007)<br />

Theoretisches Konzept<br />

Scholastische Werttheorie<br />

Implikation für den Schädlingsdiskurs<br />

Bemisst den ökonomischen Wert eines Naturdings an der Nützlichkeit für den<br />

Menschen; im Schädling wird das Böse in der Welt bekämpft<br />

Natura lapsa Schädlinge als Folge des Para<strong>die</strong>sverlustes, ‚Plagen‛ als Heimsuchung Gottes;<br />

Schädlingsabwehr als logische Folge der notwendig gewordenen menschlichen<br />

Kultivierungsle<strong>ist</strong>ung<br />

Dominium terrae Die Stellvertreterfunktion des Menschen gibt ihm das Recht auch <strong>zur</strong> Tötung<br />

bzw. Bekämpfung des Schädlings. Gott hat dem Menschen hierfür <strong>die</strong> Mittel gegeben<br />

(teleologisch)<br />

Natural<strong>ist</strong>ischer Fehlschluss<br />

Oeconomia / harmonia<br />

naturae<br />

‚Naturzustand‛ des<br />

Menschen und der<br />

Natur<br />

Artenvielfalt<br />

(nachdarwinische Sicht)<br />

Biodiversitätskonvention<br />

Sozialmetabolisches<br />

Konzept<br />

‚Erfahrungsraum‛ und<br />

‚Erwartungshorizont‛<br />

Schädlingsbekämpfung <strong>ist</strong> moralisch unbedenklich, zumal sie <strong>die</strong> Lebensinteressen<br />

bzw. –ansprüche des Menschen vertritt<br />

liegend und letztlich doch genuiner Bestandteil des ‚naturh<strong>ist</strong>orischen Sicherheitsversprechens’,<br />

das Meyer, 1999, herausgearbeitet hat. Hobbes <strong>ist</strong> offenbar bisher als direkter Ideengeber im<br />

Schädlingsdiskurs nicht diskutiert, zumal <strong>die</strong> deutsche Staatstheorie des 18. Jahrhunderts auf Locke<br />

und Wolf und später dann auf Pufendorf und Justi rekurriert, deren anthropologischer Entwurf<br />

dem Hobbesischen diametral gegenüber steht. Hobbes geht von einer negativen, <strong>die</strong> deutschen<br />

Staatstheoretiker hingegen von einer positiven Anthropologie aus. Aus der Sicht des<br />

Schädlings <strong>ist</strong> es jedoch einerlei, ob er von einem Misanthropen oder einem Gutmenschen erschlagen<br />

wird, d.h. <strong>die</strong> Durchsetzung menschlichen Interesses gegenüber dem Schädling endet<br />

(ob im Naturzustand oder kulturell geleitet) immer in der Verdrängung oder physischen<br />

Vernichtung des Schädlings. Sie folgt damit demselben Grundmuster, das auch im menschenfreien<br />

Naturzustand realisiert <strong>ist</strong>. Damit <strong>ist</strong> – bezogen auf <strong>die</strong> Schädlingsfrage – Hobbes’ Vorstellung<br />

vom Kampf Aller gegen Alle im positiv<strong>ist</strong>ischen Sinne <strong>die</strong> richtige Beschreibung. Hobbes selbst<br />

hat übrigens das Recht auf Tötung von Tieren und <strong>die</strong> Verfolgung von Schädlingen schon vor<br />

dem Leviathan (1651) aus dem Naturrecht abgeleitet (Hobbes, 1977 [1642] S.165). Das positive<br />

göttliche Recht scheint ihm dabei Probleme zu bereiten, wird von Hobbes aber mit einem Hinweis<br />

ausgehebelt: Wenn Tiere den Menschen töten bzw. fressen könnten und dürften, dann<br />

müsste <strong>die</strong>s (und viel eher noch) auch umgekehrt gelten.<br />

C Herrmann (2006b).<br />

D Koselleck (1989), besonders S. 360 ff.<br />

167<br />

Schädlinge haben ihren ‚Sinn‛, sind nützliche Glieder im Naturhaushalt, belehren<br />

<strong>die</strong> Menschen E; Bekämpfung der Schädlinge <strong>zur</strong> Wiederherstellung des Gleichgewichts.<br />

Übertragung der Idee der Anwendung von Gewalt und des präventiven Agierens<br />

<strong>zur</strong> Durchsetzung des Eigeninteresses<br />

Ausschließlich menschliche Interessenlagen bestimmen über den vom Menschen<br />

praktizierten Umgang mit Natur<br />

Behauptet <strong>die</strong> Verantwortung des Menschen für <strong>die</strong> Biodiversität; profanisierte<br />

Version des Dominus-Terrae-Prinzips<br />

Schädlingsbekämpfung <strong>ist</strong> Teil der Pflege und Arbeit, derer das kolonisierte<br />

Natursystem bedarf F<br />

Naturwissenschaftliches Wissen, zentralstaatliche Normen und chemische Bekämpfungsmittel<br />

werden das Problem ultimativ lösen

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