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Studia SlavicaSavariensia 1999

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<strong>Studia</strong> Slavica Savariensia <strong>1999</strong>.<br />

die Erklärung erfolgt. Diese Situation erlaubt natürlich keine Abweichungen des<br />

Fokalisators und des Erzählers von dem Geschehen selbst. Jeder Metaeingriff<br />

würde deshalb eine Verschiebung im Fokalisationswinkel bedeuten und würde<br />

auch den Inhalt des narrativen Systems wesentlich verändern.<br />

3.2 Wenn wir von Fokalisation sprechen, denken wird also an den, der<br />

betrachtet, und an seine Position im "innerdiegetischen Universum". Das<br />

Erzählobjekt selbst ist dabei ein zweitrangiges Problem, denn es ist vollkommen<br />

abhängig vom Fokalisationswinkel und von den perzeptiven Fähigkeiten des<br />

Betrachtersubjekts. Infolge der Veränderung des Fokalisationswinkels oder des<br />

Fokalisatoraustausches verändert sich freilich auch die dem Erzähler vermittelte<br />

Perzeption des Objektes.<br />

Ferner gibt es auch die Möglichkeit einer Oberflächen- ( O F) und einer<br />

Tiefenfokalisation ( T F), zwei Möglichkeiten, die die Voraussetzung schaffen für<br />

die Perzeption des Äußeren und des Inneren des betrachteten Objektes. Die<br />

Tiefenfokalisation ist geradezu bedingt durch die Existenz der auktorialen ES,<br />

im NS, wo der Erzähler und der Fokalisator in derselben Figur vereint sind. Der<br />

auktoriale Erzähler ist nämlich die "Person", die auch zu wissen vermag, was die<br />

vertextete Person denkt, empfindet usw. und ob sie dies, wenn es mit der<br />

angewandten narrativen Strategie und den literarästhetischen Ambitionen des<br />

Textes übereinstimmt, auch erzählt. Möglich ist sie auch in den Fällen, in denen<br />

sich die psychische Struktur der Person auf besondere Weise durch ihre Taten,<br />

Gesichtsmimik, Reaktionen usw. offenbart, wenn ihre Äußerlichkeit zum<br />

Medium wird, wodurch beispielsweise Aufregung, Betroffenheit, Angst etc.<br />

auch von der realen Person zu erkennen sind.<br />

Die Tiefenfokalisation ist ein besonderes Problem und ein Bereich, wo die<br />

gesamte Erzählung offensichtlich in den Bereich der Fiktion übergeht oder im<br />

Umfeld nichtfiktionaler Texte bleibt. Das narrative System auk E + ä F (+ T F), das<br />

in der Sphäre nichtfiktionaler Texte eine ernste Störung bedeuten würde, ist ein<br />

durchaus natürlicher Bestandteil der literarischen Narration:<br />

Začel je naporno premišljevati. Obrvi in čelne gube so zabrazdale,<br />

toda misli ni spravil v ritem namišljenih korakov. Vznikale so mu<br />

podobe današnjega dne, ne kot so se vrstile, ampak največ iz<br />

dogodkov, ki sta jih z ženo doživljala na cesti. In prikazovali so se<br />

mu vaščani, čemerni in prerivajoči se, kakor gozd živih šotorov. (...)<br />

Žalostno se je zamišljal Debevc v te prikazni. Vdajal se jim je brez<br />

volje, trpek in miren; ni jim imel več kaj reči in tudi one ne njemu.<br />

(Zidar 1967: 82)<br />

(Angestrengt begann er nachzudenken. Die Augenbrauen und<br />

Stirnfalten zogen sich zu Furchen zusammen, aber er brachte die<br />

Gedanken nicht in Einklang mit dem Rhythmus der eingebildeten<br />

Schritte. Die Bilder des heutigen Tages kamen in ihm auf, nicht wie<br />

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