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"...mein Acker ist die Zeit", Aufsätze zur Umweltgeschichte - Oapen

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404<br />

Weil Menschen Augenwesen sind, erreicht sie ein Bild unmittelbarer als das gesprochene<br />

oder gelesene Wort. Die Verwendung des Bildes zielt darauf, im Betrachter<br />

Assoziationen freizulegen, Gedanken und <strong>die</strong> daraus resultierende Wissensproduktion<br />

in Gang zu setzen. Bildergebrauch <strong>ist</strong> in der Alltagskultur und in der Wissenschaft<br />

selbstverständlich. Dort, wo er <strong>zur</strong> Sinnerzeugung <strong>die</strong>nt, <strong>ist</strong> das Handwerkszeug der<br />

Ikonologie gefragt.<br />

Wollte jemand ernsthaft im Angesicht eines Bildes bestreiten, welches <strong>die</strong> Freisetzung<br />

h<strong>ist</strong>orischen Wissens katalysieren soll, dass „<strong>die</strong> Vergangenheit nicht das Erinnerte<br />

[<strong>ist</strong>], sondern der sich Erinnernde“ (Franz Baermann Steiner)? Für <strong>die</strong> Kunstgeschichte<br />

wie für <strong>die</strong> Geschichtswissenschaft sind kontextuell verwendete Bilder als<br />

Quelle daher immer ein <strong>zur</strong> Vorsicht gemahnendes Terrain gewesen, 755 und ihrer umwelth<strong>ist</strong>orischen<br />

Verwendung wird eine sehr penible Prüfung vorausgehen müssen.<br />

Unzweifelhaft erscheinen Bilder wegen des Impulses, den sie beim Betrachter hervorrufen,<br />

viel subjektiver als ein Text. Während sich <strong>die</strong> Position des Autors während<br />

des Lesens im Leser aufbauen kann, hat das Bild wegen seiner Totalität und sofortigen<br />

Präsenz keine solche Chance der allmählich fortschreitenden emphatischen Rezeption.<br />

Das Bild bindet sofort emotional und gibt dem rationalen Korrektiv lediglich <strong>die</strong> nachgeordnete,<br />

<strong>die</strong> zweite Chance.<br />

Die Verwendung von Bildern <strong>ist</strong> wirkungsvoll, weit reichend und vor allem didaktisch<br />

produktiv. Für Makowski & Buderath waren <strong>die</strong>jenigen Bildelemente, an <strong>die</strong> sie<br />

ihre Erläuterungen knüpften, immer Abbildungen des Realen, waren immer Belege für<br />

das Vorkommen von Folgezuständen innerhalb ökologischer Prozesse, eine vielleicht<br />

etwas zu engagierte Position <strong>die</strong>ser Autoren und eine gewisse Schwäche ihrer Argumentation.<br />

Bilder enthalten mehr als positiv<strong>ist</strong>ische ontologische Zuweisungen,<br />

manchmal aber nicht einmal das. Der H<strong>ist</strong>oriker lernt, <strong>die</strong> Bewertung eines Textes<br />

nicht auf <strong>die</strong> bloßen Buchstabenfolgen abzustellen, sondern Texte auch als Produkte<br />

ihrer Leser zu begreifen, er lernt, dass Texte also nicht nur einen Sender, sondern viele<br />

Empfänger haben. Genau dasselbe gilt für Bilder. Niemand kennt <strong>die</strong> wirkliche, <strong>die</strong><br />

wahre, <strong>die</strong> immergültige Bedeutung. Denn ein Kunstwerk enthält immer auch Dinge,<br />

von denen selbst der Künstler nichts weiß. Deshalb <strong>ist</strong> <strong>die</strong> Herausforderung für den<br />

Verfasser einer umwelth<strong>ist</strong>orischen Bildanalyse einerseits ungleich größer als beim<br />

Verfassen eines üblichen „Schauplätze“-Textes. Das unglaublich Reizvollste an umwelth<strong>ist</strong>orischen<br />

Bildbeschreibungen <strong>ist</strong> aber, das es weniger Irrtümer gibt, weil der<br />

Betrachter über seinen Eindruck berichtet. Wer sagt denn, dass <strong>die</strong>ser von anderen<br />

geteilt werden müsse? Damit sie aber nicht ins Beliebige abgleitet, gilt es, eine umwelth<strong>ist</strong>orische<br />

Ikonologie zu entwickeln. Hierzu sei aufgefordert.<br />

755 Für <strong>die</strong> Kunstgeschichte genügt der Hinweis auf den Klassiker Panofsky (1975, 1980). – Der<br />

H<strong>ist</strong>orischen Bildkunde wird seit einiger Zeit in den Geschichtsdisziplinen theoretisch wie praktisch<br />

zunehmende Aufmerksamkeit zuteil. Auch hierfür sei ein früher Wegbereiter (Keyser) und als Stellvertreter<br />

für <strong>die</strong> gegenwärtige Breite Burke benannt.

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