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Studia SlavicaSavariensia 1999

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<strong>Studia</strong> Slavica Savariensia <strong>1999</strong>.<br />

Finnougristen gebräuchliche zweite Bedeutung besitzt, in der er zur semantischen<br />

Charakterisierung der Ableitung eines Verbs aus einer Grundform durch<br />

morphologische Prozesse dient. Als Beispiel führt er die russischen Verben:<br />

chodit' ; zachodit' und otchodit' an, wo chodit' - umhergehen als nicht telisch,<br />

zachodit' - anfangen herumzugehen als ingressiv und otchodit' - aufhören herumzugehen<br />

als egressiv charakterisiert werden. Er bemerkt, daß auch der Ausdruck<br />

Aspekt nicht ganz eindeutig ist. Während er in der Slawistik und Semitistik<br />

eine Distinktion zwischen Perfektivität und Imperfektivität bedeutet, ist er<br />

auch für grammatische Phänomene wie das englische Progressiv oder das französische<br />

Imparfait verwendet. An dieser Stelle wird als Beispiel das Russische<br />

erwähnt, in dem der Aspekt eine lexikalisierte Unterscheidung verbaler Prädikate<br />

danach sei, ob sie einen Sachverhalt als vollendet oder unvollendet beschreiben.<br />

Der erste Teil dieser Aussage ist für mich annehmbar, doch der zweite<br />

scheint mir diskutabel zu sein, und zwar: der Aspekt im Russischen als in anderen<br />

slawischen Sprachen ist eine grammatikalisierte Kategorie, deren morphologische<br />

Ausdrückung durch eine Opposition von perfektiven und imperfektiven<br />

Verben realisiert wird. Um die Sache etwas zu vereinfachen könnte man sagen,<br />

wie es bei Tichonov zu lesen ist, daß im Falle solcher Sprachen, in denen der<br />

Aspekt nicht morphologisch ausgedrückt wird, einem aus einem perfektiven und<br />

einem imperfektiven Glied bestehenden russischen Verbpaar nur ein Verb entspricht.<br />

Siehe zB. das russische Verbpaar pf. delat' - impf. sdelat' vs. das deutsche<br />

machen (Tichonov 1963). Unterteilung der Präfixe in grammatische und<br />

lexikalische blickt in der Slawistik auf eine lange Geschichte zurück. Die Funktion<br />

der grammatischen Präfixe beschränkt sich auf die formale Ausdrückung<br />

der Perfektivität. Wenn sich aber ein lexikalisches Präfix mit dem Grundverb<br />

verbindet, entsteht ein neues Lexem. Die Meinungen der Aspektforscher sind<br />

darüber verschieden, welche Präfixe als nicht lexikalische zählen können. Da es<br />

zu weit führen würde, möchte ich im Rahmen dieser Rezension darauf nicht<br />

eingehen. Ich bemerke nur, daß der Aspekt im Slawischen eine grammatikalisirte,<br />

während die Aktionsart eine lexikalische Kategorie ist. Von einer Aktionsartrelation<br />

darf man nur sprechen, wenn das Präfix die Bedeutung des Grundverbs<br />

wesentlich verändert (Diesbezüglich siehe Agrell 1908; Bondarko 1993).<br />

Da der Verfasser selbst zugibt, daß die Ausdrücke Aktionsart bzw. Aspekt nicht<br />

eindeutig ist und in vielen Bedeutungen gebräuchlich sind ist mir nicht verständlich,<br />

warum er sich nicht an einer strengeren Abgrenzung den Aspekt von der<br />

Aktionsart gehalten hat, und sich für eine elastischere Interpretation entschlossen<br />

hat. Nichtsdestoweniger möchte ich darauf hinweisen, daß die von dem Autor<br />

gemachte Feststellungen /zB. daß einige Präfixe auch einen Einfluß auf die Aktionsart<br />

haben; daß die Unterscheidung perfektiv - imperfektiv auf die Aktionsart<br />

eines Prädikats Auswirkungen hat/ in vollem Umfang treffend sind. Im wei-<br />

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