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"...mein Acker ist die Zeit", Aufsätze zur Umweltgeschichte - Oapen

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Heuschreckenkalamitäten in Brandenburg (2010) 361<br />

wähnung von Schadenspotentialen bzw. von Schäden erhält dadurch ein besonderes<br />

thematisches Gewicht.<br />

Nach einer kurzen Einführung in <strong>die</strong> Heuschreckensystematik widmete Krünitz<br />

den größten Teil seines Artikels der mitteleuropäischen Bedeutung der Wanderheuschrecke.<br />

682 Einen frühen Einfall <strong>die</strong>ser „schädlichsten Art der Heuschrecken“<br />

im Nachbarland Polen und in Schlesien nannte er für 1475. Zur Anwesenheit<br />

von Schwärmen in der Mark Brandenburg schrieb er: „Und wegen der Beschaffenheit<br />

des Bodens und der Nachbarschaft mit Polen, haben auch einige Provinzen<br />

der Mark Brandenburg, nebsteinem Theile von Pommern, Schlesien und<br />

der Niederlausitz, seit undenklichen Jahren, das Unglück gehabt, daß ihre Felder,<br />

Gärten, Weinberge und andere Fruchtländer, durch <strong>die</strong> Zugheuschrecken abwechselnd<br />

verwüstet worden sind.“ Im Laufe des Artikels hob er für <strong>die</strong> Mark besonders<br />

<strong>die</strong> Jahre 1731, 1749, 1750, 1752 und 1753 als Heuschreckenjahre hervor.<br />

Es folgte eine Beschreibung von Morphologie, Verhalten und Lebenszyklus<br />

der Kerfe, denn „man muß aber seinen Feind völlig kennen, wenn man sich in eine<br />

gehörige Verfassung gegen ihn setzen soll.“ Krünitz erläuterte unter anderem bereits,<br />

wie sich eine mitteleuropäische Landplage aus einer steigenden Populationsdichte<br />

in den südosteuropäisch-vorderasiatischen Verbreitungsgebieten der Insekten<br />

entwickeln konnte; wie <strong>die</strong> Tiere Kräfte sparend „wie eine Wolke“ „mit dem<br />

Winde streichen“ und warum <strong>die</strong> Landschaftsstruktur und der sandige Boden<br />

Brandenburgs ihnen ideale Bedingungen boten, solange <strong>die</strong> Klimafaktoren in einem<br />

tolerierbaren Maß blieben.<br />

Fast alle Feldfrüchte im Winter- sowie im Sommerfeld seien dem Fraß der<br />

Heuschrecken ausgesetzt. Eine der wenigen Ausnahmen bildete nach Krünitz der<br />

Buchweizen.<br />

Die von ihm genannten Bekämpfungsmaßnahmen gegen <strong>die</strong> Heuschrecken<br />

gaben im Wesentlichen den Inhalt der preußischen Edikte wieder, 683 welche er<br />

auch zitierte, beginnend mit dem Edikt vom 13. April 1731. Besonders wichtig<br />

erschienen ihm das Pflügen der Äcker <strong>zur</strong> vorgesehenen Feldbauzeit und das Aufsammeln<br />

der Eier auf Feldern, Brachen und Säumen im Herbst und Frühjahr.<br />

Gegen <strong>die</strong> jungen, noch nicht flugfähigen Heuschrecken empfahl er das Eintreiben<br />

von Schweinen und das Zusammentreiben der Sprengsel in Gräben. Die<br />

1752er/53er Edikte gab er sehr ausführlich, wenn auch in eigener Formulierung<br />

wieder (hierzu s.u.).<br />

Zeitlich später als Krünitz veröffentlichte Borgstede eine Stat<strong>ist</strong>ische Topographie<br />

Brandenburgs.684 Borgstede erstellte sehr sorgfältige und umfassende Artenl<strong>ist</strong>en<br />

von Tieren und Pflanzen der Kurmark, erwähnte aber <strong>die</strong> Heuschrecken überraschender<br />

Weise nicht. Die Insekten zählte er – ausdrücklich ihrer Artenvielfalt<br />

682 Krünitz, Lemma „Heuschrecke“, S. 385 ff.<br />

683 Ebd.: S. 424 ff.<br />

684 Borgstede (1788): Beschreibung.

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