06.01.2013 Aufrufe

"...mein Acker ist die Zeit", Aufsätze zur Umweltgeschichte - Oapen

"...mein Acker ist die Zeit", Aufsätze zur Umweltgeschichte - Oapen

"...mein Acker ist die Zeit", Aufsätze zur Umweltgeschichte - Oapen

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

<strong>Umweltgeschichte</strong> wozu? (2009)<br />

chert 449 – eine Rückversicherung, mit der das Entfernen der Projekte vom wissenschaftlichen<br />

Mainstream erschwert wird. Und warum veröffentlicht <strong>die</strong> Deutsche<br />

Forschungsge<strong>mein</strong>schaft etwa mit den „Perspektiven der Forschung und ihrer<br />

Förderung“ regelmäßig einen Fünfjahresplan, 450 wenn von ihm nicht eine gewisse<br />

Selbstbindung an den dort skizzierten thematischen Rahmen ausgehen soll? Zweifel<br />

daran, dass <strong>die</strong> Bewegungsspielräume der Wissenschaft von gesellschaftlich<br />

gelenkten Vorstellungen und Geldmitteln abhängen, kann nur derjenige haben, der<br />

noch nie dem Zwang <strong>zur</strong> Formulierung von Antragsprosa, der Suche nach den<br />

passenden Schüsselbegriffen ausgesetzt war und sich noch nie dem Wohlwollen<br />

einer Gutachtergruppe zu stellen hatte. So, wie <strong>die</strong> geldabhängige Wissenschaft<br />

organisiert <strong>ist</strong>, wohnt ihr der Zwang <strong>zur</strong> Anbiederung an <strong>die</strong> Strukturen und an <strong>die</strong><br />

Philosophien der Drittmittelgeber inne. Allerdings tun beide Seiten so, als ginge es<br />

immer nur um <strong>die</strong> Sachen, nie um Interessen. Selbstverständlich <strong>ist</strong> der Wissenschaftler<br />

frei und darf denken, was immer er will. Aber sein Denken, für das er um<br />

Subventionierung nachsucht, wird begrenzt durch den Fluss des Geldes. Es liegt<br />

außerdem in der Logik eines solchen Systems, dass der gesellschaftliche bzw. institutionelle<br />

Einfluss auf <strong>die</strong> Forschung umso höher sein wird, umso höher <strong>die</strong>se<br />

Forschung subventioniert <strong>ist</strong>.<br />

Anlässlich <strong>die</strong>ser Feststellung müsste man nach den Geldmengen suchen, <strong>die</strong><br />

in umwelth<strong>ist</strong>orische Projekte fließen, um auf <strong>die</strong>sem Wege eine erste Vorstellung<br />

von der gesellschaftlichen Relevanz der <strong>Umweltgeschichte</strong> zu erhalten. Dass <strong>die</strong><br />

Mittel auf der institutionellen Seite bescheiden sind, wurde bereits festgestellt. Immerhin<br />

sind <strong>die</strong> Drittmittelgeber aufgeschlossener, als es zunächst erscheint. Doch<br />

konzentriert sich <strong>die</strong> Förderung dabei in einem allge<strong>mein</strong>eren Sinne auf ge<strong>ist</strong>es-<br />

und sozialwissenschaftliche Behandlung von Umweltthemen und praktisch nicht<br />

auf umwelth<strong>ist</strong>orische. 451 Immerhin enthielt <strong>die</strong> „Nachwuchsförderung in der fächerübergreifenden<br />

Umweltforschung“ der VW-Stiftung (Förderzeitraum bis<br />

2006) zwei archäologische Projekte.<br />

Insgesamt gesehen liegt mit dem Göttinger Graduiertenkolleg 1024 daher eine<br />

bemerkenswerte Fördermaßnahme vor, aber abgesehen von singulären und eher<br />

persönlichen als strukturellen Erfolgen, binden umwelth<strong>ist</strong>orische Projekte in der<br />

Bundesrepublik keine erheblichen Geldmengen. Nach <strong>die</strong>sem Maßstab <strong>ist</strong> <strong>Umweltgeschichte</strong><br />

eine wenig relevante Wissenschaftsrichtung. Wegen fehlender Möglichkeiten<br />

der Nachwuchsförderung durch Stellenabsicherung wird sich absehbar<br />

daran nichts ändern (können). Die Situation am Stellenmarkt <strong>ist</strong> aber ein starkes<br />

Motiv für Graduierte, ihre weitere Qualifikation thematisch aus<strong>zur</strong>ichten. Die Perspektive<br />

einer persönlichen wirtschaftlichen Unabhängigkeit wird zu einem Krite-<br />

449 Der Geldgeber, das Natural Environment Research Council, NERC, weicht Erklärungen oder<br />

Diskussionen über <strong>die</strong>sen sonderbaren Umstand aus, wie Verf. aus eigener Gutachtertätigkeit weiß.<br />

450 Zuletzt: Deutsche Forschungsge<strong>mein</strong>schaft, Perspektiven der Forschung und ihrer Förderung<br />

2007 – 2011. Wiley-VCH, Weinheim 2008<br />

451 Eine Skizze der einschlägigen Förderlandschaft der letzten Jahre und der größeren Einzelprojekte<br />

bei Knopf 2008, S.12-14.<br />

275

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!