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"...mein Acker ist die Zeit", Aufsätze zur Umweltgeschichte - Oapen

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354<br />

stellung alle drei, sechs oder neun Jahre wiederholt wird.“660 Ein „fünfjähriger<br />

<strong>Acker</strong>“ wurde entsprechend jedes fünfte Jahr mit Roggen bestellt, lag dann ungedüngt<br />

vier Jahre brach bis <strong>zur</strong> nächsten Roggenbestellung. Die hohen Brachenintervalle<br />

entsprachen geringer Bodengüte. Die annähernden relativen Anteile <strong>die</strong>ser<br />

besonders lang brachliegenden Bewirtschaftungsflächen betrugen (umgerechnet<br />

aus Angaben von Borgstede):<br />

Gesamte<br />

Kurmark<br />

3-jährige 5-jährige 6-jährige 9-jährige 12-jährige<br />

61 % 1 % 19 % 9 % 8,5 %<br />

(Cave: <strong>die</strong> Tabelle bezieht sich auf <strong>die</strong> Brachen, nicht auf das Gesamt der <strong>Acker</strong>flächen!)<br />

Im Landesmittel der Kurmark lag ein Anteil von 29 Quadratmeilen der <strong>Acker</strong>fläche<br />

(= ca. 1650 km 2, das entspricht der doppelten Fläche des heutigen Berlin) für<br />

drei und mehr Jahre brach, eine ideale Voraussetzung ungestörter Heuschreckenentwicklung<br />

auf solchen Parzellen und für <strong>die</strong> weiter unten behandelte Frage der<br />

Heuschreckenjahre von Relevanz. Eine Aufstellung der ein- und zweijährigen<br />

<strong>Acker</strong>fluren, <strong>die</strong> <strong>zur</strong> Abschätzung der Proportionen hilfreich wäre, war noch 1803<br />

nicht verfügbar. 661<br />

Schließlich wird <strong>die</strong> Situation noch durch biologische Variabilität verkompliziert.<br />

Unter dem 30.7.1782 wurde über „4 Sorten“ von Sprengseln berichtet, <strong>die</strong> im Lebusischen<br />

Kreis aufgetaucht wären. Je ein Exemplar wurde nach Berlin geschickt, aber<br />

offensichtlich nicht aufbewahrt. Im Einzelnen waren es:<br />

„1. eine gantz grüne Art<br />

2. eine gantz graue Art<br />

3. eine graue Art mit Flecken auf dem Rücken<br />

4. eine schwartze Art mit gelben und rothen Bäuchen.<br />

Wegen der drei Sorten wird sich wohl nun nichts mehr tun lassen, da solche,<br />

wie der v.Beerfelde bemerkt, bereits flugbar und im Getreide sind…dem letzten<br />

[aber] nicht schädlich, dann sie fressen bloß <strong>die</strong> Acheln von den Ähren… Die 4.<br />

Art wird für wirkliche Heuschrecken gehalten, welche <strong>die</strong> Ähren vom Getreide<br />

herunternagen …“ 662<br />

Es wird nicht das erste Mal gewesen sein, dass sich Massenvermehrungen unterschiedlicher<br />

Heuschreckenarten synchron ereigneten. Eine exakte biologische Dif-<br />

660 Borgstede, H. von (1788): Stat<strong>ist</strong>isch-Topographische Beschreibung der Kurmark Brandenburg…<br />

Teil 1, Unger: Berlin: S. 107; ähnlich Bratring, F. W. A. (1804-09): Stat<strong>ist</strong>isch-topographische Beschreibung<br />

der gesammten Mark Brandenburg. 3 Bände, Maurer: Berlin: Bd. 1, S. 12.<br />

661 Bratring: Beschreibung, S. 12.<br />

662 Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz, II. HA, Kurmark Materien, Tit. CCLXVIII,<br />

Nr. 2, Vol. III.

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