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"...mein Acker ist die Zeit", Aufsätze zur Umweltgeschichte - Oapen

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Krebse, Lachs und Hasenbraten (2006)<br />

Für Rekonstruktionen auf der Grundlage ökosystemarer Verbundkonzepte sind<br />

detaillierte Planungs- und Verwaltungskarten mit „Biotopkartierungen“ <strong>die</strong> wohl<br />

wertvollste Quellengruppe. Wir haben Beispiele solcher Karten des 18. Jahrhunderts<br />

und ihrer Auswertung vorgelegt. 158 Tatsächlich gibt es mindestens ins 17.<br />

Jahrhundert <strong>zur</strong>ückreichende Karten deutscher Regionen, <strong>die</strong> für ganze Landstriche<br />

h<strong>ist</strong>orisch-ökologische Grundaussagen liefern können, wie z.B. <strong>die</strong> bekannten,<br />

parzellen-genauen Matrikeln für Schwedisch-Pommern.<br />

Das zweite Beispiel betrifft eine erhaltene Fischartenl<strong>ist</strong>e des Mag<strong>ist</strong>rats der<br />

Stadt Küstrin, <strong>die</strong> als Zuarbeit für das epochale Werk von Marcus Elieser Bloch<br />

über <strong>die</strong> ökonomische Bedeutung von Fischen 1782 für <strong>die</strong> Flüsse Oder und Warthe<br />

erstellt wurde, und <strong>ist</strong> ein seltenes Beispiel einer authentischen Artenl<strong>ist</strong>e<br />

(Abb. 1). Würde man <strong>die</strong> Fangquoten (deren Aufzeichnungen leider Kriegsverluste<br />

darstellen) zugrunde legen, ergäben sich gute Daten zu den Populationsgrößen. So<br />

muss man sich mit Proxydaten aus Steuerl<strong>ist</strong>en behelfen, ein übliches, aber bedenkliches<br />

Schätzverfahren. Hierzu zählen auch Proxydaten, <strong>die</strong> sich aus Akten<br />

über „Brunftreg<strong>ist</strong>er“ 159 oder Schädlingsbekämpfungsmaßnahmen ergeben, u.a.<br />

etwa gegen Heuschrecken oder Sperlinge. 160<br />

Schließlich bilden enzyklopädische und wirtschaftsstat<strong>ist</strong>ische Werke eine weitere<br />

wichtige Informationsquelle, aus deren aggregierten Datensammlungen Entwicklungstrends<br />

abschätzbar werden (können). Hierfür wird z.B. der Bestand einer<br />

Leitart verfolgt und nach bestimmten Parametern auf den gesamten Artenbestand<br />

geschlossen, der <strong>zur</strong> Leitart in funktionaler Beziehung steht. Das dritte Beispiel<br />

gibt eine solche Ableitung von Artenbeständen aus den Daten einer Leitart wird in<br />

Tab. 1 wieder. Die h<strong>ist</strong>orischen Fangquoten für den Hecht, der an der Spitze der<br />

Nahrungskette steht, ermöglichen eine retrospektive Abschätzung der biologischen<br />

Produktivität eines Areals.<br />

158 Antje Jakupi, Peter Steinsiek, Bernd Herrmann, Early maps as stepping stones for the reconstruction<br />

of h<strong>ist</strong>oric ecological conditions and biota, in: Naturwissenschaften 90, (2003) S. 360–365.<br />

159 Zählungen des Wildbestandes an spezifischen Aufenthaltsorten der Tiere durch Forstbe<strong>die</strong>nstete.<br />

160 Bernd Herrmann, Die Entvölkerung der Landschaft. Der Kampf gegen „culthurschädliche Thiere“<br />

in Brandenburg im 18. Jahrhundert, in: Die Veränderung der Kulturlandschaft, hg. von Günter<br />

Bayerl und Torsten Meyer, Münster, New York, München, Berlin, 2003 (Cottbuser Stu<strong>die</strong>n <strong>zur</strong> Geschichte<br />

von Technik, Arbeit und Umwelt 22), S. 33–59.<br />

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