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"...mein Acker ist die Zeit", Aufsätze zur Umweltgeschichte - Oapen

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gen stützen sich daher hauptsächlich auf <strong>die</strong> Aktenbestände der ehemaligen preußischen<br />

Staatsarchive in Potsdam und Berlin-Dahlem. Archivquellen müssen für<br />

solche Fragestellungen erschlossen werden, da sie im Hinblick auf andere Unterrichtung<br />

verfasst wurden. Für sie wird ein Merkmalskatalog entwickelt, der es ermöglichen<br />

soll, Quellengattungen, <strong>die</strong> für <strong>die</strong>sen Ansatz einen hohen Informationsgehalt<br />

besitzen, von geringwertigen zu unterscheiden. Konzepte wie das der<br />

Indikator- und Schlüsselarten gestatten es schließlich, <strong>die</strong> Suche gezielt auf solche<br />

Arten zu konzentrieren, deren Ex<strong>ist</strong>enz auf das Vorhandensein weiterer Arten<br />

hindeutet oder auf <strong>die</strong> Strukturen und Funktionen einer Lebensge<strong>mein</strong>schaft<br />

schließen lässt.<br />

Aus erreichbaren h<strong>ist</strong>orischen Quellen <strong>ist</strong> eine Übersicht über <strong>die</strong> im h<strong>ist</strong>orischen<br />

Wandel vorhandenen Fischarten erstellt worden (Abb. 1), <strong>die</strong> hier als Beispiel<br />

für <strong>die</strong> Erhebung und -Bewertung von Daten über Faunenelemente aufgeführt<br />

<strong>ist</strong>. Die Rekonstruktion für den betreffenden Oderabschnitts vergleicht <strong>die</strong><br />

ältesten Daten des Fischbestandes von 1571 mit denen von 1700, 1788 und jüngeren<br />

Quellen. Auffällig scheint eine numerische Abnahme der Arten nach der Landschaftsumgestaltung,<br />

<strong>die</strong> auffälligerweise <strong>die</strong> kleinen Fische betrifft. Tatsächlich<br />

handelt es sich um Beobachtungsartefakte, weil <strong>die</strong> Verwertung kleiner Fischarten<br />

als Naturdünger wie auch in der Schweine- und Entenmast nach 1830 keine wirtschaftliche<br />

Rolle mehr spielt und allge<strong>mein</strong> nur noch <strong>die</strong> wirtschaftlich verwertbaren<br />

Arten aufgeführt werden. Betroffen sind darüber hinaus auch Arten mit einer<br />

geringen Individuendichte. Wir vermuten, dass <strong>die</strong> zunehmende Verschmutzung<br />

der Oder durch <strong>die</strong> einsetzende Industrialisierung <strong>ist</strong>, auch durch das Schlesische<br />

Revier als einer Ursache mit Fernwirkung. Unlängst haben wir in den Archivbeständen<br />

<strong>die</strong> Fischarten für den hier untersuchten Oderabschnitt in der Originalaufstellung<br />

vom Februar 1782 gefunden, <strong>die</strong> als Grundlage für das weltberühmte<br />

Fischbuch von Marcus Elieser BLOCH (1782 – 1784) <strong>die</strong>nen sollte. Mit 31 Arten,<br />

von denen fünf als selten eingestuft werden, fällt der Bestand 1782 annähernd wie<br />

vor der Melioration aus. Die Schwankungen können noch nicht als signifikant<br />

gelten, weil sie – entsprechend der Intention des Blochschen Werkes - wieder <strong>die</strong><br />

wirtschaftlich uninteressanten Arten betreffen. Zudem unterscheidet man zu <strong>die</strong>ser<br />

Zeit zwei Arten, <strong>die</strong> heute als vier gelten. Auffallend <strong>ist</strong> u.a., dass <strong>die</strong> ehedem typische<br />

Barbe heute nicht mehr anzutreffen <strong>ist</strong>. Bemerkenswert waren auch Änderungen<br />

bei der Fischernte, also bei der Individuendichte. Hierfür liegen vereinzelt<br />

Ertragsangaben vor. Wir suchen z.Zt. noch spezifizierte Steuerl<strong>ist</strong>en, <strong>die</strong> Hinweise<br />

auf Ertragsmengen einzelner Arten geben könnten. Am deutlichsten macht sich<br />

ein Rückgang bei den Hechten bemerkbar, <strong>die</strong> ausschließlich von einer privilegierten<br />

„Hechtreißer“-Innung in Wriezen vermarktet werden durften. Die Fänge<br />

schwanken auch vor der Melioration in der ersten Hälfte des 18. Jh. beträchtlich,<br />

sie erreichen merkwürdigerweise wenige Jahre nach der Melioration ihren h<strong>ist</strong>orischen<br />

Höchststand. Dies könnte zusammenhängen einmal mit den Störungen<br />

durch Eingriffe in <strong>die</strong> Landschaft, <strong>die</strong> vorübergehend zusätzliche opportun<strong>ist</strong>ische<br />

Nutzung für Hechte ermöglichten, zum anderen mit der zunehmenden Drainage,

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