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"...mein Acker ist die Zeit", Aufsätze zur Umweltgeschichte - Oapen

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300<br />

Rohstoffindustrie etabliert und hatte in <strong>die</strong>sen Bereichen mit dem Getreide gleich<br />

gezogen.<br />

In der Bundesrepublik wurden 2005 auf rund 280.000 ha Kartoffeln erzeugt, im<br />

Mittel der Jahre 2000 – 2006 rund 110 Mio. Tonnen. Fast <strong>die</strong> Hälfte der deutschen<br />

Kartoffeln werden in Niedersachsen produziert, 515 mit einem Schwerpunkt in den<br />

Heidegebieten. Vor allem hier sind <strong>die</strong> Kartoffelkulturen landschaftsbildend geworden,<br />

weil <strong>die</strong> Kartoffel eine ideale Frucht für <strong>die</strong> leichten Böden <strong>ist</strong>.<br />

Große Anteile der Kartoffelerträge werden in der Tierproduktion eingesetzt. Rinder<br />

können täglich bis zu 20kg rohe Kartoffeln verzehren; Schweine mästet man<br />

mit einer Diät aus gekochten Kartoffeln. Dabei werden Kartoffelschnitzel ohne<br />

Energieaufwand in der Silage durch <strong>die</strong> Fermentationshitze gegart. Durch <strong>die</strong><br />

Verwendbarkeit der Kartoffel in der Tierproduktion sind langfr<strong>ist</strong>ig <strong>die</strong> Fleischpreise<br />

auf ein für viele Menschen erschwingliches Niveau gesunken.<br />

1.3 Kartoffel und Bevölkerungswachstum<br />

Der „Demographische Übergang“, also der Wechsel von hoher Reproduktion und<br />

Sterblichkeit zu niedriger Reproduktion und Sterblichkeit, der in den me<strong>ist</strong>en Europäischen<br />

Ländern im 18. Jh. begann, war ab etwa 1740 zunächst mit einem Anstieg<br />

der Gesamtbevölkerung verbunden. 516 Bevölkerungsanstieg bei gleichbleibender<br />

Agrarproduktivität bedeutet Nahrungsverknappung. 517 Die Kartoffel bot<br />

sich in <strong>die</strong>ser Situation aus zwei Gründen für eine Überwindung des Engpasses an.<br />

Einmal liegt der flächenbezogene energetische Ertrag bei der Kartoffel gegenüber<br />

Getreide in der Größenordnung fast doppelt so hoch, und <strong>die</strong> Kartoffel gilt<br />

insgesamt als ernährungsphysiologisch wertvoll durch ihren Gehalt an Proteinen,<br />

Vitaminen, Mineralien, Ballaststoffen und sekundären Pflanzenstoffen. Der höhere<br />

Flächenertrag <strong>ist</strong>, daran lässt das Beispiel des Bevölkerungszuwachses in Irland seit<br />

den Zählungen ab 1781 keinen Zweifel, ein Hauptgrund der Bevölkerungszunahme<br />

(Abb. 2). Nach Daten aus dem Jahre 1839 standen dem irischen Landarbeiter,<br />

der in <strong>die</strong> Zuständigkeit der Armengesetzgebung fiel, durchschnittlich täglich 5-6<br />

kg Kartoffeln und 1,8 l Buttermilch <strong>zur</strong> Verfügung, eine eintönige, aber ernährungsphysiologisch<br />

akzeptable Diät bei einem energetischen Äquivalent von<br />

4.720 Kcal. 518<br />

515 Stat<strong>ist</strong>isches Jahrbuch für <strong>die</strong> Bundesrepublik 2005; Nieders. Min<strong>ist</strong>erium für Ernährung, Landwirtschaft<br />

und Forsten: Landwirtschaft in Niedersachsen, 2002<br />

516 Malthus(1766-1834) war der wohl bekannteste Bevölkerungstheoretiker des ausgehenden 18. Jh.s,<br />

der <strong>die</strong> ökonomischen und bevölkerungsbiologischen Folgen zu einer langfr<strong>ist</strong>igen Perspektive verknüpfte.<br />

Malthus und sein Zeitgenosse Ricardo haben bis heute erheblichen Einfluss auf <strong>die</strong> Theoriebildung.<br />

Siehe z.B. Richerson & Boyd.<br />

517 Saalfeld, 1983<br />

518 Bittles,1988a

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