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"...mein Acker ist die Zeit", Aufsätze zur Umweltgeschichte - Oapen

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Kartoffel, Tod und Teufel (2009)<br />

Die Welternährungsorganisation FAO schätzte <strong>die</strong> Weltkartoffelproduktion für<br />

2007 auf 325 Milliarden Tonnen, wovon etwa zwei Drittel in den menschlichen<br />

Konsum gingen. 531<br />

Das Internationale Kartoffel Zentrum in Peru (CIP) unterhält <strong>die</strong> weltgrößte genetische<br />

Sammlung für Kartoffelvarietäten, darunter mehr als 100 wilde Arten aus<br />

acht Lateinamerikanischen Ländern und 3.800 traditionelle Landrassen aus den<br />

Anden. 532 Das CIP informiert mit einem „Welt Kartoffel Atlas“ über den weltweiten<br />

Anbau. 533<br />

Als Rohstoff hat vor allem Kartoffelstärke wirtschaftliche Bedeutung. Sie wird<br />

als Klebstoff, Bindemittel, Füllstoff und Strukturmittel in der Pharmazeutischen<br />

Industrie sowie in der Textil-, Holz und Papierherstellung eingesetzt. In der Ölfördertechnik<br />

wird sie als Waschmittel für Bohrlöcher genutzt. Kartoffelstärke <strong>ist</strong> ein<br />

vollständig biologisch abbaubarer Zuschlag in der Herstellung von Polystyrolen<br />

und anderen Kunststoffen, u.a. für <strong>die</strong> Herstellung von Einweggeschirr und Bestecken.<br />

Aus Kartoffelabfällen, <strong>die</strong> nicht weiter verarbeitet oder verwendet werden können,<br />

lassen sich erhebliche Mengen treibstofffähigen Ethanols gewinnen. Das Verfahren<br />

gilt jedoch gegenüber einer Ethanolgewinnung direkt aus Getreide, Mais<br />

u.a. gegenwärtig als teuer, wäre ökologisch aber der gebotene Weg.<br />

2 Die Kraut- und Braunfäule der Kartoffel<br />

2.1 Ein Pilz bringt Hunger und Tod<br />

Erstaunlicher Weise blendet das kollektive Gedächtnis Europas aus, dass <strong>die</strong> großen<br />

Kartoffel-Missernten von 1845 und danach nicht nur Irland betrafen. Die<br />

Folgen waren eine kontinentweite Erschütterung, regionale Hungersnot, Tod und<br />

Auswanderung: „Selten hat eine Pflanzenkrankheit so tief in das politische und<br />

soziale Leben eines Landes eingegriffen wie <strong>die</strong> Kraut- und Braunfäule der Kartoffel.“<br />

534 Eigentlich kennt <strong>die</strong> Geschichte keinen vergleichbaren Fall. Die Krise<br />

konnte in Irland eine besondere Intensität erreichen, weil <strong>die</strong> Kartoffelfäule dort<br />

nicht nur ungewöhnlich heftig auftrat, sondern zu einem andauernden Problem<br />

wurde, das erst mit den chemischen Bekämpfungsmitteln der 1920er Jahre reduziert<br />

werden konnte. 535 Und <strong>die</strong> Krise traf Irland besonders hart, weil es gleichzeitig<br />

den größten Teil seiner Agrarprodukte an England abzugeben hatte.<br />

531 http://www.potato2008.org/en/index.html - (16.4.2009)<br />

532 http://www.cipotato.org/ - (18.4.2009)<br />

533 http://research.cip.cgiar.org/confluence/display/wpa/Home - (18.4.2009)<br />

534 Schöber-Butin, S. 6<br />

535 Solar, S. 114<br />

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