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"...mein Acker ist die Zeit", Aufsätze zur Umweltgeschichte - Oapen

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Kartoffel, Tod und Teufel (2009)<br />

chilenischen Kultivaren nach DNA-Untersuchungen an Herbarmaterial ausgeschlossen<br />

werden. In europäischen Herbarexemplaren <strong>ist</strong> DNA chilenischen Ursprungs<br />

erst ab 1811 nachweisbar. 495<br />

Die Einführung der Kartoffel nach Deutschland erfolgte aus Italien, 496 sie <strong>ist</strong><br />

eng mit dem Namen des Botanikers Clusius (Jules Charles de l’Ècluse, 1526-1609)<br />

verbunden, dem 1588 <strong>die</strong> ersten Knollen nach Wien, und zwar aus Belgien, zugeschickt<br />

wurden (Abb. 1). 497 Die Kartoffel war zu <strong>die</strong>ser Zeit als dekorative exotische<br />

Pflanze in Herrschaftsgärten einigermaßen populär, 498 aber ihre Knollen wurden<br />

noch nicht <strong>zur</strong> Nahrung genutzt. Clusius beschreibt <strong>die</strong> Taratouffli 1601, das<br />

seitdem als „offizielles Datum“ ihrer Einführung in den deutschsprachigen Raum<br />

gilt. 499<br />

Ein früher Nachweis der Kartoffel als Zierpflanze betrifft den Berliner Lustgarten,<br />

500 der unter dem Großen Kurfürsten, Friedrich Wilhelm (1620-1688), nach<br />

niederländischem Vorbild <strong>zur</strong> barocken Gartenanlage umgestaltet wurde und seinen<br />

Namen seit 1647 trägt. Teile der Anlage <strong>die</strong>nten als Küchengarten und beherbergten<br />

exotische Pflanzen und Gewürze. Friedrich Wilhelm soll 1651 veranlasst<br />

haben, Kartoffeln in <strong>die</strong>sen Küchengarten zu setzen. 501 Es <strong>ist</strong> eine der ältesten<br />

Erwähnungen der Kartoffel in Deutschland, <strong>die</strong> sich mit einem konkreten Ort<br />

verbinden lässt. Etwa <strong>zur</strong> selben Zeit werden erste Knollen auch nach Baden,<br />

Franken, Braunschweig, Westfalen und Sachsen eingeführt. Die Bedeutung als<br />

Grundnahrungsmittel erlangt <strong>die</strong> Kartoffel in Deutschland jedoch erst durch den<br />

Feldanbau ab der zweiten Hälfte des 18.Jahrunderts (� Schauplatz Pilgamsreuth), 502<br />

im wesentlichen forciert durch admin<strong>ist</strong>rative Maßnahmen unter dem Preußenkönig<br />

Friedrich II. Der Ausbreitungsgeschichte der Kartoffel in Deutschland <strong>ist</strong> ihr<br />

im Wesentlichen noch heute gültiger Bezugsrahmen durch Denecke (1976) gegeben<br />

worden.<br />

495 Ames & Spooner. Allerdings gibt es nur wenige erhaltene Herbare aus dem 18.Jh. bzw. noch<br />

ältere. Eine „Beweiskraft“ im Hinblick auf nicht untersuchte, weil nicht herbarisierte Exemplare, <strong>ist</strong><br />

ohnehin nicht abzuleiten.<br />

496 Laufer, S. 66, von Gundlach S. 62<br />

497 Salaman, S. 90. Für <strong>die</strong> Verbreitung innerhalb Deutschlands waren aber andere Orte, etwa Kassel<br />

(1588), viel bedeutsamer als Wien (siehe Denecke)<br />

498 Unter den Bedingungen des europäischen Langtages entwickeln sich nicht an Tageslängen angepasste<br />

Kartoffelsorten zu großen Büschen, was einen Teil ihrer dekorativen Wirkung erklären mag,<br />

denn <strong>die</strong> Kartoffelblüten sind vergleichsweise klein und unspektakulär.<br />

499 Salaman, S. 88; Ames & Spooner: Dabei hat Denecke bereits 1976 <strong>die</strong>ses Datum auf 1588 korrigiert.<br />

– Spooners Auffassung [http://www.ars.usda.gov/is/pr/2005/050318.htm (3.7.09)], dass auch<br />

Kartoffel-Kultivare aus dem Chilenischen Tiefland in den Europäischen Kartoffel-Genpool entsandt<br />

hätten, steht nicht im Widerspruch zum DNA-Befund.<br />

500 Jager, S. 32<br />

501 Laufer, S.66. Elsholtz führt 1663 <strong>die</strong> Kartoffelpflanze im gedruckten Inventar der märkischen<br />

Flora auf, sein Inventar der Lustgartenpflanzen von 1657, das ebenfalls <strong>die</strong> Kartoffel erwähnt, liegt<br />

nur als Manuskript vor. Angaben über <strong>die</strong> erste Einführung der Kartoffel nach h<strong>ist</strong>orischen Quellen<br />

gehen kaum über den Wissenstand von Salaman und Laufer hinaus. Zuckermann <strong>ist</strong> unpräzise und<br />

bringt keine neuen Erkenntnisse <strong>zur</strong> Einführungsgeschichte.<br />

502 Barth<br />

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