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Studia SlavicaSavariensia 1999

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ŠTUHEC<br />

tisoč leti in ga skušal ohraniti zase, medtem ko sta se moja prijatelja<br />

prištevala k onemu narodu, ki je s svojo kapitalistično močjo v<br />

preteklem stoletju zavladal nad tem krajem. (Voranc 1973: 184)<br />

(Auch bewunderten wir ihr Bild nicht in derselben Sprache, denn ich<br />

war der Sohn eines proletarischen Volkes, das sich an diesem Ort vor<br />

mehr als tausend Jahren niedergelassen hatte und ihn für sich zu<br />

bewahren versuchte, während meine beiden Freunde sich zu dem<br />

Volk bekannten, das mit seiner kapitalistischen Macht im vorigen<br />

Jahrhundert über diese Orte zu herrschen begann.)<br />

Voranc' Erzähler erzählt ein vergangenes Geschehen aus der zeitlichen Distanz<br />

und mit Hilfe der äußeren Fokalisation (der Fokalisator und der Erzähler sind in<br />

derselben Figur vereint), die eine Distanz im Bereich von Erfahrung und<br />

Verhalten darstellen. Deshalb sind der Erzähler und der Fokalisator nicht<br />

Teilnehmer des erzählten Objektes.<br />

4.1 Eine besondere Frage der Fokalisation sind dialogische Segmente. Die einzig<br />

mögliche Lösung dieses Problems scheint diejenige zu sein, die Dialog,<br />

Monolog und Polylog als Verschiebung im narrativen System versteht, als<br />

Verschiebung zur inneren Fokalisation und zur Ich-Erzählung innerhalb<br />

beispielsweise der globalen auktorialen Erzählsituation. Das läßt sich mit der<br />

Tatsache begründen, daß die Replik tatsächlich Besitz der vertexteten Person ist<br />

und als solche das Resultat der Beziehungen und Reaktionen innerhalb des<br />

erzählten Objektes selbst. Auf der Ebene des narrativen Systems bedeutet dies,<br />

daß in derselben Figur das Erzählsubjekt und das Betrachtersubjekt vereint sind.<br />

Im allgemeinen wäre demnach der Schluß möglich, das die Diegese der<br />

Ausdruck der äußeren, die Mimesis dagegen der inneren Fokalisation ist.<br />

F. Prešeren nahm in der 11. Terzine des Einganges seiner Dichtung Krst pri<br />

Savici (Die Taufe an der Savica) eine Verschiebung in der narrativen Struktur<br />

vor. Im ersten und im zweiten Vers lautet der Inhalt des narrativen Systems auk E<br />

+ ä F, im dritten dagegen Ich E + i F:<br />

Dalj Čertomir jim réve ne zakríva,<br />

Beséde te továršam reče zbránim:<br />

"Ne meč prégnála bó nas sréča kríva... (Prešeren 1959: 106)<br />

(Was hilft in solcher Not das Händeringen -<br />

bekennen muß jetzt Črtomir den Lieben:<br />

"Kein Schwert, das falsche Glück wird uns bezwingen." 3 )<br />

3 Zit. n. der Übersetzung von Klaus Detlef Olof: Die Taufe an der Savica. In: France<br />

Prešeren: Gedichte. Klagenfurt; Ljubljana; Wien: Hermagoras Verlag 1998. S. 99-131,<br />

hier 101.<br />

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