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"...mein Acker ist die Zeit", Aufsätze zur Umweltgeschichte - Oapen

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Innerfachliches (2011)<br />

Falle als Meinungsführerschaft äußert. Im deutschsprachigen Raum können beispielsweise<br />

<strong>die</strong> ver<strong>mein</strong>tlichen Ancilla-Disziplinen vieler „Archäo…“-Fächer davon<br />

ein Lied der traurigen Sorte singen.<br />

Dass wir dem Göttinger Graduiertenkolleg 818 dennoch den Namen „Interdisziplinäre<br />

<strong>Umweltgeschichte</strong>“ gegeben haben, hatte den Grund darin, dass wir zeigen<br />

wollten, dass <strong>die</strong> <strong>Umweltgeschichte</strong> nicht einer Disziplin allein gehört und dass<br />

sich Fächer tatsächlich selbstlos miteinander auf ein wissensproduzierendes Gespräch<br />

einlassen können. Außerdem wurde <strong>die</strong> Verwendung des Begriffs „Transdisziplinarität“<br />

zum Antragszeitpunkt strategisch für kontraproduktiv gehalten.<br />

Das transdisziplinäre Forschungsfeld gibt sich von vornherein für <strong>die</strong> disziplinäre<br />

Ausbeutung nicht her. Hier arrangieren sich <strong>die</strong> Akteure in neuer Weise; <strong>die</strong><br />

disziplinär erworbenen Hierarchien bestimmen nicht über <strong>die</strong> Kompetenz eines<br />

Forschers auf dem transdiziplinären Feld, sondern sind hier bestenfalls <strong>die</strong> Zugangsberechtigung.<br />

Es kommt auf <strong>die</strong> Bereitschaft und Mitarbeit des Einzelnen an.<br />

Transdisziplinäre Forschungsfelder verbinden, um an das etymologische Bild anzuknüpfen,<br />

das Wissen unterer Erkenntnisebenen zu einem neuen, komplexeren<br />

Verständnis (Wissen, Einsicht), durchaus auch nach dem Vorbild der „advanced<br />

stu<strong>die</strong>s“. Die hierbei involvierten Erkenntnisebenen beziehen sich hierarchisch<br />

aufeinander:<br />

einmal, weil das transdisziplinäre Wissen auf der Voraussetzung des disziplinären<br />

Wissens beruht,<br />

dann, weil das transdisziplinäre Wissen aus der disziplinären Ebene allein nicht<br />

entstehen kann.<br />

Es <strong>ist</strong> ein emergentes Wissen. Zu ihm führen Fragestellungen, <strong>die</strong> in einer Ursprungsdisziplin<br />

ihrer Komplexität wegen nicht beantwortet werden können oder<br />

<strong>die</strong> als Frage entstehen, zu deren Beantwortung aber besonders voraussetzungsvolle<br />

Hypothesen entwickelt werden müssen. In beiden Fällen werden disziplinären<br />

Wissensmengen zu einem Konzept bzw. einer Hypothese eigenen Rechtes zusammengefügt<br />

werden müssen. Entscheidend <strong>ist</strong>, dass <strong>die</strong> transdisziplinären Hervorbringungen<br />

zwar deduktiv <strong>die</strong> vorausgesetzten disziplinären Hervorbringungen<br />

(„Modelle“) erklären bzw. einschließen, dass sich aber <strong>die</strong> metatheoretische Ebene<br />

ihrerseits nicht einfach additiv aus dem Disziplinären ergibt. Die Ebene der transdisziplinären<br />

Metatheorie <strong>ist</strong> nach <strong>mein</strong>em Verständnis also eine autonome Ebene,<br />

<strong>die</strong> zwar der disziplinären Fun<strong>die</strong>rung bedarf, aber in ihren Betrachtungsweisen<br />

und Schlussfolgerungen von neuer Qualität <strong>ist</strong>.<br />

Ein Beispiel hierfür <strong>ist</strong> <strong>die</strong> Evolutionstheorie der Biologen. Sie <strong>ist</strong> ein autonomes<br />

Erklärungsmodell der organismischen Vielfalt, <strong>die</strong> als metatheoretische Synthese<br />

zu ihrer rationalen Fun<strong>die</strong>rung der Voraussetzungen aus Geo- und Biowissenschaften<br />

bedarf. Brächte man <strong>die</strong> Einsichten der Geowissenschaften und der<br />

Biologie nicht zusammen, was z.B. durch Ausschalten des (geo-chronologischen)<br />

818 Ge<strong>mein</strong>t <strong>ist</strong> das DFG-Graduiertenkolleg 1024.<br />

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