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Studia SlavicaSavariensia 1999

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ŠTUHEC<br />

inneren Fokalisation (NS = auk E + i F) erfolgt indes im narrativen System eine<br />

Verschiebung zur Personalitätsvariante. Es handelt sich also nicht um eine<br />

Veränderung, sondern nur um eine Verschiebung des Fokalisationswinkels. Der<br />

auktoriale Erzähler hat sich als Medium nämlich eine vertextete Person gewählt,<br />

und wenn das Objekt evoziiert ist, eine mehrmalig vertextete Person. Beim<br />

letzteren sprechen wir von einer wechselnden inneren Fokalisation. Die<br />

Personalitätsvariante ist so eine Möglichkeit des auktorialen Erzählers, abhängig<br />

von den Ansprüchen des erzählten Textes und der außertextlichen Grundlage.<br />

Ein interessantes Beispiel für die innere Fokalisation findet man in Zidars<br />

Roman Jezus iz pekla (Jesus aus der Hölle), wo die Erzählung in bestimmten<br />

Segmenten vollkommen abhängig ist von der Perzeption der vertexteten Person.<br />

Das Mittel, womit der Autor seine erwünschte Situation erreicht, ist die erlebte<br />

Rede:<br />

Legel je na hrbet in se zagledal v ozki izsek nad seboj. Vrhovi,<br />

obeljeni z mastno belino, so se zganili in se nevarno nagnili. Toda niti<br />

od enega se ni odkrušil drobec. Napenjal in razganjal jih je ritem<br />

muziciranja v čudovito grozo. (Zidar 1977: 11)<br />

(Er legte sich auf den Rücken und starrte auf den engen Ausschnitt<br />

über ihn. Die in fettes Weiß gehüllten Gipfel rührten sich und neigten<br />

sich gefährlich. Doch nicht einmal von einem brach ein Splitter ab.<br />

Ein musizierender Rhythmus spannte sie und sprengte sie<br />

auseinander in ein wundervolles Grauen. )<br />

NS = auk E + ( ä F → i F)<br />

3.1 Auch die narrative Situation des Ich-Erzählers ermöglicht eine äußere und<br />

eine innere Fokalisation: NS = Ich E + ä F und Ich E + i F. In beiden Fällen verläuft<br />

die Narration unter Berücksichtigung des Umfanges der Angaben, über die der<br />

Ich-Erzähler verfügt, und sie sind deshalb auf das Wissen der "realen" Person<br />

beschränkt. Zwischen den beiden Varianten, die zweite könnte man die<br />

Unmittelbarkeitsvariante nennen, gibt es einen wesentlichen Unterschied: im<br />

Fall der äußeren Fokalisation exisitert in Bezug zum narrativen Objekt eine<br />

räumliche, zeitliche, verhaltens-, erfahrungs- und verstandesbezogene usw.<br />

Distanz. Das heißt, daß zwischen dem Betrachtersubjekt und dem Erzählobjekt<br />

ein Unterschied besteht, der eine Gleichsetzung des Erzählers mit der vertexteten<br />

Person verhindert. Zu einer äußeren Fokalisation in der Umgebung der Ich-<br />

Erzählung kommt es nach S. Rimmon - Kennan dann, wenn mindestens eine<br />

minimale psychologische oder zeitliche Distanz zwischen dem Erzähler und dem<br />

Fokalisator besteht (Rimmon - Kenan 1984: 74).<br />

Die Unmittelbarkeitsvariante ist eine Art reine Möglichkeit, die Narration<br />

gründet nämlich auf Angaben, über die die vertextete Person verfügt, der innere<br />

Fokalisator im Moment des Geschehens oder in der Zeit, in der zugleich auch<br />

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