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Studia SlavicaSavariensia 1999

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<strong>Studia</strong> Slavica Savariensia <strong>1999</strong>.<br />

Am 13. Juni 1878 begann der Berliner Kongreß, und er beendete zur<br />

allgemeinen Überraschung seine Arbeit erst einen Monat später, genau am 13.<br />

Juli. Die Teilnehmer hatten mit kurzen, einige Tage dauernden Beratungen<br />

gerechnet, besonders deshalb, daß dem Kongreß viereinhalb Monate vorbereitende<br />

Verhandlungen vorausgegangen waren, in denen es gelungen war, einen<br />

großen Teil der strittigen Fragen zwischen den Verhandlungspartnern zu klären.<br />

Entsprechend den Vorstellungen von Andrássy waren die sieben die Pariser<br />

Verträge von 1856 unterzeichnenden Staaten - Frankreich, Deutschland,<br />

Großbritannien, Italien, Rußland, die Österreichisch-Ungarische Monarchie und<br />

die Türkei - mit jeweils drei Bevollmächtigten und einem verhältnismäßig<br />

großen Hilfspersonal auf dem Berliner Kongreß vertreten. Die Delegationen<br />

wurden von den bedeutendsten Diplomaten und Staatsmännern dieser Zeit<br />

geführt, wie z.B. dem Gastgeber, dem deutschen Ministerpräsidenten Bismarck,<br />

dem englischen Ministerpräsidenten Lord Beaconsfield, dem russischen<br />

Außenminister Gorcsakov und dem gemeinsamen Außenminister der Österreichisch-Ungarischen<br />

Monarchie Gyula Andrássy.<br />

Der Bitte der Österreichisch-Ungarischen Monarchie folgend, schlug England<br />

dem Kongreß vor, die Monarchie mit dem Recht auszustatten, Bosnien und die<br />

Herzegowina zu besetzen, sozusagen, sollte eine christliche Großmacht das<br />

elendige Schicksal der dortigen Christen mildern. Deutschland unterstützte<br />

diesen Vorschlag weitgehend. So war Bismarck im Interesse stabiler<br />

Verhältnisse in Europa und der Bevölkerung im Osten für die Behandlung dieser<br />

Fragen auf dem Kongreß. Die Bosnien-Herzegowina-Frage sei nicht nur ein<br />

österreichisch-ungarisches Problem, sondern es sei eine allgemeine Pflicht, nach<br />

wirksamen Mitteln zu suchen, um ein brennendes Europa zu verhindern. Dazu<br />

seien Reformen in Bosnien und der Herzegowina nicht genug, sondern es müsse<br />

ein starker Staat sein, der zur Beilegung der Unruhen über die notwendige Kraft<br />

verfüge, die Ordnung wieder herstellen, das Schicksal und die Zukunft der<br />

Bevölkerung gewährleisten könne. Im Namen Deutschlands schließt sich<br />

Bismarck dem Vorschlag Englands an und empfiehlt der Hohen Versammlung<br />

dessen Annahme.<br />

Mit Ausnahme der Türkei wurde der Antrag von allen Teilnehmern angenommen.<br />

Auch Rußland hatte nichts dagegen einzuwenden. Die Österreichisch-<br />

Ungarische Monarchie war mit der internationalen Befugnis ausgestattet<br />

worden, die beiden Provinzen zu besetzen. Die Kosten der Okkupation wollte<br />

Mehrmals machte ich Kálmán Tisza darauf aufmerksam, immer die Annexion<br />

mißbilligend und auf voraussehbare Konsequenzen hinweisend. Jedes Mal gab Tisza<br />

eine ausweichende Antwort, ganz allgemein versichernd, daß aus allem dem Land kein<br />

Schaden erwachsen werde, daß alles gut geregelt sein werde.“<br />

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