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Studia SlavicaSavariensia 1999

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<strong>Studia</strong> Slavica Savariensia <strong>1999</strong>.<br />

Miran Štuhec<br />

DAS PROBLEM DER FOKALISATION<br />

1 Die Fokalisation bzw. der Fokalisationswinkel (und der daraus resultierende<br />

Fokalisationscode) lenkt die Erzählerperspektive und ist bei der Entscheidung<br />

über den Inhalt der narrativen Strategie beteiligt. Ein genauer analytischer<br />

Ansatz weist auf den Unterschied zwischen dem Betrachtersubjekt und dem<br />

Redesubjekt, darauf, daß sich von beiden auch ihr Objekt unterscheidet und daß<br />

beide Subjekte infolge ihrer Ausrichtung auf das Objekt auf eine bestimmte<br />

Weise auch vereint sind. Das ist in der Theorie schon eine zeitlang bekannt.<br />

Doch scheinen die theoretischen Bestrebungen hinsichtlich der Fokalisation an<br />

einem Punkt angelangt zu sein, an dem es notwendig wäre, das Problem auch<br />

oder vor allem vom Standpunkt seines Systemcharakters zu klären.<br />

2 Der Erzähler und der Fokalisator sind zwar verschiedene Kategorien, jede hat<br />

nämlich eine genau festgelegte Rolle, es sind aber auch zwei "unzertrennlich"<br />

miteinander verbundene Instanzen in der Kommunikationskette zwischen dem<br />

Erzählobjekt und der Rezeption oder genauer, zwischen dem Erzählsubjekt und<br />

seinem Objekt. Gerade deshalb sind wir bestrebt, beide als narratives System 1<br />

darzustellen, das nur auf der Grundlage seiner äußeren Trennbarkeit und seiner<br />

inneren Verbindung funktioniert.<br />

Der Erzähler ist die oberste Kategorie.<br />

Der Fokalisator ist die Bedingung seiner Realisation.<br />

3 Eine besondere Frage, die mit der Einführung der Fokalisation im Bereich der<br />

narrativen Strategie (Bal 1977) aufgeworfen wird und mit dem Thema meines<br />

Referats in Beziehung steht, ist das Bestehen einer personalen Erzählsituation<br />

(Stanzel 1989: 68-107). Wenn wir das Problem von der unserer Ansicht nach<br />

einzig angemessenen Ausgangsbasis betrachten, derjenigen, die dem Erzähler<br />

die oberste Rolle im Kommunikationsprozeß einräumt, dann müssen wir<br />

feststellen, daß innerhalb des narrativen Systems nur zwei Erzählsituationen, die<br />

auktoriale und die des Ich-Erzählers (und nicht drei: die auktoriale, die des Ich-<br />

Erzählers und die personale) exisitieren.<br />

Im Umfeld der auktorialen Erzählsituation ist der Erzähler ein auktorialer und<br />

verbindet sich mit der äußeren Fokalisation (NS = auk E + ä F). Im Falle einer<br />

1 Vom narrativen System (NS) spreche ich, wenn ich beide Kategorien, die des Erzählers<br />

und die des Fokalisators, berücksichtige, von der Erzählsituation (ES) dagegen in dem<br />

Moment, wenn ich nur an den Erzähler, die Erzählerperspektive, an die zum Erzähler<br />

gehörende deiktische Struktur usw. denke.<br />

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