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"...mein Acker ist die Zeit", Aufsätze zur Umweltgeschichte - Oapen

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330<br />

energetische Risikounternehmungen sind, 614 waren gegen solche Extremschwankungen<br />

nicht zu schützen.<br />

Mit Platz vier auf der L<strong>ist</strong>e der weltweit me<strong>ist</strong>erzeugten Agrarprodukte hat <strong>die</strong><br />

Kartoffel eine absolut wichtige Rolle in der Welternährung eingenommen, ohne sie<br />

wäre <strong>die</strong> Weltbevölkerung nicht zu ernähren. Die Getreidearten, <strong>die</strong> heute Weltbedeutung<br />

haben, sind etwa 9.000 Jahre in Kultur 615 und schon früh geographisch<br />

weit verbreitet. Es <strong>ist</strong> erstaunlich, dass ihre Produktivität nennenswert erst nach<br />

1800 CE gesteigert werden konnte, und zwar seit derselben Zeit, seit der <strong>die</strong> Kartoffel<br />

mit dem Getreide zu konkurrieren begann. 616<br />

Die große Stunde der Kartoffel dürfte indes erst noch kommen, wenn nämlich <strong>die</strong><br />

bevorstehende Verknappung der Ressource Wasser zum weltweiten Überdenken<br />

der landwirtschaftlichen Produktion zwingt. Die FAO schätzt den Gehalt an „virtuellem<br />

Wasser“ in der Kartoffel mit 250 l/kg. 617 Die Bilanz der verlagerten Wassernutzung<br />

sieht für <strong>die</strong> me<strong>ist</strong>en anderen Grundnahrungsmittel nachteiliger aus:<br />

Mais 900 l/kg, Weizen 1350 l/kg, Reis 3000 l/kg. 618 Für <strong>die</strong> Erzeugung von Bioenergie<br />

hat <strong>die</strong> Kartoffel ebenfalls eine der günstigsten Wasserbilanzen. 619 Vergleichende<br />

Bilanzen für erforderlichen Dünger- und Pestizideinsatz bei der Produktion<br />

scheinen zwar noch nicht verfügbar, aber vermutlich schneidet <strong>die</strong> Kartoffel<br />

auch in solchen Bilanzen günstig ab.<br />

4.2<br />

Es grenzt fast an ein Wunder, dass <strong>die</strong> Kartoffelfäule erst nach 250 Jahren <strong>die</strong><br />

mittlerweile auch in der Alten Welt heimisch gewordene Kartoffel einholte. Das <strong>ist</strong><br />

614 Weil Menschen ohne Einfluss auf das Klima/Wetter waren und <strong>die</strong> Problematik der Schadorganismen<br />

erst seit dem 20. Jh. annähernd beherrschbar wurde. – Die Flächen-Produktivität hängt an<br />

der einsetzbaren Energie, mit der Agrarprodukte hervorgebracht werden. Wegen des Fehlens u.a. von<br />

fossil-energetischer Substitution (Maschinenkraft und Kunst-Dünger), war <strong>die</strong> Gesamterzeugung<br />

gering. Ein anderer Grund war <strong>die</strong> Unkenntnis genetischer Grundlagen und das entsprechende Fehlen<br />

von Hochle<strong>ist</strong>ungssorten und –rassen. – An <strong>die</strong> Vernichtung der Ernten bei Kriegführung <strong>ist</strong><br />

ebenfalls zu erinnern.<br />

615 Eingeschlossen <strong>ist</strong> hierin der Reis. Hingegen <strong>ist</strong> Mais mit etwa 4.500 Jahren Kultivierung jünger<br />

und erreichte erst wenige Jh.e vor Kolumbus Nordamerika. Die Kartoffel hat in Südamerika wahrscheinlich<br />

7.500 Jahre der Kultivierung hinter sich und kommt erst um 1500 CE über ihr ursprüngliches<br />

Verbreitungsgebiet hinaus.<br />

616 Damit <strong>ist</strong> das Feld der genetisch bedingten Steigerungen in der Agrarproduktion angesprochen.<br />

Sie lässt sich bis heute für den vortheoretischen Zeitraum (d.i. vor der Verbreitung der Vererbungsregeln<br />

nach 1900) nur schwer rekonstruieren.<br />

617 Der Begriff bezeichnet jene Menge Wasser, <strong>die</strong> nach einer Gesamtbilanz <strong>zur</strong> Herstellung eines<br />

Produktes benötigt wird, einschließlich auch der verdeckten Wassermengen. Werden z.B. europäische<br />

Rinder mit südamerikanischem Sojaschrot gefüttert, geht in <strong>die</strong> Wasserbilanz der in Europa produzierten<br />

Milch auch <strong>die</strong> Wasserbilanz der südamerikanischen Soja ein, weshalb auch der Begriff der<br />

„verlagerten Wassernutzung“ gebräuchlich <strong>ist</strong>.<br />

618UNESCO-IHE- water footprint; Manning<br />

619 Gerbens-Leenes et al.

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