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Studia SlavicaSavariensia 1999

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<strong>Studia</strong> Slavica Savariensia <strong>1999</strong>.<br />

Wenn auch nicht im Geiste und mit der Argumentation von Pesti Napló<br />

wollte Gyula Andássy, der gemeinsame Außenminister, doch die österreichischungarischen<br />

Interessen auf dem Balkan schützen. Dabei war ihm Kálmán Tisza<br />

ein guter Partner, die österreichische Seite der Monarchie dagegen nicht, weder<br />

der Monarch, noch das Militär, noch die liberale Regierung. Auf der<br />

gemeinsamen Ministerratssitzung am 24. Februar 1878, auf der Andrássy sagte,<br />

daß sich innerhalb von hundert Jahren nur einmal eine solch günstige Chance zu<br />

einem Krieg bietet, durch den die Monarchie alle mit den Slawen bestehenden<br />

Konflikte beilegen könnte, wurde der Außenminister überstimmt. Der zu<br />

erwartende Sieg Rußlands rückte die Lösung der Balkan-Frage als anstehende<br />

Aufgabe in den Vordergrund. Solche territorialen, ethnischen und konfessionellen<br />

Probleme und Streitigkeiten hätten behoben werden müssen, die es selbst<br />

bis auf den heutigen Tag nicht gelang zu lösen.<br />

Vor 1875 war die Österreichisch-Ungarische Monarchie um Bewahrung<br />

der Ruhe und des Status quo auf der Balkan-Halbinsel bemüht, um einer Orient-<br />

Krise vorzubeugen. Für sie war es am günstigsten, wenn die schwächer<br />

werdende Türkei die Geschicke des Balkans in Händen hielte und er nicht unter<br />

die Oberhoheit des Rivalen Rußland geraten würde. Dazu, daß sie an die Stelle<br />

der zerfallenden Türkei tritt, hatte sie nicht genügend Kraft, so wurde Rußland<br />

teils als Verbündeter, teils als Gegner betrachtet. Zugleich war der Balkan ein<br />

ausgezeichnetes Terrain zu dynastischer Expansion, und der Wiener Hof sowie<br />

die sogenannte militärische Partei bereiteten sich seit langem darauf vor, die<br />

„So kann es nicht weitergehen, das spüren alle, und wenn es jemand bestreiten<br />

würde, dann soll er nach Osten blicken und bedenken, was dort vorgeht, und er soll zu<br />

Hause den Ausgleich durchlesen und das Budget mit den ständigen Defiziten<br />

durchrechnen und danach sich damit einverstanden erklären.”<br />

„Es ist nicht zu leugnen, daß Tiszas Sturz notwendig ist, damit bald eine andere<br />

Politik sowohl in der orientalischen Frage als auch in den Fragen des Ausgleichs und in<br />

der internen Angelegenheiten zur Geltung kommt. ... Er setzte den Einfluß der<br />

ungarischen Nation in den auswertigen Angelegenheiten nicht durch und duldete, daß<br />

die Monarchie drei Jahre lang im Bündnis mit Rußland eine Orientpolitik führte, die die<br />

Türkei in höchste Gefahr stürzte und auch die Zukunft unseres Geschlechts unsicher<br />

macht; ...”<br />

„Tisza hat nur ein einziges Mittel, dem Sturz zu entgehen und das Vertrauen des<br />

Landes zurückzugewinnen: die Aktion gegen Rußland. ... Diese Aktion muß nicht<br />

unbedingt von Tisza geführt werden, seine bisherige Politik berechtet ihn nicht, sich an<br />

die Spitze seiner Nation zu stellen; aber wir nehmen die Aktion auch von ihm gerne an,<br />

die Nation wüde jedem - sogar Tisza - mit heller Begeisterung folgen, der sie gegen<br />

Rußland führt.”<br />

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