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"...mein Acker ist die Zeit", Aufsätze zur Umweltgeschichte - Oapen

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H<strong>ist</strong>orisierung der Schädlingsbekämpfung (2006)<br />

Schädlingen des 18. Jh., wie der Singvögel oder dem Biber, bis zu deren Schutz im<br />

ausgehenden 19. Jh.). Insofern vollzieht sich im 19. Jh., vor allem in dessen zweiter<br />

Hälfte, ein Paradigmenwechsel. Mit dem zunehmenden naturwissenschaftlichen<br />

Verständnis von der Entstehung und Wirkung der Schädlinge, werden <strong>die</strong> objektiven<br />

und rationalen Kriterien zu Grundlagen der Schädlingsbekämpfung. Gegenwärtig<br />

führt <strong>die</strong> „Biophilie“ 101 westlicher Standards zu einer weiteren Einschränkung<br />

der Bedenkenlosigkeit, da sie behauptet, dass grundsätzlich <strong>die</strong> Verantwortung<br />

für Konvivialität in der Hand des Menschen läge.<br />

Hier hätte eine vertiefende umwelth<strong>ist</strong>orische Analyse der Schädlingsbekämpfung<br />

anzusetzen. Sie müsste sich nicht nur auf <strong>die</strong> Unterschiede und Übergange<br />

ökonomischer, ökologischer und ästhetischer Begründungmuster konzentrieren.<br />

Selbstverständlich müsste sie auch den allge<strong>mein</strong>en mentalitätsgeschichtlichen<br />

Hintergrund mit Blick auf <strong>die</strong> Schädlinge herausarbeiten, darunter vor allem <strong>die</strong><br />

Bedeutung harmon<strong>ist</strong>ischer Natur- und Schöpfungsvorstellungen, welche <strong>die</strong> Forschungskonzepte<br />

des 18. Jh. und <strong>die</strong> Frühzeit des 19. Jh. bestimmen. 102 Dass dabei<br />

auch der Blick auf <strong>die</strong> besonders abgründigen Seiten der Schädlingsbekämpfung<br />

angezeigt sein kann, lehrt nicht nur <strong>die</strong> genannte Ableitung von Jansen, sondern<br />

auch <strong>die</strong> skrupellose Verwendung schädlicher Organismen in der biologischen<br />

Kriegführung. 103 Schließlich müsste der je rechtliche Rahmen der Schädlingsbekämpfungen<br />

und seine territorialen Bezüge verfolgt werden. 104 Eine solche Erörterung<br />

bezieht zweckmäßig den politischen Rahmen, in dem <strong>die</strong> Agrarwirtschaft<br />

zwischen dem 17. und 19. Jh. stattfand, mit ein und hätte den Einfluß der Agrarkrisen<br />

des 18. und des späten 19. Jh. aufzuzeigen. 105<br />

101 Stephen Kellert/Edward Wilson (Hg.): The Biophilia hypothesis. Washington 1993<br />

102 Arthur O. Lovejoy: Die große Kette der Wesen, Frankfurt 1993 [Erstausgabe 1933].<br />

103 Vgl. Erhard Geißler: Schwarzer Tod und Amikäfer. Biologische Waffen und ihre Geschichte.<br />

Berlin-Buch 2001<br />

104 Die erste übernationale Konvention im Pflanzenschutz (Reblauskonvention von 1881 mit ihrem<br />

Vorgänger von 1878) <strong>ist</strong> einerseits Ergebnis der jetzt reichsweit einheitlich geregelten Vorgehensweisen,<br />

andererseits stellt sie <strong>die</strong> gebotene funktionale Erweiterung in den kontinentalen Raum her.<br />

Begünstigt wurden <strong>die</strong>se Regelwerke durch <strong>die</strong> bereits seit Beginn des 19.Jh. einsetzende Rezeption<br />

des „Code Napoleon“ in deutschen Territorien.<br />

105 Dieter Redlhammer: Ein Blick in das 19.Jahrhundert und seine Agrargeschichte. Mitteilungen der<br />

Biologischen Bundesanstalt für Land- und Forstwirtschaft, Berlin 1998. Heft 348, S. 115-131 sowie<br />

das Einleitungskapitel in Ulrich Sucker: Anfänge der Phytomedizin. Mitteilungen der Biologischen<br />

Bundesanstalt für Land- und Forstwirtschaft, Berlin 1998. Heft 334<br />

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