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"...mein Acker ist die Zeit", Aufsätze zur Umweltgeschichte - Oapen

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Schädlinge in Brandenburg (2007)<br />

� H<strong>ist</strong>orische Schädlingsbekämpfungen<br />

3.1 Vorerwägungen oder Schädlinge als zwangsläufige Hervorbringung des<br />

Agrarregimes<br />

Gegenüber deduktiven, logischen Ableitungen stehen <strong>die</strong> primär abduktiven Empirien,<br />

mit denen man sich <strong>die</strong> Schädlinge vom Halse schaffen will.<br />

In <strong>mein</strong>er Betrachtung habe ich zwei Mängel ein<strong>zur</strong>äumen: Der erste Mangel betrifft<br />

<strong>mein</strong>e Unkenntnis über <strong>die</strong> Entwicklung der Landwirtschaft und <strong>die</strong> Agrarkrisen des<br />

späten 18. und des 19. Jahrhunderts sowie <strong>die</strong> in <strong>die</strong>sem Aufsatz geübte Ausblendung<br />

der forstlichen Schädlingsbekämpfung. 274 Es <strong>ist</strong> zwar beispielsweise völlig unstreitig,<br />

dass allein <strong>die</strong> Aufhebung der Dreifelderwirtschaft und Feldge<strong>mein</strong>schaften sich mindestens<br />

teilweise nachteilig auf <strong>die</strong> Lebensbedingungen einzelner Schädlingsarten (z.B.<br />

Heuschrecken) auswirkte, gleichzeitig werden andere Organismen zum Ausweichen in<br />

<strong>die</strong> Kulturen gezwungen und damit gleichsam ‚Nachrücker‛ in der Schädlingsreihe<br />

gewesen sein. Aber eine Gesamtbetrachtung des Themas unter angemessener Berücksichtigung<br />

der Agrarentwicklung und der Forstschädlingskalamitäten übersteigt nicht<br />

zuletzt den Rahmen <strong>die</strong>ses Aufsatzes. Für <strong>die</strong> Behandlung der weiter unten behandelten<br />

Fragen <strong>ist</strong> <strong>die</strong>se Beschränkung jedoch unerheblich, weil <strong>die</strong> gefundenen Schlussfolgerungen<br />

und Bewertungen davon im Grundsatz unbeeinflusst bleiben.<br />

Grundsätzlich spielt für <strong>die</strong> Geschichte der Schädlingsbekämpfung das in der<br />

Ökologie eminent wichtige Phänomen des ‚Nachlaufens‛ von Entwicklungen eine<br />

große Rolle. Wegen der Resilienz ökologischer Systeme führt jede Änderung innerhalb<br />

des Systems nur zu einer allmählichen Anpassung, und zwar mit zeitlicher Verzögerung,<br />

d.h., innerhalb des Systems laufen <strong>die</strong> Anpassungsänderungen noch längere Zeit<br />

weiter, obwohl <strong>die</strong> Stellgröße selbst schon lange nicht mehr geändert wird. Werden<br />

nun Änderungen im Agrarsystem umgesetzt, machen sich auf der Schädlingsebene<br />

<strong>die</strong>se Änderungen notwendiger Weise erst mit Verzögerungen bemerkbar. Der Gedanke<br />

kann mit einer Kurve illustriert werden, <strong>die</strong> den grundsätzlichen Zusammenhang<br />

zwischen Biodiversität (BD) und Eingriffsintensität qualifiziert. Danach führt landwirtschaftliche<br />

Nutzung zu Zeiten des alten Agrarregimes (das zunächst bis in <strong>die</strong> Mitte<br />

des 19. Jahrhunderts gedacht werden muss) wegen des Mosaikcharakters und der kleinräumigen<br />

Parzellierung der Landschaft zu einem Biodiversitätsanstieg, <strong>die</strong> Artenzahlen<br />

pro Fläche Kulturlandschaft nimmt zu, also auch <strong>die</strong> Diversität von Schadorganismen.<br />

Oberhalb einer gewissen Eingriffstiefe nimmt <strong>die</strong> BD dann ab (Abb.1).<br />

274 Sie wird im Graduiertenkolleg 1024 von Katharina Engelken verfolgt.<br />

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